TransInfo

Interview: “Ohne Logistik läuft nichts. Daher muss und wird auch dort weiter optimiert und investiert”.

Lesezeit 6 Min.

Das auf Intralogositiksysteme spezialisierte Start-up VOLUME Lagersysteme GmbH hat das weltweit erste ultrakompakte, vollautomatische Paletten-Shuttle-Lager mit Einzelplatzgriff auf den Markt gebracht. Woher kam so eine Geschäftsidee? Wie wurde das Kapital aufgebracht? Vor welchen Herausforderungen steht dieses junge Unternehmen? Darüber erzählt heute CEO Mikhail Voloskov.

Agnes Sterniak, Trans.INFO: Womit genau beschäftigt sich Ihr Startup?

Geschäftsführer der VOLUME Lagersysteme GmbH: Das Geschäftsmodell der VOLUME Lagersysteme GmbH zielt auf die Entwicklung und Produktion von vollautomatischen, hoch performanten und kompakt dimensionierten, erweiterbaren Intralogistiksystemen mit hoher Packungsdichte. Derartige Lösungen sind auch angesichts des Trends zum „Urban Warehouse“ von Relevanz. Unternehmen können vor dem Hintergrund hoher Grundstückspreise in den Großstädten kleiner bauen und so zum Beispiel den wachsenden Bedarf nach Micro-Fulfillment bedienen.

Was ist einzigartig an Ihrem Produkt/Ihrer Idee?

Mit VOLUME WAVE haben wir das weltweit erste ultrakompakte, vollautomatische Paletten-Shuttle-Lager mit Einzelplatzgriff auf den Markt gebracht. Dieser Einzelplatzzugriff ist bei Kanallagern herkömmlicher Bauart nicht möglich. Kunden profitieren von einer hohen Lagerdichte und einer Leistung, die Systeme erbringen, in denen Regalbediengeräte (RBG) verfahren. Unsere Lösung beansprucht jedoch bis zu 40 % weniger Fläche.

Wann und wie sind Sie auf Ihre Gründungsidee gekommen?

Das war vor etwa 4 Jahren. Als Geschäftsführer der VOL-Stahl GmbH betrachte ich die Dinge etwas anders, als Unternehmer mit dem Fokus auf das Geschäftspotenzial. Es war offensichtlich, dass in der Logistikbranche der Automatisierungstrend in den nächsten Jahren besonders stark ausgeprägt sein wird. Auch war klar, dass entsprechende Lösungen längst existieren, jedoch ihre Schwächen haben. Vor diesem Hintergrund habe ich angefangen zu überlegen, was man besser machen kann und so entstand das Konzept einer kompakten und zugleich flexiblen Lagerung. Nach der Patentierung in 2017 habe ich angefangen, das Team zusammenzustellen, um gemeinsam die Entwicklung des VOLUME WAVE voranzutreiben. Dabei sind auch Tausende an Teststunden angefallen, in deren Verlauf wir die Leistungsfähigkeit und Funktionssicherheit nachweisen konnten. Im Oktober 2020 wurde das Shuttle-System für Paletten erstmals auf dem Markt vorgestellt. 

Woher kam das Kapital für Ihr Unternehmen?

Über VOLUME Lagersysteme hinaus besitze ich zusammen mit meinem Bruder noch diverse Firmen in der Stahlbranche, dazu zählen zwei Werke in Russland und Frankreich sowie Vertriebsgesellschaften in Europa und Asien. Diese Unternehmen sind erfolgreich und erwirtschaften hinreichend Gewinn, um die Entwicklungen bei Volume finanzieren zu können und das Startup zu unterstützen, bis es selbst fest auf dem Boden steht.

Was waren die größten Hindernisse bei der Gründung Ihres Startups?

Die größte Herausforderung bestand sicherlich darin, qualifiziertes Personal zu finden. Aber das ist gelungen und wir sind schnell zu einem hochmotivierten, interdisziplinär besetzten Team zusammengewachsen, das stets auch über den Tellerrand blickt und Nischen bzw. Lücken identifiziert.

Was war der Wendepunkt, als die ersten Kunden auftauchten und Sie zu glauben begonnen haben, dass dies funktionieren würde?

Dass es funktionieren würde, davon waren wir von Anfang an überzeugt. Zuspruch kam während der Entwicklungsarbeiten aber auch von Experten aus dem universitären und industriellen Bereich, die den Innovationscharakter unseres Paletten-Shuttle-Lagers unterstrichen. Und die Resonanz auf einer Präsenzveranstaltung, wo wir Anfang Oktober 2020 das System erstmals öffentlich vorgestellt haben, war schlicht enorm. Daraus resultierten direkt konkrete Anfragen und Terminvereinbarungen.

Was hätten Sie rückblickend in der Startphase anders gemacht?

Ich würde mir wünschen, dass wir das Tempo bei der Entwicklung steigern, um unsere Lösung dem Markt frühzeitiger vorstellen zu können. Wenn ich jedoch überlege, wie umfangreich und komplex diese Arbeiten inklusive Tests waren, bin ich mir nicht ganz sicher, ob eine solche Phase überhaupt beschleunigt werden kann. 

Welche Tipps würden Sie anderen Startup-Gründern geben, die gerade erst anfangen?

Wenn, wie in unserem Fall, die Entwicklung eines Produkts lange dauert und es noch keine vergleichbaren Lösungen am Markt gibt, dann ist es enorm wichtig, gleich anfangs ein Feedback von potenziellen Kunden oder Branchenexperten einzuholen. Und später, während der Entwicklung, sollte man sich in Zeitabständen die Marktrelevanz des Produktes regelmäßig bestätigen lassen. Das verstärkt den eigenen Glauben in das Produkt und hilft, das Team über lange Zeit motiviert zu halten. Zudem ist es möglich, von Beginn an Features einzubauen, die die Kunden wünschen und auf die man bis dato unter Umständen noch nicht selbst gekommen ist.

Was ist die größte unmittelbare Herausforderung für Ihr Unternehmen und wo sehen Sie sich selbst in 5 Jahren?

Zu den größten Herausforderungen zählen aktuell sicherlich die Corona-Pandemie, der weltweit zunehmende Protektionismus und Handelskonflikte. Das alles zieht enorme Unsicherheiten nach sich. Aber ohne Logistik läuft nichts. Daher muss und wird auch dort weiter optimiert und investiert. In 5 Jahren sehe ich mich weiterhin als Geschäftsführer der VOLUME Lagersysteme GmbH, einem moderat gewachsenen Branchenplayer, der kontinuierlich Lösungen auf den Markt bringt, die den Kunden einen tatsächlichen Mehrwert bieten. 

Was würden Sie tun, wenn Sie kein Startup-Unternehmen gründen würden?

Ich würde weiter Stahlprofile verkaufen und nach einer Nische suchen, wo ich meine Ingenieurideen nutzbringend einsetzen kann. Also, früher oder später würde ich sowieso ein Startup gründen.

Foto:  Mikhail Volosko, Geschäftsführer der VOLUME Lagersysteme GmbH

Shuttle-Detailansicht_Volume

Tags