Natalia Jakubowska, Trans.iNFO: Wie blicken Sie auf das Jahr 2022 zurück?
Martin Königstein, Geschäftsführer bei pfenning logistics: Wir können bei pfenning logistics zufrieden sein mit dem, was wir 2022 erreicht haben – auch wenn das Geschäftsklima allgemein sowie die Anforderungen an unser Geschäft aufgrund der Pandemie, des Kriegs in der Ukraine sowie der schwachen Konjunktur sehr volatil und fordernd waren. Unsere Unternehmensgruppe ist 2022 mit Neugeschäften sowie zwei Akquisitionen weitergewachsen, genauso wie unser Lager- und Transportnetzwerk. Die Strategie des wohlüberlegten und kontinuierlichen Wachstums war sicherlich richtig, um auf die Bedürfnisse von Bestands- und Neukunden eingehen zu können. Der Wirtschaftsbereich und auch wir stehen trotz gestörter Lieferketten stabil da.
Mit dem Spatenstich sowie der Grundsteinlegung für unseren dritten multicube bei Bad Hersfeld haben wir erfolgreich Meilensteine erreicht und können 2023 operativ mit unserem Ankerkunden, der Nestlé Deutschland AG, starten.
Insgesamt freut es mich vor allem, dass wir die Geschäftsbeziehungen zu unseren Kunden aus den sechs Branchen Konsumgüter, Lebensmittel, Chemie, Pharma, Automotive und Industrie sowie Handel intensivieren und ausbauen konnten, weil wir aufgrund Flexibilität und dem Engagement im Team auch kurzfristige Anfragen bedienen konnten. Hier spielen unsere flexiblen Personalservices, aber auch unser neu lanciertes Konzept WAREhouses+ für kurzfristige Bedarfe eine entscheidende Rolle. Einige unserer Kunden haben als Konsequenz der gestörten Lieferketten angefangen, Pufferbstände aufzubauen.
Was ist Ihr persönliches Branchenwort des Jahres?
Resilienz – was nach meinem Verständnis in den aktuellen Zeiten für Stabilität gegen Widerstände und Anpassungsfähigkeit nach äußeren Einflüssen zugleich steht. Wir überprüfen permanent unser Geschäftsmodell sowie Dienstleistungsportfolio und passen sie neuen Herausforderungen sowie Bedürfnissen am Markt an. Das macht unseren Erfolg aus.
Was erwarten Sie mit Blick auf die Transport-und Logistikbranche für 2023?
Die allgemeine Lage wird 2023 zunächst genauso fordernd,da uns die Energiekrise, das Zinsniveau und die Inflation weiter in Atem halten. Ich erwarte allerdings auch, dass Politik und Wirtschaft nächstes Jahr gemeinsam an Lösungen arbeiten und der Ausblick zum Jahresende 2023 sowie im Jahr 2024 deutlich positiver wird. Wir haben weiterhin eine starke Wirtschaftskraft, innovative Konzepte sind wichtiger denn je. Das bedarf weiterer Investitionen in Immobilien, Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Automatisierung.
Die Herausforderungen werden zudem sowohl durch volatile Mengen, der Individualität der Dienstleistung, dem Fachkräftemangel als auch in der Komplexität zunehmen. An allen Bereichen werden wir arbeiten. So verstärken wir nochmals unsere Recruiting-Aktivitäten über Deutschland hinaus. Hier ist es notwendig, dass die Behörden dabei unterstützen, die Prozesse so unbürokratisch wie möglich zu gestalten.
Welche Aktivitäten und Projekte stehen bei Ihnen für das Jahr 2023 auf der Agenda?
Wir konzentrieren uns sowohl auf den Ausbau unserer physischen Präsenz in Form von Lagerstandorten als auch auf die Festigung unseres Serviceportfolios. Dies wird 2023 organisch erfolgen, kann aber auch um anorganisches Wachstum ergänzt werden.
Konkret planen wir die Fertigstellung und den Hochlauf unserer neuesten Projektentwicklungen: des multicube osthessen in Mecklar sowie des freshcube osthessen in Bad Hersfeld. Der multicube osthessen wird wie all unsere Entwicklungen höchsten Nachhaltigkeitsstandards gerecht, diesmal streben wir auch die Klimaneutralität im Betrieb an. Darüber hinaus sind neue Standorte bei Berlin und im Elsass in Planung.
Durch mögliche Zukäufe können wir zusätzliche Branchenexpertise integrieren, etwa im Bereich E-Commerce, Value Added Services oder auch regionale Expertise. Daneben gehört auch der Blick auf neue Tools und Technologien, die uns dabei helfen können, unsere Services flexibler und effizienter zu machen oder Prozesse unter Anreichung von KI-Ansätzen zu optimieren bzw. zu vereinfachen. Automatisierung physischer Prozesse erproben wir ebenso wie den Einsatz von Algorithmen. Anwendungsbereiche gibt es viele, vom Lkw bis zum Kommissioniervorgang im Lager.
Die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit beschäftigen uns sehr, weil wir als familiengeführtes Unternehmen eine starke Verwurzelung zur Region haben. Es obliegt uns, mit den Ressourcen des Planeten möglichst sparsam umzugehen. Die Haupthandlungsfelder für uns liegen dabei beim Bau und der Energieversorgung der Logistikimmobilien sowie beim Transportwesen. Wir entwickeln unsere Logistikkonzepte deshalb von Anfang an so, dass möglichst wenig CO2- Emissionen entstehen.
Welche Tipps würden Sie Unternehmen für ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2023 geben?
Es zahlt sich aus, sich auf die eigenen Stärken oder Produkte zu konzentrieren und für offene Handlungsfelder neue Kooperationspartner zu finden. Zusätzlich wird es darum gehen, die Prozesse so effizient und optimiert zu gestalten, um einerseits kostenbewusst agieren zu können und andererseits die Sicherheit in der Supply Chain abbilden zu können. Unsere Welt ist immer vernetzter, daher gilt es, die entstehenden Synergien von Digitalisierung, Plattformlösungen und Künstlicher Intelligenz zu nutzen. Wir sprechen mit unseren Kunden auf Augenhöhe und entwickeln proaktiv sehr individuelle und maßgeschneiderte Lösungen, die einerseits die Trends und Entwicklungen am Markt abdecken und andererseits aber auch immer die wirtschaftliche Komponente im Blick haben.