Da Volkswagen weiterhin seine Sparziele verfehlt, plant der Konzern eine umfassende Restrukturierung und will ein noch strikteres Sparprogramm einfahren. Nicht ausgeschlossen sind auch Werkschließungen und Einschnitte im Personal. Medienberichten zufolge könnte auch mindestens ein Werk in Deutschland geschlossen werden. Die Vereinbarung, die die Beschäftigung des Personals bis 2029 sichern sollte, wurde seitens des Konzerns aufgelöst.
Die Sparmaßnahmen sollen der Volkswagen AG vier Milliarden Euro einbringen.
Arbeitnehmervertreter und Gewerkschaften zeigten sich entsetzt und haben bereits Widerstand gegen die Pläne von VW angekündigt.
Autoindustrie steckt in der Krise
Die schlechte Lage in der Autoindustrie bestätigt auch eine im Juli veröffentlichte Studie der Managementberatung Horváth. Die befragten Automotive-Unternehmen erwarten fast kein Wachstum und nur eine geringe Umsatzsteigerung.
Wiederkehrender Tenor der Gespräche war: Wir dachten, der Kostendruck kann nicht weiter steigen – und wurden eines Besseren belehrt, sagt Frank Göller, Partner und Automotive-Experte bei Horváth.
Viele Unternehmen sehen sich an ihren finanziellen Grenzen, vor allem die OEMs und kündigen Kostenoptimierungen an.
Die Zukunft der Automobilbranche ist überwiegend elektrisch und die Hersteller halten zurecht an dieser langfristigen Strategie fest. Die Nachfrage nach E-Autos steigt weltweit und auch in Europa, auch wenn in Deutschland die Nachfrage aktuell schwächelt. Die Übergangsphase von traditionellen Antrieben zu E-Fahrzeugen wird aber deutlich länger dauern als noch vor wenigen Jahren gedacht. Entsprechend investieren die Hersteller auch weiterhin in Verbrennerfahrzeuge, um diese wettbewerbsfähig zu halten und die Marktpotenziale weiter ausschöpfen zu können, sagt Frank Göller.
Als Herausforderung und Automotive-Trend nannten die Unternehmen neben der Elektromobilität auch die Transformation vom traditionellen Automobilbau zum „Software-defined vehicle“.
Die Software und digitalen Fahrzeugapplikationen sind riesige Herausforderungen für europäische Autohersteller und werden wesentlich über den künftigen Markterfolg entscheiden, so Göller.
Deutschland verliert an Bedeutung
Die Umfrage verdeutlicht auch ein gravierendes Standortproblem. Die befragten Unternehmen planen in den kommenden fünf Jahren den Ausbau ihrer Kapazitäten in Indien (75 Prozent), China (60 Prozent), Mittelamerika (55 Prozent), Afrika (40 Prozent) und Nordamerika (35 Prozent). Weiterhin gefragt ist auch Osteuropa, wo 60 Prozent ihre Standorte stärken wollen. Deutschland und Südwesteuropa sind dagegen weniger attraktiv.
Schaut man sich nur die Unternehmen mit Zentrale in Deutschland an, zeigt sich zumindest: Ein Viertel der Gesamtinvestitionen der global agierenden Unternehmen fließt nach wie vor hierher. Auch wenn für die regionalen Märkte immer stärker nah am Endkunden produziert wird, was oft auch regulatorische Gründe hat, bekennen sich die Autohersteller gleichzeitig nach wie vor zum Standort Deutschland. Dennoch muss neu gedacht werden, wie sich der Standort Deutschland in einer noch globaleren Aufstellung der Unternehmen langfristig behaupten und positiv entwickeln kann, sagt Horváth-Experte Göller.