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Blockchain – Geheimfavorit der Logistik?

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Eine der technologischen Neuheiten, die in der Logistik bereits eingesetzt werden, ist Blockchain. Bis vor kurzem waren die meisten Projekte, die dieses verteilte Modell der Informationssammlung nutzten, in der Konzeptphase. Jetzt ist es an der Zeit, die Erfahrungen zu nutzen. Wird Blockchain zum Beispiel dazu führen, dass die Zeit der Papierdokumente vergehen wird?

Blockchain ist ein sogenanntes disperses Register. Die Technologie speichert die gleichen Informationen für alle Systemteilnehmer; was einmal darin kodiert wurde, bleibt bestehen, der Datensatz kann nicht gelöscht oder verfälscht werden. Man kann Änderungen vornehmen, aber sie werden nach bestimmten Regeln genehmigt, die mit dem Code anderer Register übereinstimmen müssen. Eine Verfälschung von Informationen ist also unmöglich, indem nur eines der Elemente des Systems angegriffen wird. Diese Art der Datenspeicherung ist ein Garant für die Sicherheit, manche Spezialisten nennen sie sogar als Wächter.

Der Blockchain-Markt hat bereits einen Wert von über 400 Millionen US-Dollar

Nach Meinung der Analytiker von MarketsandMarkets hat der Markt dieser Technologie ein enormes Potenzial, im vergangenen Jahr erreichte er einen Wert von über 400 Millionen US-Dollar und in drei Jahren kann er bis zu fünfzehn Mal größer sein.

Blockchain kann die Transparenz und Identifizierung in der Lieferkette verbessern, indem es eine betrugssichere, disperse Datenbank und kontrollierten Zugriff verwendet. Sie wird Informationssammlung über den Ursprung jeder einzelnen Komponente ermöglichen. Dies bedeutet ein neues Level an Transparenz und Sicherheit – erklärt Piotr Rojek Geschäftsführer, DSR.

Blockchain ist eine verteilte Datenstruktur, mit der digitale Transaktions-Tags erstellt und freigegeben werden können. Sie erstellt einen Transaktionsverlauf und zeichnet Details zu Waren auf, die in die Datenbank hochgeladen wurden. Moderne Tools zur Nachverfolgung von RFID-Tags in Blockchain werden bereits angeboten. Mann kann zum Beispiel Lebensmittel, medizinische Artikel und Medikamente verfolgen und überwachen. Es ist wichtig, die Echtheit der Waren und der Lagerbedingungen (z.B. Temperatur und Zeit) überprüfen zu können.

Welche Vorteile bietet Blockchain für die Logistik?

Zu den Vorteilen zählen: Sorgfalt für die richtige Qualität des Produkts, Sicherheit für die Kunden (das Produkt ist handhabungssicher), aber auch einfachere Logistik, einschließlich schnellerer Reaktion auf neu auftretende Probleme (es können beispielsweise beschädigte oder defekte Waren schneller erkannt werden). Die Lösung kann erheblich menschliche Fehler und das Versenden von fehlerhaften Waren verhindern.

Ein Problem, das mit der Produktverfolgung verbunden ist, ist die Garantie ihrer Originalität (Schätzungen zufolge werden in einigen Branchen sogar 20 bis 30% der gelieferten Produkte gefälscht). In der Lösung mit verteilten Datenbanken werden einzigartige Produktidentifikatoren zusammen mit Attributen gespeichert, die von nachfolgenden Vermittlern aktualisiert werden.

Was ist für die Umsetzung von Blockchain erforderlich?

Um eine solche Lösung zu implementieren, reichen QR-Code-Scanner, in der Cloud arbeitende Software und der Zugang zum Internet an allen nachfolgenden Stellen der Lieferkette aus.

Blockchain ist kein „Science Fiction”, sondern Realität. Diese Lösung hat die Wal-Mart-Supermarktkette, um die Qualität und Frische der verkauften Lebensmittel zu gewährleisten. Die Technologie ermöglicht es zum Beispiel, jederzeit folgende Fragen zu beantworten: aus welchen Betrieben kamen die Kühe, deren Milch für die Produktion verwendet wurde; welche medizinischen Behandlungen hatten sie und womit wurden sie gefüttert; aus welcher Molkerei stammt die gegebene Partie, und schließlich – in welcher Großhandlung wurde die Butter eingelagert, bevor sie zum Einzelhandel ging?

Auch Maersk, ein bekannter Containerbetreiber, entschied sich für eine solche Technologie in der Versorgungskette. Sie soll bei der Verwaltung und Verfolgung von Containern durch die Digitalisierung einzelner Transportabschnitte helfen, von der Sendung im Hafen bis zum Empfang am Bestimmungsort.

Darüber hinaus bietet das System dank IoT-Geräten (Internet der Dinge) die Möglichkeit, den Status einer Sendung zu überwachen. Sensoren erfassen beispielsweise den Temperatur- und Feuchtigkeitspegel im Container und die Messungen werden im Blockchain-Register aufgezeichnet.

Die Technologie soll auch dabei helfen, Verträge abzuschließen

Papierdokumente sind mühsam und ihre Fertigstellung kann Wochen dauern, wenn sie von auf verschiedenen Kontinenten gelegenen Subjekten unterzeichnet werden. Andererseits können digitale Standarddokumente leicht verfälscht werden… Die Antwort auf die Notwendigkeit, solche Prozesse zu automatisieren, sind sogenannte Smart Contracts.

Mit Hilfe von Blockchain können wir Verhandlungen führen und so genannte smart contracts mit verschiedenen Unternehmen erstellen. Wiederum eliminieren neue Technologien Vermittlungsinstitutionen. Versicherung, ohne einen Vertrag mit einer Versicherungsgesellschaft abschließen zu müssen, Kauf von Aktien ohne Makler, Bankkonto ohne eine Bank, Erstellung eines Rechtsdokuments ohne Anwalt? – Theoretisch ist alles möglich – sagt Artur Kurasiński, Technologieblogger und Schöpfer von MUSE.

Mit einer gemeinsamen Basis von digitalen Informationen, die über alle Benutzer verstreut ist, kann keine der Parteien die getroffenen Vereinbarungen manipulieren, und die Verträge werden automatisch ohne die Beteiligung von Vermittlern ausgeführt

Bei automatisierten Verträgen sind Schnelligkeit und Sicherheit die größten Vorteile. Da intelligente Verträge automatisch durchgesetzt werden, ist das Internet ihre natürliche Umgebung. Im Falle von Fabriken können sich intelligente Verträge bewähren, zum Beispiel bei der Reservierung und dem Kauf von Produktionsmaterial oder Dienstleistungen – erklärt Piotr Rojek (DSR).

In letzter Zeit hat sich der Gruppe, die an der Blockchain-Technologie interessiert ist, Agility, ein globaler Anbieter von integrierten Logistiklösungen, angeschlossen. Es ist das erste Speditionsunternehmen, das gemeinsam mit Maersk und IBM eine auf dieser Technologie basierende Lösung zur Verwaltung und Nachverfolgung von Containertransporten entwickelt.

Agility wird Informationen über die Handhabung einzelner Sendungen sammeln und diese Daten dann im Nachhinein über ein dezentrales und verteiltes Transaktionsregister übertragen, das anhand der Blockchain-Technologie funktioniert.

Ziel ist es, die Kosten zu senken und die Effizienz des Betriebs zu steigern. Dies wird durch die Integration aller Informationen zu Sendungen auf einer sicheren Plattform ermöglicht, die Versendern, Lieferanten, Spediteuren und anderen Unternehmen in der Versorgungskette zur Verfügung stehen.

Die Blockchain-Technologie reduziert die Transportkosten und erhöht gleichzeitig die Sicherheit und Zuverlässigkeit

Durch ihre frühzeitige Einführung können Unternehmen wie Agility Maersk und IBM dabei helfen, die Bedürfnisse von Frachtabsendern zu verstehen und Standards zu schaffen, die die Effizienz von Vertriebsoperationen verbessern. Wir können unseren Kunden auch zeigen, wie sie Blockchain zur Überwachung von Sendungen nutzen, die Menge an Papierdokumenten reduzieren, Fehler vermeiden, oder die Lieferzeiten und Zollabfertigung verkürzen können – sagt Essa Al-Saleh, CEO von Agility Global Integrated Logistics.

Im Allgemeinen bietet die Logistik eine große Chance für die Blockchain-Technologie als ein sicheres und fehlertolerantes Transaktionsregister, mit dem Sendungen überwacht, Dokumente erstellt und Zahlungen registriert werden können. Die digitale Infrastruktur ermöglicht es, einzelne Unternehmen in der Lieferkette zu verbinden und ihnen den Zugriff auf Informationen und die Möglichkeit der Überwachung in Echtzeit gemäß dem vereinbarten Zugang zu gewährleisten.

Fachleute betonen, dass nur die mit der Verwaltung und Archivierung von Dokumenten im Zusammenhang mit dem internationalen Warenaustausch verbundenen Kosten eine Milliardenhöhe erreichen. Die Verwendung von Blockchain kann sie reduzieren, indem die Standortidentifizierung eines gegebenen Containers erleichtert wird, aber auch der Status von Zolldokumenten, Seefrachtbriefen oder anderen Dokumenten angezeigt wird. Gleichzeitig reduziert sie die Betriebskosten und erleichtert das Monitoring. Die Technologie kann auch von Zoll- und Grenzschutzbeamten verwendet werden und liefert die Informationen, die zur Durchführung der Gefahrenanalyse erforderlich sind.

Fot: pixabay.com

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