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Die Transport- und Logistikbranche ist stark davon abhängig, wie schnell sich andere Branchen von der Krise erholen

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Die Transport-und Logistikbranche wird einer PwC-Szenarioanalyse zufolge im Jahr 2020 um 8,6 Prozent einbrechen, um sich dann langsam zu erholen.  Zu diesen Ergebnissen kommt die PwC-Analyse „Transport and logistics barometer“.

PwC hat die aktuellen Entwicklungen, M&A Deals, Joint Ventures und strategischen Allianzen in der Transport- und Logistikindustrie im ersten Halbjahr 2020 untersucht und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass sich die Branche in der zweiten Jahreshälfte nach einem U-Szenario langsam wieder erholen wird.

Durch die Corona-Pandemie befinden sich viele Unternehmen aus der Transport- und Logistikbranche im Krisenmodus. Die Frage ist nun, wie schnell sich die Branche erholen kann. Dabei werden die Digitalisierung und Innovationen eine zentrale Rolle spielen, sagt Ingo Bauer, Leiter des Bereichs Transport und Logistik bei PwC Deutschland.

Laut den Experten hat sich die Krise besonders im Deals-Geschehen bemerkbar gemacht, das im ersten Halbjahr stark zurückgegangen ist: Zwischen Januar und Juni wurden nur 92 Deals mit einem Volumen von über 50 Millionen US-Dollar angekündigt. Zum vergleich im ersten Halbjahr 2019 waren es 138 und im zweiten Halbjahr 201 123. Gesunken ist auch die Zahl strategischer Allianzen. Insgesamt hat sich das Deal-Volumen mehr als halbiert und erreichte nur noch 29,9 Milliarden US-Dollar.

In unsicheren Zeiten bleibt wenig Raum für strategische Schritte wie Fusionen, Übernahmen oder Kooperationen. Insofern ist der deutliche Rückgang beim Deals-Geschehen und bei den Kooperationen nicht verwunderlich, so Dr. André Wortmann, Koordinator Transport & Logistik Deals bei PwC Europe.

Stark betroffen war auch die Luftfahrtbranche, in der die Nachfrage fast komplett weggebrochen  war.

Insbesondere für die Luftfahrtindustrie ist die Corona-Pandemie die größte Herausforderung, die sie je erlebt hat. Wann und ob sich der Flugverkehr vollständig erholt, ist offen. Wir gehen von einem L-Szenario aus: Nach dem starken Einbruch besteht vorerst keine Aussicht auf eine Rückkehr zum Vorkrisen-Niveau, kommentiert Bauer.

Was den Frachtverkehr und die Logistik angeht, waren Unternehmen unterschiedlich stark betroffen – je nachdem für welche Branche und welche Art von Waren sie transportieren. Die Experten weisen darauf hin, dass die Logistikketten aber trotz Einschränkungen funktionierten und die Versorgung mit Waren des täglichen Verbrauchs  sichergestellt war – ein Beweis für die Systemrelevanz der Branche.

Die Erfahrungen aus der Krise führen dazu, dass einige Lieferketten auf regionaler Ebene neu organisiert werden. Die Globalisierung als Ganzes steht jedoch nicht zur Disposition, ist Ingo Bauer sicher.

Der Logistik- und Trucking-Sektor waren hingegen das aktivste Segment der Branche. Der Experte zeichnet zwei Tendenzen: eine steigende Nachfrage nach Warenlagern und eine Zunahme der Bedeutung von Logistikplattformen.

Zum einen werden Warenlager immer wichtiger. Denn die Angst vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus im Einzelhandel und temporäre Ladenschließungen haben den E-Commerce weiter befeuert. Gleichzeitig nimmt die Bedeutung und der Erfolg von Logistikplattformen zu und Diskussionen um die Digitalisierung der Branche wurden deutlich angefacht, sagt Bauer.

Die Experten gehen auch stark davon aus, dass infolge der Corona-Krise die Zahl der Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur weiter steigen wird.Auch der größte Deal der ersten Jahreshälfte 2020 hat Infrastrukturanlagen betroffen: Port & Free Zone World hat angekündigt, den verbleibenden Anteil an DP World Ltd, einem der größten Hafenbetreiber weltweit, für 2,72 Milliarden US-Dollar zu erwerben.

Insbesondere Häfen bleiben ein attraktives Ziel für Investoren, auch und gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten. Denn sie sind eine langfristige Anlage mit vergleichsweise stabiler Rendite. Zudem kommt es in ihrer Verfügbarkeit immer wieder zu Engpässen, was die Attraktivität dieser Ziele für Investoren weiter erhöht, ist Wortmann überzeugt.

Für die zweite Jahreshälfte gehen die Experten von einer langsamen Erholung in der Transport-und Logistikbranche von der Krise aus, betonen jedoch zugleich, dass das Tempo stark abhängig davon sein wird, wie schnell wieder Schwung in andere Branchen kommt.

Für die zweite Jahreshälfte gehen wir von einem gedämpften Deals-Geschehen in der Transport- und Logistikindustrie aus. Bestimmte Ziele – insbesondere Lagerhallen und Infrastruktur – bleiben attraktiv. Zudem werden der finanzielle Druck, unter dem viele Transport- und Logistikunternehmen stehen, und weitere Konsolidierung von Spediteuren die M&A-Aktivitäten mittelfristig wieder beleben, sagt Bauer.

 

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