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Jan-Eric Putze, CEO der Droniq GmbH, (Foto: Melanie Bauer Photodesign)

Gründerinterview: “Unser Ziel ist es, dass die Droniq in fünf Jahren europaweit zu den Top fünf der führenden Serviceanbieter zum Thema gewerbliche und behördliche Drohnennutzung zählt”

Droniq ist eine führende digitale Plattform für die unbemannte Luftfahrt. Das in Frankfurt am Main ansässige junge Unternehmen verbindet das Luftfahrt-Know-how der DFS Deutsche Flugsicherung mit der Mobilfunk-Kompetenz der Telekom. Das Start-up verfolgt das Ziel, die Rolle des USSP deutschlandweit auszufüllen und jeden größeren U-Space hierzulande zu betreiben.

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Natalia Jakubowska: Womit beschäftigt sich Ihr Startup?

Jan-Eric Putze, CEO der Droniq GmbH: Droniq hilft Unternehmen und Behörden das Potential von Drohnen zu nutzen und diese sicher und effizient einzusetzen. Denn es gibt immer mehr Bereiche, bei denen Drohnen helfen können: sei es bei der Suche nach vermissten Personen, der Inspektion von Baustellen und Trassen oder dem Transport von Medikamenten.

Droniq unterstützt seine Kunden dabei bei allen Aspekten rund um den Drohneneinsatz. Wir beraten sie bei der Frage, wie sie Drohnen am besten in ihren Geschäftsablauf integrieren können, bieten Schulungen zum Absolvieren des Drohnenführerscheins an oder helfen bei der Beantragung von Fluggenehmigungen.

Daneben unterstützen wir unsere Kunden bei der gesamten Flugdurchführung, sprich bei der Vorbereitung des Flugs, seiner Durchführung und seiner Nachbereitung. Dafür stellen wir ein Verkehrsmanagementsystem für Drohnen, kurz UTM, zur Verfügung. Mit dieser Weboberfläche kann der Kunde seinen Drohnenflug mit wenigen Klicks beantragen, prüfen und freigeben lassen.

Ferner kann der Kunde mit dem System den Flug seiner Drohne immer nachvollziehen. Dafür rüsten wir die Drohne mit unserem HOD4Track, einem LTE-Transponder aus. Durch diesen wird dem Kunden angezeigt, wo sich seine Drohne befindet und welche anderen Verkehrsteilnehmer die Drohne aktuell umgeben. Ferner sorgt das HOD4Track dafür, dass auch der andere Flugverkehr die Drohne sehen kann.

Kommt der Pilot während seines Flugs dabei von seiner ursprünglich geplanten Route ab, erhält er über das Verkehrsmanagementsystem eine Warnmeldung. Das ist besonders dann ein Vorteil, wenn es um den Drohneneinsatz außerhalb der Sichtweite des Piloten geht, denn Drohnen sind mit Blick auf ihre geringe Größe und die niedrige Flughöhe, in der sie operieren, nicht für den herkömmlichen Flugradar sichtbar. Mit dem von uns vertriebenen Verkehrsmanagementsystem, das unsere Mutter, die DFS Deutsche Flugsicherung entwickelt hat, schaffen wir entsprechend eine zentrale Voraussetzung dafür, die Drohne sicher einzusetzen.

Was ist einzigartig an Ihrem Produkt an Ihrer Idee?

Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir dem Kunden mit einem vollständigen Luftlagebild versorgen können. Sprich: Er sieht durch uns nicht nur die Position seiner Drohne und des sie umgebenden unbemannten Flugverkehrs, sondern auch den bemannten Flugverkehr. Erst diese gesamtheitliche Darstellung ermöglicht es dem Piloten, seine Drohne auch über längere Distanzen sicher einzusetzen. Ebenso sind wir damit in der Lage, die Drohne in den Luftraum zu integrieren und nicht von der bemannten Luftfahrt zu separieren. Dazu vereinen wir in Droniq das Luftfahrt-Knowhow der DFS mit der Mobilfunk-Kompetenz der Telekom. Wir setzen bei unseren Lösungen also auf bewährte Technologie und verknüpfen diese zusätzlich mit der Expertise über die unbemannte Luftfahrt.

Foto: Melanie Bauer Photodesign

Wann und wie sind Sie auf Ihre Gründungsidee gekommen?

Das Vorhaben, Drohnen sicher und effizient in den Luftraum zu integrieren, gibt es bereits seit 2016. Damals haben unsere Mütter, die DFS Deutsche Flugsicherung und die Deutsche Telekom, das Forschungsprojekt Connected Drones ins Leben gerufen, um die mit dieser Aufgabe einhergehenden Anforderungen und Lösungsansätze gemeinsam zu untersuchen. Aus diesem Projekt ist 2019 die Droniq hervorgegangen.

Woher kommt das Kapital für Ihr Unternehmen?

Von unseren beiden Müttern, der DFS Deutsche Flugsicherung und der Deutschen Telekom.

Was war der Wendepunkt, als die ersten Kunden auftauchten und Sie zu glauben begonnen haben, dass dies funktionieren würde?

Für uns war eigentlich von Anfang an klar, dass die Idee der Droniq funktionieren würde, denn die gewerbliche und behördliche Nutzung von Drohnen nimmt ja nicht erst seit gestern kontinuierlich zu. Der Bedarf für eine Lösung, mit der man Drohnen sicher und effizient einsetzen kann, war entsprechend schon 2019 vorhanden. Aber das eine ist, in der Theorie zu wissen, dass der Bedarf besteht und das andere, diesen Bedarf auch in der Praxis zu decken. Die ersten Kunden sind entsprechend immer etwas besonderes und geben einem noch einmal zusätzlich das Gefühl, auf der richtigen Spur zu sein.

Was hätten Sie rückblickend in der Startphase anders gemacht?

Eigentlich nichts. Es gibt die Droniq seit nun etwas mehr als zweieinhalb Jahren und wir sind in dieser Zeit stetig gewachsen – sowohl, was unsere Umsätze betrifft als auch mit Blick auf unsere Kundenlandschaft und unsere Unternehmensgröße. Das zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind und bisher erfreulicherweise viele richtige Entscheidungen getroffen haben.

Den einzigen Punkt, den ich rückblickend etwas anders handhaben würde, ist die Einschätzung der Marktentwicklung. Obwohl die gewerbliche und behördliche Drohnennutzung in Deutschland kontinuierlich zunimmt, entwickelt sich der hiesige Markt im Vergleich zum internationalen Umfeld langsamer. Das liegt daran, dass die Politik noch die Weichen stellen muss, um Drohnen möglichst einfach in den Luftraum zu integrieren. Hier hatte ich ursprünglich mit schnelleren Veränderungen durch die politischen Entscheidungsträger gerechnet. Allerdings hat die Politik gerade in der jüngsten Zeit mehrfach gezeigt, dass sie den Drohnenmarkt weiter fördern und voranbringen will. Das stimmt mich zuversichtlich.

Welche Tipps würden Sie anderen Startup-Gründern geben?

Da Droniq kein klassisches „Garagen-Startup“ ist, möchte ich mich mit allgemeinen Tipps zur Gründung zurückhalten. Es gibt in Deutschland ja vielfältige Beispiele in der Startup-Landschaft die beweisen, dass die Gründer sehr genau wissen, was sie machen.

Wie aber eben schon gesagt, operieren wir als Droniq in einem Markt, dessen Entwicklung maßgeblich von der Politik mitgestaltet wird. Gerade wenn man sich in solch einem Marktumfeld aufhält, wäre mein Tipp, beharrlich und auch geduldig zu bleiben, auch wenn das sicherlich manchmal etwas schwerfällt. Aber am Ende lohnt sich diese Mühe.

Was ist die größte unmittelbare Herausforderung für Ihr Unternehmen?

Die nächste unmittelbare Herausforderung steht im Januar 2023 an. Ab dann kann es in Europa sogenannte U-Spaces geben. Das sind Luftraumelemente, die insbesondere in urbanen Gegenden helfen sollen, Drohnen sicher einzusetzen, um so den Drohneneinsatz weiter zu stärken. Der Drohnenverkehr wird in solch einem U-Space von einem sogenannten U-Space Service Provider koordiniert. Das ist ein Dienstleister, der unter anderem dafür sorgt, dass mehrere Drohnenflüge innerhalb ein und desselben U-Space sicher stattfinden können. Unser Ziel ist es, der erste U-Space Service Provider für Deutschland und idealerweise auch für Europa zu werden. Darauf arbeiten wir aktuell mit aller Kraft hin. Im Rahmen unseres siebenmonatigen Forschungsprojekts U-Space Reallabor Hamburg, das auch vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert wird, haben wir mit der DFS Deutsche Flugsicherung schon einmal gezeigt, wie ein U-Space perspektivisch umgesetzt werden kann. Wir sind hier also auf einem guten Weg.

Wo sehen Sie die Droniq in fünf Jahren?

Unser Ziel ist es, dass die Droniq in fünf Jahren europaweit zu den Top fünf der führende Serviceanbieter zum Thema gewerbliche und behördliche Drohnennutzung zählt – angefangen bei Fragen rund um den Betrieb einer Drohne, über die Beantragung der Betriebserlaubnis bis hin zu der Durchführung von Schulungen und dem Absolvieren des Drohnenführerscheins. Daneben verfolgen wir das Ziel, die Rolle des USSP deutschlandweit auszufüllen und jeden größeren U-Space hierzulande zu betreiben, umso einen sicheren und effizienten Drohnenverkehr zu ermöglichen.

Was würden Sie tun, wenn Sie kein Startup-Unternehmen führen würden?

Ich bin ausgebildeter Berufspilot und Fluglehrer und liebe es zu fliegen. Entsprechend würde ich in diesem Fall mein Hobby zum Beruf machen, oder ein anderen Unternehmen erfolgreich führen und am Markt positionieren.