Das zweite Quartal 2024 verlief für Intel mehr als enttäuschend. Der Chipkonzern verzeichnete einen Umsatzrückgang von 1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sowie einen Verlust von 0,38 USD pro Aktie. Aufgrund dieser schwachen Leistung hat der Chiphersteller Anfang August ein umfassendes Sparprogramm eingeführt, das unter anderem einen Stellenabbau von über 15 Prozent der Belegschaft vorsieht. Die Maßnahmen sollen bis Ende 2024 abgeschlossen sein und die Effizienz sowie Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens steigern.
Unsere finanziellen Ergebnisse im zweiten Quartal waren enttäuschend, obwohl wir wichtige Meilensteine bei Produkt- und Prozesstechnologien erreicht haben. Die Trends für die zweite Jahreshälfte sind herausfordernder als erwartet, und wir nutzen unser neues Betriebsmodell, um entschlossene Maßnahmen zu ergreifen, die die Betriebs- und Kapitaleffizienz verbessern und unsere IDM 2.0-Transformation beschleunigen. Diese Maßnahmen, zusammen mit der Einführung von Intel 18A im nächsten Jahr, um die Führung in der Prozesstechnologie wiederzuerlangen, werden unsere Marktposition stärken, unsere Rentabilität verbessern und den Aktionärswert steigern, kommentierte Pat Gelsinger, CEO von Intel, die Geschäftszahlen.
Zudem mehren sich Vorwürfe, Intel habe den technologischen Fortschritt verschlafen, da dem Unternehmen spezielle KI-Chips fehlen, um im Wettbewerb mit Nvidia bestehen zu können.
Die Ankündigung des Sparkurses hat in Deutschland vor allem Fragen zum geplanten Bau der Chipfabrik in Magdeburg aufgeworfen. Zunächst hieß es, das Vorhaben sei nicht gefährdet, doch inzwischen hat das Unternehmen bekannt gegeben, den Bau der Fabrik um zwei Jahre zu verschieben.Das sind schlechte Nachrichten für Sachsen-Anhalt, da in der Fabrik rund 3.000 Personen eine Anstellung finden sollten. Nach SPIEGEL-Informationen bereitet sich das Bundesland sogar darauf vor, dass das Vorhaben komplett scheitern könnte und zieht eine Vermarktung der Flächen an alternative Industrie- und Gewerbeunternehmen in Erwägung.
Darüber hinaus ist die Bundesregierung nun auf den staatliche Hilfen in Höhe von 9,9 Milliarden Euro für die Subventionierung des Baus der Fabrik sitzen geblieben. Diese Subventionen wurden von Anfang an stark kritisiert, da das Risiko als zu hoch und der Vorteil für die heimische Forschung als zu gering eingeschätzt wurde.
In einem Interview mit tagesschau.de bezeichnete Ifo-Chef Clemens Fuest beispielsweise die Unterstützung als fragwürdig.
Die Chipbranche ist sehr kapitalintensiv, und die Nachfrage ist konjunkturabhängig. Es kommt häufig vor, dass Hersteller Investitionspläne ändern und Stellen abbauen müssen. Bei Intel kommt allerdings hinzu, dass die Firma in letzter Zeit dafür kritisiert wird, wichtige technologische Entwicklungen verschlafen zu haben. Vor diesem Hintergrund ist es zumindest fragwürdig, dass ausgerechnet Intel in Magdeburg so hohe Subventionen bekommt, sagte Fuest im August gegenüber tagesschau.de.
Die Subventionierung der Bundesregierung reihte sich in die Pläne der EU ein, bis 2030 20 Prozent der Halbleiter in Europa zu produzieren. Bundeskanzler Olaf Scholz nannte Halbleiter einst sogar das „Erdöl des 21. Jahrhunderts“.Im Zeichen der Pläne der EU hat die Bundesregierung auch den taiwanesischen Chipkonzern TSMC nach Dresden gelockt. Die Produktion soll dort Ende 2027 starten. Von der Verdopplung der heimischen Produktion verspricht sich Europa, den Vorsprung Asiens aufzuholen und sich von den geopolitisch abhängigen Halbleiterlieferketten unabhängiger zu machen. Dieses Ziel könnte vorerst verfehlt werden.