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EU investiert 91 Mio. Euro in sichere LKW-Parkplätze – Lösung gegen Parkplatzmangel und Wildparken

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Mehr als 91 Millionen Euro für sichere Lkw-Parkplätze und rund 2,8 Milliarden Euro für die Modernisierung der gesamten Verkehrsinfrastruktur – mit diesen Mitteln stärkt die Europäische Union gezielt die Sicherheit im Straßengüterverkehr und die Stabilität der Lieferketten.

Die Europäische Kommission hat im Rahmen der aktuellen Vergaberunde des Programms „Connecting Europe Facility“ (CEF) rund 2,8 Milliarden Euro für 94 Infrastrukturprojekte bereitgestellt. Besonders im Fokus steht diesmal der Rekordbetrag für Safe and Secure Parking Areas (SSPA) – sichere und bewachte Lkw-Parkplätze. Über 91 Millionen Euro aus diesem Budget fließen in zehn Mitgliedstaaten, darunter Deutschland, Frankreich, Italien und Rumänien, in den Bau oder die Modernisierung entsprechender Anlagen.

Laut Daten der ESPORG (European Secure Parking Organisation) gingen rund 81 Prozent der Fördermittel für LKW-Parkplätze – das entspricht über 74 Millionen Euro – an Projekte von ESPORG-Mitgliedern. Damit entstehen oder werden mehr als 3.400 LKW-Stellplätze auf EU-Sicherheitsniveau erneuert.

Mehr Sicherheit, weniger Diebstahl, bessere Bedingungen für Fahrer

Sichere Parkplätze bedeuten nicht nur Investitionen in Infrastruktur, sondern auch in den Schutz der Fahrer, die Vermeidung von Ladungsdiebstählen und eine Entlastung des Straßenraums von illegalem Parken. Die neuen Anlagen werden mit Überwachungstechnik, sanitären Einrichtungen und digitalen Reservierungssystemen ausgestattet. Ihre Lage entlang der TEN-T-Korridore soll gezielt das wilde Parken entlang von Autobahnen und Landstraßen reduzieren.

Verkehrsinvestitionen als Teil des EU Green Deal

Die Maßnahmen im Straßensektor sind Bestandteil eines umfassenden Plans zur Modernisierung der gesamten EU-Verkehrsnetze. 77 Prozent der CEF-Mittel fließen in Eisenbahnprojekte – darunter der Bau der Rail Baltica, Streckenmodernisierungen in Polen, Tschechien, Griechenland und der Slowakei sowie die Einführung des Europäischen Eisenbahnverkehrsleitsystems (ERTMS) in elf Ländern.

Parallel dazu fördert die EU Häfen und Binnenschifffahrt, etwa durch Landstromanlagen in Häfen Irlands, Zyperns, Maltas, Kroatiens und Polens sowie durch die Modernisierung von Eisbrechern im Ostseeraum. Weitere Projekte betreffen die Digitalisierung der Wasserwege in Belgien und das maritime Verkehrsmanagement in Frankreich und Spanien.

Sichere LKW-Parkplätze und moderne Straßeninfrastruktur sind somit Teil der Umsetzung des EU Green Deal. Wie EU-Kommissar Apostolos Tzitzikostas betonte:

Von sicheren Straßennetzen bis hin zu einem intelligenten Luftraum über Europa – diese Investitionen sind das Rückgrat des Grünen Deals und der geopolitischen Resilienz der EU.

Parkplatzmangel bleibt zentrales Problem

Die EU-Investitionen kommen zur rechten Zeit: Ein Bericht der Kommission vom April zeigt, dass in der EU derzeit rund 390.000 zertifizierte LKW-Parkplätze fehlen – bis 2040 könnte der Mangel auf bis zu 483.000 anwachsen.

Zwar verfügen einige Parkanlagen bereits über Grundsicherungen, doch viele erfüllen nicht die EU-Standards und sind nicht zertifiziert. Das bedeutet fehlende Sicherheit für Fahrer und Fracht. Hinzu kommen Schwierigkeiten beim Zugang zu bezahlbaren Unterkünften in der Nähe: Hohe Preise, fehlender Shuttle-Service und unflexible Öffnungszeiten sorgen dafür, dass viele Berufskraftfahrer in der Fahrerkabine übernachten müssen – selbst wenn Hotels nur wenige Kilometer entfernt liegen.

Reform des Mobilitätspakets in Diskussion

Der Bericht regt eine mögliche Anpassung des EU-Mobilitätspakets an. Künftig könnte der regelmäßige Wochenruhezeitaufenthalt in der Fahrerkabine unter bestimmten Bedingungen wieder erlaubt werden – allerdings nur auf Parkplätzen mit höchsten Sicherheits- und Komfortstandards. Dieser Vorschlag stößt bei Gewerkschaften auf deutliche Kritik, da sie eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen befürchten.

CEF-Programm 2021–2027: 33,7 Milliarden Euro für Europas Infrastruktur

Das CEF-Programm verfügt in der laufenden Förderperiode über ein Gesamtbudget von 33,7 Milliarden Euro. Davon entfallen 25,8 Milliarden Euro auf den Verkehrssektor – zugänglich für alle EU-Mitgliedsstaaten sowie für die assoziierten Länder Ukraine und Moldau.

Seit dem Start im Jahr 2014 hat der CEF-Mechanismus insgesamt 1.861 Verkehrsprojekte unterstützt. Die Gesamtsumme der Fördermittel beläuft sich bisher auf 47,34 Milliarden Euro.

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