Nach langem Ringen und und mehreren großflächigen Streiks an deutschen Flughäfen haben sich die Gewerkschaft Verdi und der Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) auf eine umfassende Tarifeinigung für rund 25.000 Beschäftigte in der Luftsicherheit verständigt.
Die Einigung ist ein direktes Ergebnis der umfassenden Arbeitskampfmaßnahmen in diesem Frühjahr, die den Flugverkehr an elf Flughäfen nahezu vollständig lahmlegte. Verdi-Verhandlungsführer Wolfgang Pieper betonte, dass sich der Druck gelohnt habe:
Es ist uns gelungen, wichtige Verbesserungen bei Arbeitszeit, Zuschlägen und Arbeitsbedingungen durchzusetzen”.
Das wurde erreicht:
Die Stundenlöhne steigen zum 1. Mai 2025 zunächst um 0,70 Euro und im April 2026 um weitere 1,00 Euro. Je nach Entgeltgruppe entspricht das laut ver.di einem Plus zwischen 7,2 und 10,6 Prozent. Auch die PRM-Zulage wird an beiden Terminen um je 0,35 Euro erhöht. Die Laufzeit des Entgelttarifvertrags endet am 31. Dezember 2026.
Neben der finanziellen Komponente wurden auch qualitative Verbesserungen erzielt, darunter:
- Frühere Auszahlung von Mehrarbeitszuschlägen
- Gerechtere Regelungen für Teilzeitkräfte
- Freie Arztwahl bei Eignungsuntersuchungen
- Höhere Jubiläumszahlungen
- Zusätzliche Freistellungstage bei besonderen Ereignissen
Ein Knackpunkt bleibt: Mehrarbeitszuschläge
Während viele der Verdi-Forderungen umgesetzt wurden, bleibt ein zentrales Thema ungelöst: Die Zahlung von Mehrarbeitszuschlägen ab der ersten Stunde – vor allem ein Anliegen vieler Teilzeitbeschäftigter – wurde aus der Einigung ausgeklammert. Dieses Thema soll laut BDLS und Verdi gegen Ende des Jahres erneut verhandelt werden. Damit bleibt ein gewisser Restkonflikt bestehen, auch wenn beide Seiten die erzielte Einigung insgesamt als tragfähige Lösung loben.
Laufzeit bis Ende 2026 – Entscheidung steht noch aus
Die Einigung gilt bis zum 31. Dezember 2026 – vorbehaltlich der Zustimmung der Gremien, die bis zum 24. April 2025 Zeit für eine finale Bewertung haben.
Kritik aus der Logistik: “Ausmaß eines Generalstreiks”
Trotz der Einigung bleibt der Ärger über die Auswirkungen der Streiks – vor allem auf die Luftfracht – groß. Der Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV) kritisierte die Aktionen bereits am 10. März scharf.
Für die Luftfracht hat diese Form der flächendeckenden Arbeitsniederlegung bereits das Ausmaß eines Generalstreiks“, sagte DSLV-Hauptgeschäftsführer Frank Huster.
Die kurzfristige und flächendeckende Streikankündigung habe es Speditionsunternehmen unmöglich gemacht, Alternativen zu organisieren. Huster warnte vor Schäden für den Wirtschaftsstandort Deutschland – Eilbedürftige Sendungen wie Ersatzteile oder lebenswichtige Medikamente werden verspätet ausgeliefert, was Folgen für ganze Lieferketten habe. Und fordert daher eine Reform des Streikrechts, insbesondere für kritische Infrastrukturen, mit Mindestankündigungsfristen, Notbetriebsregelungen und verpflichtender Schlichtung.