Foto: Timly

Gründerinterview: Schon seit einigen Jahren ist ein Trend zu Cloudlösungen zu beobachten

Timly ist zu viel mehr geworden als nur einem Informationskanal zum Aufspüren von Inventar, behauptet Co-Founder Philipp Baumann.  In unserem Gründerinterview spricht er über aktuelle Markttrends und Herausforderungen in der Gründerszene.

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Natalia Jakubowska, Trans.iNFO: Was genau macht Ihr Start-up?

Philipp Baumann, Co-Founder der Timly Software AG: Timly ist eine B2B-SaaS-Lösung für die digitale Verwaltung von Inventar. In Timly zentralisieren wir alle relevanten Informationen zu den Betriebsmitteln eines Unternehmens und machen diese genau dort verfügbar, wo sie benötigt werden: Egal ob im Büro, in der Werkshalle, auf der Baustelle oder im Krankenhausflur. Timly wird heute von Unternehmen jeder Branche genutzt und überblickt eine Vielzahl unterschiedlichster Anwendungsfälle. Genau das macht auch den Erfolg der Software aus: Ein modularer Aufbau, trotz umfangreicher Funktionsweisen.

Was für ein Problem wird durch Ihr Produkt gelöst? Welche Nachfrage wird damit gedeckt?

Timly ist die holistische, digitale Lösung für die alltägliche Frage von Unternehmen: “Wo befindet sich eigentlich dieses und jenes Inventar?” Die Software verknüpft durch QR-Codes die physischen Inventar-Objekte (Assets) mit dem digitalen Zwilling. Auf diese Weise kann die benötigte Information zu jedem inventarisierten Objekt, mit einem einfachen Scan der QR-Code-Etikette via Laptop oder mobilem Gerät, genau dort aufgerufen werden, wo sich das Objekt befindet.
Heute, knapp zwei Jahre nach der Gründung, ist Timly zu viel mehr geworden als nur einem Informationskanal zum Aufspüren von Inventar. In unserer Software zentralisieren wir mittlerweile alle Antworten zum Inventar eines Unternehmens, unabhängig von der Art des Objektes oder der Branche und Größe des Unternehmens. In Timly können nicht nur Standorte erfasst, sondern auch Handbücher, Wartungstermine oder Prüfprotokolle hinterlegt werden. Timly macht alle relevanten Informationen quasi auf Knopfdruck verfügbar und automatisiert Prozesse rund ums Inventar.

Was ist Ihre Zielgruppe?

Timly ist als Lösung für die digitale Werkzeugverwaltung in der Baubranche gestartet. Schnell wurde allerdings klar, dass nicht nur Bauunternehmen eine Vielzahl an Inventar besitzen, sondern eigentlich jedes Unternehmen, jeglicher Branche. So bekamen wir auch immer mehr Anfragen von Schulen oder Handelsunternehmen, die ihre IT-Geräte gerne digital verwalten wollten.
Heute inventarisieren unsere Kunden die unterschiedlichsten Objekte in Timly: Von der Computermaus, über Tauch-Equipment, bis hin zur komplexen Produktionsanlage. Der große Vorteil in Timly ist, dass es keine Einschränkungen bezüglich der Objekte gibt, sodass tatsächlich jedes Unternehmen, bzw. Institution zu unseren potenziellen Kunden zählt, welches steigende Ansprüche bei der Inventarverwaltung entwickelt.

Inwiefern entspricht das Produkt den aktuellen Markttrends?

Generell ist schon seit einigen Jahren ein Trend hin zu Cloudlösungen zu beobachten. Viele Unternehmen können oder wollen sich keine In-House Server oder IT-Spezialisten mehr leisten und suchen daher nach flexiblen Online-Lösungen für Ihre Software-Bedürfnisse. Hier können wir schon mal einhaken, denn Timly ist ebenfalls eine Cloud-Lösung, die unter strengen, DSGVO-konformen Maßnahmen bereitgestellt wird.
Hinzu kommt, dass immer mehr Prozesse in Unternehmen digitalisiert werden sollen, um ein möglichst großes Maß an Automatisierung zu gewährleisten (vor allem um weg zu kommen, von manuellen, fehleranfälligen Prozessen). Heutzutage gibt es etliche B2B Software-Lösungen, die verschiedenste Tätigkeiten automatisieren sollen: Buchhaltungstools, Sales-Management, Marketing-Automatisierungen… Timly ist ein weiteres, bisher fehlendes Puzzleteil für die Optimierung der betrieblichen Effizienz: Die Automatisierung der Inventar-Prozesse.

Wann und wie sind Sie auf Ihre Gründungsidee gekommen?

Durch den Austausch mit einem befreundeten Bauunternehmer wurde mir bewusst, welche Problematiken zu der Zeit bei ihm im Unternehmen bestanden: Es wusste nie jemand zu 100% wo sich alle Werkzeuge, Geräte und Maschinen befinden, in welchem Zustand und wer sie zuletzt hatte. Einmal wurde knapp 1 Woche nach einem Bagger gesucht, der am Ende dann auf einer Baustelle wieder gefunden wurde. Zudem hatte man keinen richtigen Überblick, welche Mitarbeiter eigentlich welche Zertifizierungen haben, ergo, welcher Mitarbeiter welche Geräte benutzen dürfen. Die allseits beliebte Methode, Inventar mit Excel-Listen zu verwalten, beweist sich schnell als ineffizient, denn solche Listen sind schnell nicht mehr aktuell oder müssen bei Austritt eines Mitarbeiters aufwändig übergeben werden.

Gemeinsam überlegten wir dann, wie eine digitale Lösung für diese Probleme aussehen könnte und ich machte mich daran, einen Prototypen der Timly Software zu entwickeln. Anfangs konzentrierte ich mich auf die genannte Thematik der Zertifizierungen von Mitarbeitern. Daraus entstand das heute immer noch sehr beliebte digitale Personalakte, welche eine einzigartige Verknüpfung zwischen Inventar und Mitarbeitern bildet. Darin kann man sehen, welche Fähigkeiten jeder Mitarbeiter hat und wann welche Schulungen anstehen. Durch die smarte Verwaltung der Mitarbeiter-Fähigkeiten in Verbindung mit dem Inventar schafften wir Compliance im Unternehmen, denn durch die Übersichtlichkeit und eingebauten Automatisierungen kann sichergestellt werden, dass die gesetzlichen Anforderungen stets erfüllt werden.

Welche Art von Wissen hatten Sie in diesem Bereich während der Gründung Ihres Startups? Und wie haben Sie Ihr Produkt überprüft?

Ich war vor der Gründung und Entwicklung der Timly Inventarsoftware bereits in der IT tätig, allerdings im Consulting-Bereich. Während einiger Projekte konnte ich allerdings auch Erfahrung mit Software-Entwicklung sammeln. Mein Werdegang war zuvor jedoch in der Betriebswirtschaftslehre. So konnte ich in beiden Bereichen das notwendige Wissen aufbauen, welches bei der Gründung der Timly Software AG und Entwicklung unserer Lösung sehr hilfreich war. Gemeinsam mit meinem Co-Founder Fitim Mehmeti, der ebenfalls umfassende Kenntnisse im geschäftlichen Umfeld gesammelt hatte (Schwerpunkt: Sales), war das Gründungsteam geboren.
Durch die ersten Produkt-Demos mit Kunden aus unserem Netzwerk, konnten wir unsere Idee, sowie den ersten Prototypen, immer wieder auf den Prüfstand stellen und anhand des Feedbacks der Kunden kontinuierlich weiterentwickeln. Die Timly Software bietet heute eine Vielzahl an Funktionen, die nur anhand des stetigen Austauschs mit unseren Kunden entstehen konnten.

Woher kam das Kapital für Ihr Unternehmen?

Das initiale Gründungskapital für den Start, haben wir beiden Gründer gestellt. Wir hatten zunächst keine hohen Entwicklungskosten, da ich die Software anfangs noch selber entwickelt habe. Für alles weitere (Sales, Marketing, Business Development…) haben wir anfangs sehr sparsam gearbeitet. Da wir den Kunden eine Software-Lösung angeboten haben, die echte Probleme löst, konnten wir auch bereits von Beginn an erste Umsätze machen, die wir dann wiederrum in die Weiterentwicklung investiert haben. Am Ende des ersten Jahres konnten wir in einer ersten Investitionsrunde einige Angel-Investoren von unserer Vision überzeugen und so weiteres, wichtiges Kapital einsammeln.

Was hätten Sie rückblickend in der Startphase anders gemacht?

Zu Beginn liefen die Kundengespräche und Produkt-Demos eher schleppend, was allerdings normal ist in der frühen Phase eines Startups. Es ist schwierig, wenn man zu Beginn nur zu 2 ist und eigentlich alle Bereiche eines Unternehmens aufbauen muss. Nur im Prozess des “Tuns” konnten wir unsere Kompetenzen schärfen und immer mehr Kunden überzeugen. Rückwirkend würde ich ggfs. von Beginn an auf effektivere Marketing- und Verkaufsaktivitäten setzen, welche wir – wie gesagt – erst im Verlauf der Monate entdecken konnten. Die Einstellung von weiteren Schlüsselpersonen, wie der Lead-Engineer oder des Spezialisten im Marketingbereich, hat uns dann auf das nächste Level gebracht. Hier kann man natürlich rückwirkend immer evaluieren, ob eine frühere Einstellung einen noch schnelleren Erfolg gebracht hätte. Dies ist allerdings von Startup zu Startup differenziert zu betrachten.

Welche Tipps können Sie anderen Gründerinnen und Gründern geben?

Ein früher Fokus auf den Verkauf sinnvoll: Sprecht mit Kunden! Lasst euch erzählen, warum Kunden das Produkt heute NICHT kaufen würden… dann bessert nach. Der zentrale Schlüssel zum Erfolg ist wirklich das Kundenfeedback.

Was ist die größte unmittelbare Herausforderung für Ihr Unternehmen und wo sehen Sie sich selbst in fünf Jahren?

Derzeit internationalisieren wir unser Produkt und unseren Unternehmensfokus sehr stark. Hierbei gibt es etliche Dinge, in eigentlich allen Unternehmensbereichen, zu beachten. Somit stellt uns dies momentan vor ganz neue Herausforderungen. Unsere Vision ist es, Marktführer im Bereich “digitale Inventarverwaltung” zu werden. Ob dies 5 Jahre oder sogar länger dauert, wird sich zeigen. Timly ist jedenfalls hier, um zu bleiben.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up hätten?

Vermutlich in einem langweiligen Bürojob mich ärgern, dass ich den Sprung in das eigene Start-up nie gewagt habe! (lacht)

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