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Der Abwärtstrend in Deutschlands Industrie schwächt sich ab

Laut einer von  S&P Global durchgeführten Umfrage zum HCOB Einkaufsmanagerindex hat sich der Abwärtstrend in Deutschlands Industrie in letzter Zeit abgeschwächt. Demnach gingen sowohl die Produktion als auch die Auftragseingänge nur geringfügig zurück.

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Der HCOB Einkaufsmanagerindex Industrie Eurozone, der von S&P Global erhoben wird, ist im Vergleich zum Vormonat um 1,1 Punkte auf 44,2 gestiegen und erreichte damit den höchsten Wert seit Mai. Dr. Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank weist jedoch vor allem auf eine sehr differenzierte Dynamik in den einzelnen Volkswirtschaften der Eurozone hin.

Der Abschwung ist zwar in der gesamten Eurozone zu beobachten, die Dynamik aber verläuft in den vier größten Volkswirtschaften der Währungsunion unterschiedlich. Deutschland ist das einzige Land, in dem sich der Rückgang der Produktion abschwächt, während die anderen Länder eine Verschärfung der Krise erleben. Bei den Auftragseingängen verzeichneten Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien geringere Einbußen, allerdings in unterschiedlichem Maße. Diese uneinheitlichen Entwicklungen zeigen, dass der Aufschwung, der unserer Meinung nach im nächsten Jahr einsetzen wird, auf einige Widerstände stoßen könnte. Ein entscheidendes Barometer für den Beginn der Konjunkturbelebung wird wahrscheinlich eine stärker synchron verlaufende Aufwärtsbewegung der PMI-Indizes sein, die dann zu einem sich selbst antreibenden wechselseitigen Aufschwung zwischen den Ländern führt, kommentiert de la Rubia.

Laut der der HCOB-Umfrage befinden sich sechs von den acht verfassten Länder inmitten einer Krise. Österreich war Schlusslicht, dicht gefolgt von Deutschland und Frankreich. Allerdings verlangsamte sich in diesen drei Ländern die Talfahrt.  In Spanien und in den Niederlanden verharrte die Industrie auf einem niedrigen Niveau. Italien verzeichnete Rückgänge.  Aufwärts ging es lediglich für Griechenland.

Die Produktion ging zurück, gleichzeitig verringerte sich aber auch das Auftragsminus. Sowohl die Vormaterial- als auch die Fertigwarenlager nahmen mit verringerten Raten ab. Die Auftragsbestände sanken den 18. Monat in Folge.

Der Stellenabbau in der Eurozone beschleunigte zum sechsten Mal hintereinander und fiel so stark aus wie zuletzt im August 2020.

Der Abwärtstrend in Deutschlands Industrie schwächt sich ab

Der HCOB Einkaufsmanagerindex Deutschland legte im November zum vierten Mal in Folge zu und notierte nach 40,8 im Vormonat nun bei 42,6 Punkten. Zurückzuführen ist der Anstieg des Hauptindexes auf geringere Einbußen bei Produktion und Auftragseingang. Erstere schrumpfte demnach den zweiten Monat hintereinander weniger stark und so geringfügig wie seit Mai
nicht mehr.

Die Kontraktionsrate der Neuaufträge lag höher als die der Fertigung, was wiederum die Auftragsbestände weiter verkleinerte. Dafür schächte sich das Minus im Auftragseingang ab.
und fiel so klein aus wie seit sechs Monaten nicht mehr. Auch bei den Exportneuaufträgen konnte der geringste Rückgang seit April verzeichnet werden.

Kräftig abwärts ging es aber im Bereich Beschäftigung zu. Im November wurde der kräftigste Stellenabbau seit Oktober 2020 verbucht.  Neben dem Abbau von Personal reduzierten die Hersteller auch ihre Einkaufsmenge zum wiederholten Mal, was auf eine niedrigere Produktionsrate und einen rückläufigen Lageraufbau zurückzuführen ist.

Die Vormateriallager schrumpften den zehnten Monat in Folge, da die Notwendigkeit für hohe Pufferbestände bei vielen Unternehmen angesichts der besseren Verfügbarkeit nicht mehr gegeben ist. Allerdings fiel die Kontraktionsrate schwächer aus.

Die Lieferketten stabilisierten sich, so dass die Vorlaufzeiten weiter verkürzt werden konnten.

Die schleppenden Nachfrage hatte wieder einen leichten Rückgang der Verkaufsspreise zur Folge. Dieser schwächte sich jedoch erneut ab und
fiel so geringfügig aus wie seit Juni nicht mehr.

Auch im November blickten Deutschlands Hersteller mehrheitlich pessimistisch in die Zukunft. Allerdings sind Lichtblicke zu sehen, da der entsprechende Index auf den besten Wert seit Mai stieg.

Die Unternehmen sind in Bezug auf ihre zukünftige Auslastung etwas weniger pessimistisch. Allerdings müssen wir bedenken, dass der Paukenschlag des Bundesverfassungsgerichtsurteils zur Einhaltung der Schuldenbremse während des Umfragezeitraums im November nur teilweise berücksichtigt wurde. Wir sehen ein erhebliches Abwärtsrisiko, da wichtige Investitionen und Subventionen, die der Staat über außerbilanzielle Vehikel finanzieren wollte, wegfallen könnten. Tatsächlich könnte die Industrie an vorderster Front dieser juristischen Haushaltsturbulenzen stehen, do Dr. de la Rubia.

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