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Bundesregierung will Start-ups mit 2 Milliarden Euro unterstützen

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Neun von zehn Startups in Deutschland bekommen die negativen Folgen der Corona-Krise zu spüren, über 70 Prozent fürchten sogar um die Existenz. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie mit mehr als 1000 teilnehmenden Startups , die vom Bundesverband Deutsche Startups e.V. (Startup-Verband) in Zusammenarbeit mit Curth+Roth letztens veröffentlicht wurde. Jetzt will die Bundesregierung die jungen Unternehmen mit 2 Milliarden Euro unterstützen.

Laut der Studie wirkt sich die Krise schon jetzt in der gesamten Breite des deutschen Startup-Ökosystems aus, besonders betroffen sind Startups in den Bereichen HR und Tourismus . Die Studie zeigt zudem, dass Startups in allen Phasen betroffen sind: Während kleinere Startups durch den Wegfall von Messen und Veranstaltungen vom ausbleibenden Kundenkontakt bedroht sind, fürchten große Startups mit vielen Mitarbeitern vor allem um Umsätze, ihre Liquidität und das Zustandekommen künftiger Finanzierungsrunden.

Die Ergebnisse sind alarmierend: Das Startup-Ökosystem steht angesichts der Corona-Krise vor einem massiven Startup-Sterben. Wenn wir nicht schnell und substantiell handeln, dann werden die ersten Startups schon in wenigen Wochen in die Knie gehen. Staatliche Liquiditätshilfen zu entwickeln, die auch für Startups – egal in welcher Stage und welcher Größe – greifen, muss jetzt oberste Priorität haben. Dafür haben wir einen „4-Stufen-Plan“ entworfen, der als ganzheitlicher Schutzschirm die Startups aller Branchen und Phasen adressiert, mit dem Ziel deutsche Startups in der schweren Zeit zu unterstützen und die geschaffenen Arbeitsplätze zu erhalten, sagt Christian Miele, Präsident des Bundesverbandes Deutsche Startups.

4-Stufen-Plan zum Schutz deutscher Startups

Umsatzausfälle, Rückzug von Neuinvestoren, gravierende Liquiditätsengpässe – damit haben Start-ups jetzt besonders stark zu kämpfen. Um die negativen Folgen der Corona-Krise zu minimieren, hat der Bundesverband Deutsche Startups einen 4-Stufen-Plan zum Schutz deutscher Startups  vorgelegt.

Wir wissen, dass die kommenden Wochen und Monate unser Ökosystem um viele Jahre, vielleicht sogar um ein Jahrzehnt, zurückwerfen kann, wenn wir nicht schnell und substantiell handeln. Wir stehen deshalb in regelmäßigem, engem und direktem Kontakt mit den entscheidenden staatlichen Stellen. Oberste Priorität ist momentan die Liquidität der deutschen Startups – egal welcher Stage, welchen Alters und welcher Größe – zu erhalten. Wir sind davon überzeugt, dass der von uns erarbeitete 4-Stufen-Plan, unser Schutzschirm für Startups, das leisten kann. Es kommt jetzt darauf diesen in enger Abstimmung mit der Bundes- und den Landesregierungen zügig umzusetzen. Uns bleibt nicht viel Zeit,  so Miele.

Eine “One size fits all”-Lösung gibt es angesichts der vielfältigen Finanzierungsarten und Entwicklungsstadien von Startups nicht, daher hat der Bundesverband Deutsche Startups  einen Vier-Stufen-Plan als ganzheitlichen Schutzschirm für Startups vorgelegt:

Stufe 1: Maßnahmen für Startups in früher Phase bzw. ohne Wagniskapitalgeber
Stufe 2: Maßnahmen für Startups mit Wagniskapitalgeber – ein “Matching-Fonds”
Stufe 3: Maßnahmen für Scale-ups
Stufe 4: Maßnahmen für einen Secondary Market bei ausfallenden Investoren

„Start-ups sollen auch in der aktuellen Krise weiter erfolgreich an ihren Ideen basteln können”

Start-ups haben darüber hinaus grundsätzlich auch Zugang zu allen Unterstützungsmaßnahmen des Corona-Hilfspakets. Jedoch passen klassische Kreditinstrumente häufig nicht auf die Bedürfnisse junger Unternehmen. Startups haben – insbesondere in einer frühen Phase – weder eine kreditgebende Hausbank noch erfüllen sie die herkömmlichen Kriterien, um einen Kredit zu erhalten.Deshalb hat die Bundesregierung bekannt gegeben, dass sie  die bereits bestehenden Unterstützungsprogramme um ein Maßnahmenpaket, das speziell auf die Bedürfnisse von Start-ups zugeschnitten ist, ergänzen will.

An diesen Vier-Stufen-Plan knüpfen die Maßnahmen des BMFI an, die eine Einrichtung eines staatlichen Matching-Fonds, der private Investitionen zu einem festgelegten Schlüssel matcht, vorsehen. Um in dieser Krisensituation möglichst sparsam mit öffentlichen Geldern umzugehen muss natürlich feststehen, dass dieses Matching nicht zu Management Fees und einem Carried Interest für den Wagniskapitalgeber führen darf. Im Vordergrund muss der Erhalt der Arbeitsplätze und der Fortbestand des deutschen Startup-Ökosystem stehen.

Wir schaffen einen Start-up-Booster als Corona-Unterstützung für Start-ups, junge Technologieunternehmen und kleine Mittelständler im Umfang von 2 Milliarden Euro. Für diese jungen innovativen Unternehmen passen klassische Kreditinstrumente häufig nicht. Daher bieten wir ein maßgeschneidertes Unterstützungspaket an. Wir nehmen dafür rund 2 Milliarden Euro in die Hand und erweitern die Wagniskapitalfinanzierung, damit auch weiterhin Finanzierungsrunden für zukunftsträchtige innovative Start-ups aus Deutschland stattfinden können. Damit sichern wir Arbeitsplätze und Innovationen in Deutschland,sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier.

Das Maßnahmenpaket umfasst insbesondere folgende Elemente, die schrittweise umgesetzt werden:

  • Öffentlichen Wagniskapitalinvestoren auf Dachfonds- und auf Fondsebene (zum Beispiel KfW Capital, Europäischer Investitionsfonds, High-Tech Gründerfonds, coparion) sollen kurzfristig zusätzliche öffentliche Mittel zur Verfügung gestellt werden, die im Rahmen der Ko-Investition zusammen mit privaten Investoren für Finanzierungsrunden von Start-ups eingesetzt werden können.
  • Die Dachfondsinvestoren KfW Capital und Europäischer Investitionsfonds (EIF) sollen perspektivisch mit zusätzlichen öffentlichen Mitteln in die Lage versetzt werden, Anteile von ausfallenden Fondsinvestoren zu übernehmen.
  • Für junge Start-ups ohne Wagniskapitalgeber im Gesellschafterkreis und kleine Mittelständler soll die Finanzierung mit Wagniskapital und Eigenkapital-ersetzenden Finanzierungsformen erleichtert werden.

Start-ups sollen auch in der aktuellen Krise weiter erfolgreich an ihren Ideen basteln können. Deshalb werden wir Gründerinnen und Gründern jetzt schnell helfen. Mit einem 2-Milliarden-Euro-Hilfspaket sorgen wir dafür, dass diese innovative Wachstumsbranche mit vielen tausenden Beschäftigten gut durch die Krise kommt. Finanzierungsrunden können durch diese Hilfe weiterlaufen. Das ist wichtig, denn für eine gute Zukunft braucht Deutschland innovative Köpfe, so Bundesfinanzminister Olaf Scholz.

Parallel zur Umsetzung des Maßnahmenpakets stimmt die Bundesregierung weiter die Ausgestaltung des Zukunftsfonds für Start-ups ab, der mittelfristig den Weg aus der Krise unterstützen soll.

Foto: Bundesministerium der Finanzen

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