In Tianjin (eine chinesische Stadt und einer der größten Häfen der Welt) nahmen letzte Woche von 80 bis 90 Prozent der Fabriken die Arbeit wieder auf, die meisten bei einer verminderten Produktivität, weil nicht alle Mitarbeiter noch zur Arbeit zurückkehrten – ergibt sich aus den Angaben, die von der Firma Norman Global Logistics veröffentlicht wurden. Der Logistikbetreiber, welcher seine Büros in Großbritannien und in Asien (ebenfalls in China) hat, berichtet, wie der Rückkehr zur Normalität nach unerwartetem Erscheinen des Coronavirus aussieht.
Ähnlich wie in Tianjin ist die Lage in Städten: Dalian, Qingdao, Xiamen. Etwas schlimmer sieht es in Guangzhou aus – dort nahmen 80 Prozent der Fabriken ihre Tätigkeit auf. In der Provinz Zhejiang schätzt man den Anteil auf 50 bis 70 Prozent.
“Mit Ausnahme der Provinz Hubei nehmen die meisten übrigen Regionen die Arbeit allmählich wieder auf. Manche Fabriken machten das bereits letzte Woche, mehr Betriebe in dieser Woche, die meisten von ihnen führen aber weiterhin nur eine eingeschränkte Tätigkeit und noch andere sind ganz zu” – ist in einer Mitteilung der Firma, vor fünf Tagen veröffentlicht, zu lesen.
Normal Global Logistics schätzt, dass die Lieferfähigkeit der Fabriken aus China auf niedrigem Niveau noch teilweise im März bleibt.
Wann kehren sie zur vollen Leistung zurück…?
Nach Meinung des Logistikbetreibers sind zurzeit die Haupteinschränkungen bei der Umsetzung der mit China zusammenhängenden Transporte u.a.: gesperrte Straßen (ihre Anzahl sank in der letzten Woche), Mangel an Kühlcontainern, annullierte Seereisen auf der Strecke Asien – Europa und Asien – USA sowie Personalmangel (z.B. Kraftfahrer).
Bisher sieht man auch Erschwerungen im Flugtransport. Die Lager, bestimmt für die Importwaren, stehen in China überfüllt, weil die Abnehmer nicht imstande sind, die Ladungen abzuholen – schreibt Normal Global Logistics. Das ändert sich aber auch, weil die Importeure allmählich die Tätigkeit wieder aufnehmen. Der Warenfluss in die andere Richtung ist ebenfalls erschwert. Da viele chinesische Fabriken im Stillstand sind, kam auch der Export zum Erliegen. Wie im Bericht der Firma zu lesen ist, wurden „ab Ausbruch der Viruskrankheit über 25 Tsd. Flüge pro Woche annulliert”.
Gleichzeitig aber bemerkt die Firma, dass wenn die Fabriken auf Hochtouren wieder arbeiten, kann ein Problem mit mangelndem Platz und Fuhrpark, der zur Beförderung von Waren unentbehrlich ist, auftreten.
Die Wirtschaft leidet daran
Wenn ein solcher Boom kommt, ist ungewiss. Der ostseeische und internationale Schifffahrtsrat gibt drei Szenarien an. Das erste, optimistischste Szenario, nimmt eine Normalisierung der Arbeit von chinesischen Betrieben bereits Anfang März an. Das zweite – im April, was zu ernsteren Störungen der Lieferkette führen kann. Das dritte, pessimistische, sagt von einer gewaltsamen Ausbreitung des Virus, die schwer einzuschätzen ist, aber sie kann zu einer globalen Krise der Lieferketten führen, gibt wnp.pl an.
Die Angaben zu Störungen der Kontinuität von Lieferketten und ihrem Einfluss auf die Tätigkeit der Firmen sind bereits da. Das ist beim Index von Shanghai Containerized Freight Index zu sehen. Noch am 21. Februar betrug der Mittelfrachtsatz in Spot-Verträgen aus chinesischen Häfen in andere Häfen 887,72 Dollar/TEU und nur binnen einer Woche ging er um 22,86 Dollar zurück” – gibt das Wirtschaftsportal an. Die neuesten Angaben vom Index geben keine Gründe zum Optimismus. Am 28. Februar ging der Mittelsatz bereits auf 875,76 Dollar/TEU, also um 11,96 Dollar runter.
Die Häfen sind aber noch nicht alles. Unter anderem die Autobauer, die die Teile aus China – vor allem aus heute von der Welt abgeschnittenem Wuhan importieren, bekommen das auch zu spüren. Die globale Wirtschaft reagiert. Der Internationale Währungsfonds behielt sich vor mehreren Tagen vor, dass er hochwahrscheinlich die Anstiegsprognose herabsetzen werde.
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung setzte die Wirtschaftsprognose für dieses Jahr von einem Anstieg 2,9 (gegen Ende vorigen Jahres prognostiziert) auf 2,4 Prozent herab. Sie behauptet, dass die mit dem Coronavirus verbundene Wirtschaftslage viele Länder in die Rezession stürzen kann – so Reuters.
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