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Foto: AdobeStock/Frank

Nur noch Elektrofahrzeuge in Firmenflotten? Brüssel plant neue Flottenvorgaben

Lesezeit 3 Min.

Die Europäische Kommission bereitet neue Vorschriften vor, die den europäischen Flottenmarkt grundlegend verändern könnten. Laut inoffiziellen Informationen plant Brüssel, dass Unternehmen ab 2030 nur noch Elektrofahrzeuge neu zulassen dürfen. Für die Transport- und Logistikbranche wäre dies ein organisatorischer und finanzieller Kraftakt.

Bisher galt das Jahr 2035 als Stichtag für das Ende der Neuzulassungen von Verbrennern in der EU. Nun will Brüssel diesen Prozess bei gewerblichen Flotten deutlich beschleunigen. Medienberichten zufolge prüft die Kommission, ob ab 2027 mindestens 75 Prozent aller von Unternehmen neu angeschafften Fahrzeuge elektrisch sein müssen – und ab 2030 sollen Firmenflotten vollständig emissionsfrei sein. In der Praxis hieße das: Keine neuen Diesel- oder Benzinfahrzeuge mehr für Unternehmen.

Von der Regelung wären nicht nur klassische Firmenflotten betroffen, sondern auch Leasinggesellschaften, Autovermieter sowie Selbstständige, die auf langfristige Fahrzeuganmietung setzen. Aus Sicht der EU-Kommission ist das ein logischer Schritt zur Erreichung der Klimaziele und zur Dekarbonisierung des Verkehrs.

Flotten ohne Ausweichmöglichkeit?

Firmenflotten machen mehr als 60 Prozent aller Neuzulassungen in Europa aus. Die Einführung einer 100 Prozent emissionsfreien Pflicht ab 2030 würde also faktisch das Aus für Verbrenner im B2B-Segment bedeuten. Für viele Betriebe wäre das nicht nur ein Technologiewechsel, sondern ein umfassender Umbruch ihrer Kostenstruktur.

Besonders Unternehmen in Mittel- und Osteuropa, wo es nach wie vor an Ladeinfrastruktur mangelt, könnten Schwierigkeiten bekommen, sich auf die neuen Vorgaben einzustellen.

Widerstand aus Deutschland: Politik und Industrie gegen Brüssel

Die Pläne stoßen in Deutschland auf deutlichen Widerstand. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) warnt vor einer Schwächung der Wettbewerbsfähigkeit europäischer Hersteller. Auch aus der Politik kommt Kritik: Der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber forderte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf, das Vorhaben sofort zu stoppen. Sein Parteikollege Tilman Kuban warf der Kommission wirtschaftliche Realitätsferne vor.

Konsultationsphase bis September

Die Europäische Kommission hat bereits ein öffentliches Konsultationsverfahren eingeleitet, das bis zum 8. September 2025 läuft. Ziel ist es, einen Richtlinienentwurf zur Dekarbonisierung gewerblicher Flotten zu erarbeiten. Der Bundesverband Betriebliche Mobilität (BBM) ruft Unternehmen zur aktiven Beteiligung auf.

Wenn wir nicht wollen, dass politische Entscheidungen an der Realität vorbeigehen, muss die Wirtschaft sich jetzt mit Nachdruck einbringen“, kommentiert BBM-Präsident Marc-Oliver Prinzing.

Noch hat die Kommission die genauen Inhalte der geplanten Vorschriften nicht offiziell bestätigt. Eine Sprecherin kündigte lediglich an, dass konkrete Gesetzesvorschläge gegen Ende des Sommers 2025 vorgelegt würden. Für die gesamte europäische Transportbranche dürfte dies ein entscheidender politischer und technologischer Wendepunkt werden.

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