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Der deutsche Automobilsektor erwartet bald den Höhepunkt der Krise, erwägt aber bereits eine Wiederaufnahme der Produktion

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Die deutschen Automobilhersteller befürchten einen Zusammenbruch der Lieferkette. Sie haben bereits einige Schritte unternommen und Gespräche mit der Regierung geführt. Sie planen, die Produktion bald wieder aufzunehmen. Auch die Situation auf dem Containertransportmarkt stabilisiert sich langsam.

Die Lage einer der Vorzeigebranchen der deutschen Industrie ist ernst. Vertreter der Branche (u.a. Vorstandsvorsitzende und Geschäftsführer von VW, BMW, Daimler) führten Gespräche über die aktuelle Krise mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Leitern der Ressorts für Verkehr, Arbeit, Wirtschaft und Finanzen.

Die Produzenten appellierten an die Bundesregierung, die vom Staat vorgeschlagene Finanzhilfe so schnell wie möglich den Unternehmen zukommen zu lassen. Für Unternehmen in Spanien und Italien, wo allein der VW-Konzern 800 Lieferanten hat, ist die Situation dramatisch. Vielen von ihnen droht diese Woche ein finanzieller Zusammenbruch, berichtet die deutsche Tageszeitung „Handelsblatt” über die Gespräche der Produzenten mit der Regierung.

Zwar haben sich die Konzerne darauf vorbereitet, „im Einzelfall strategisch wichtige Lieferanten zu unterstützen„. Die Produktion in Spanien oder Italien wurde jedoch eingestellt, und der Mangel an Komponenten führt zur Einstellung der Produktion in Deutschland. Die Chefs von Daimler, BMW und VW sind der Meinung, dass Italien und wahrscheinlich auch Spanien die Unterstützung von finanziell stärkeren EU-Ländern benötigen. Die Wiederbelebung von Lieferketten ist keine nationale Aufgabe und kann nur durch internationale Maßnahmen erfolgreich durchgeführt werden.

Nach den bisherigen Erklärungen der Hersteller sollen die meisten Werke in Deutschland um den 20. April die Produktion wieder aufnehmen. Um wieder auf die alten Gleise zurückkehren zu können, wäre es jedoch notwendig, die Grenzen zu öffnen, um den freien Transport von Komponenten in ganz Europa zu ermöglichen.

Die Preise für den Containertransport stabilisieren sich

Die Nachricht über die Möglichkeit der Wiederaufnahme der Produktion in deutschen Automobilwerken ist nicht die einzige Information, die den Beginn der Normalisierung der Situation einläuten kann. Nach den Daten der Beratungsfirma Drewry, die die Raten des Containertransports analysiert, stabilisieren sich die Preise. Der globale Containerindex, der auf der Grundlage der Containertransportraten auf acht Hauptrouten von und in die Vereinigten Staaten, Europa und Asien berechnet wurde, fiel in der letzten Märzwoche um 0,3 Prozent und erreichte 1.530 Dollar. Das sind 9,7 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum von 2019. Der Jahresdurchschnitt liegt jetzt bei 1.643 Dollar und ist um 19,71 Prozent höher als der Durchschnitt der letzten fünf Jahre (1.380 Dollar).

So sind beispielsweise die Preise für den Containertransport zwischen Shanghai und Los Angeles um 12 Prozent (auf 1.659 Dollar), und zwischen Shanghai und New York um 6 Prozent (auf 2.882 Dollar) gestiegen. Die Transportraten von Rotterdam nach Shanghai stiegen um 5 Prozent (bis auf 864 Dollar). Die Preise auf Strecke Shanghai-Genua wurden dagegen um 9 Prozent auf 1.807 Dollar reduziert.Der Preis für den Transport zwischen Rotterdam und New York hat sich nicht geändert (2.322 Dollar).

Die Experten von Drewry erwarten in den kommenden Tagen Preiserhöhungen aufgrund der gestiegenen Produktion in China.

Die Stabilisierung der Containerfrachtraten lässt sich auch an einem anderen Index ablesen – dem Freightos Baltic Index (FBX), der die Raten im intermodalen Verkehr für 40-Fuß-Container angibt. Betrachtet man die Daten von Jahresbeginn bis April, so hat sich die Situation stabilisiert. Von Ende Januar bis Ende Februar gab es einen Rückgang von 16 Prozent (vom 17. Januar bis 28. Februar). Der Durchbruh war am 28. Februar, als die Raten leicht zu steigen begannen und im April ein ähnliches Ergebnis wie zu Beginn des Jahres erreichten.

Foto: VW

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