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Analyse: Logistik-Insolvenzen kaum noch sanierbar. Investoren ziehen sich zurück

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Trotz kurzfristiger Erholung brechen für insolvente Logistikunternehmen im Jahr 2025 die Rettungsperspektiven weiter ein. Investoren wenden sich ab – strukturelle Schwächen lasten schwer auf der Branche.

Die Logistikbranche steht auch im Jahr 2025 massiv unter Druck. Eine aktuelle Analyse der Restrukturierungsberatung Falkensteg zeigt: Die Sanierung insolventer Logistikunternehmen mit mehr als zehn Millionen Euro Jahresumsatz gelingt immer seltener. Während in anderen Branchen immerhin noch rund ein Drittel der betroffenen Firmen fortgeführt werden können, liegt die Rettungsquote in der Logistik bei alarmierenden 16,7 Prozent – ein historischer Tiefstand.

Konkret wurden im Jahr 2024 insgesamt 18 Transportunternehmen mit dieser Umsatzgröße insolvent. Lediglich drei davon konnten durch einen Verkauf gerettet werden. Die verbleibenden 15 schieden dauerhaft aus dem Markt aus. Zum Vergleich: In der Gesamtheit aller Branchen lag die Sanierungsquote 2024 bei 33,2 Prozent.

Jahr Insolvenzen (alle Branchen) Rettungsquote (alle Branchen) Insolvenzen (Logistik) Rettungsquote (Logistik)
2023 279 34,9 % 33 0,0 %
2024 378 33,2 % 19 16,7 %

Quelle: Falkensteg

Systemische Schwächen schrecken Investoren ab

Niedrige Margen, lange Zahlungsziele und kurze Vertragslaufzeiten lassen Investoren kaum Spielraum für eine Sanierung“, erklärt Gunter Fittkau, Partner bei Falkensteg und Autor der Analyse.

Die strukturellen Schwächen der Branche haben sich in den vergangenen Jahren weiter verfestigt: Der Bereich Verkehr und Lagerei ist doppelt so stark von Zahlungsausfällen betroffen wie der Branchendurchschnitt. Gleichzeitig verhindern hohe Fix- und Betriebskosten eine flexible Reaktion auf Umsatzrückgänge.

Ein weiterer zentraler Kritikpunkt: Anstatt auf nachhaltige Transformation zu setzen, konzentrieren sich viele Unternehmen auf kurzfristige Kostensenkungen. Der Markt bleibt für externe Kapitalgeber damit weitgehend unattraktiv – hohe Infrastrukturkosten, enge regulatorische Vorgaben und der chronische Fachkräftemangel verschärfen diese Situation zusätzlich.

Kurzfristige Erholung – aber kein Grund zur Entwarnung

Im ersten Halbjahr 2025 konnte die Branche dennoch eine kurzfristige Verschnaufpause einlegen. Die Zahl der Insolvenzen in der Logistik sank laut Falkensteg auf nur drei Fälle – ein Rückgang um 62,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das ist der niedrigste Stand seit 2019. Die Gründe dafür liegen laut Fittkau in der wieder anziehenden Nachfrage nach Konsum- und lebensnotwendigen Gütern, gesunkenen Energiekosten und einer nachlassenden Inflation.

Jahr (1. Halbjahr) Insolvenzen (alle Branchen) Veränderung ggü. Vorjahr (%) Insolvenzen (Logistik) Veränderung ggü. Vorjahr (%)
2022 105 7
2023 116 +10,5 % 4 –42,9 %
2024 171 +47,4 % 8 +100,0 %
2025 201 +17,5 % 3 –62,5 %

Quelle: Falkensteg

Doch diese Entspannung sei nur vorübergehend, warnt der Experte: „Trotz der Erholung bleibt das Preisniveau zu niedrig.“ Die strukturellen Belastungen bestehen weiter, und ein nachhaltiger Aufwärtstrend sei nicht in Sicht.

2.Halbjahr 2025: Rückkehr der Insolvenzwelle erwartet

Mit Blick auf das zweite Halbjahr prognostiziert Falkensteg eine erneute Zunahme der Insolvenzen in der Logistik. Die Nachfrage stagniert, die strukturellen Probleme – insbesondere hohe Fix- und Personalkosten – bleiben bestehen. Fittkau warnt:

Die kurzfristig stabilere Nachfrage hat die Insolvenzwelle zwar gebremst, doch bleibt die Logistikbranche weiterhin stark unter Druck.

Eine grundlegende Trendwende sei nur durch tiefgreifende Veränderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen möglich. Ohne strukturelle Reformen droht vielen Unternehmen das endgültige Aus – mit entsprechenden Folgen für die Versorgungsketten und den Wirtschaftsstandort Deutschland insgesamt.

 

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