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Der Mangel an Fachkräften treibt die Entwicklung der Robotik voran

In der Logistikbranche gewinnen KI-unterstützte Roboter zunehmend an Bedeutung. Wie können aber Mensch und Maschine effektiv zusammenarbeiten, und welche technischen sowie ethischen Grenzen sind beim Einsatz von Maschinen zu beachten?

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Der weltweite Absatz von Service-Robotern für den professionellen Einsatz ist im letzten Jahr um 48 Prozent auf insgesamt 158.000 Einheiten gestiegen, beziffert die International Federation of Robotics.Unternehmen setzen vermehrt auf Service-Roboter, um dem Personalmangel entgegenzuwirken.

Die Branche der Service-Roboter entwickelt sich rasant.Der Mangel an Fachkräften und die Herausforderungen bei der Besetzung von Servicestellen treiben die Nachfrage an. Die IFR hat nahezu 1.000 Anbieter von Servicerobotern weltweit identifiziert, die automatisierte Dienstleistungen anbieten, betont Marina Bill, Präsidentin der International Federation of Robotics (IFR).

Transport und Logistik führend

Der größte Marktanteil entfällt auf mobile Roboterlösungen im Bereich Transport und Logistik: Mehr als die Hälfte aller professionellen Service-Roboter wird für den Waren- oder Gütertransport eingesetzt. Im Jahr 2022 stieg der Absatz in diesem Segment um 44 Prozent auf etwa 86.000 verkaufte Einheiten. Im Zuge eines drastischen Anstiegs der Nachfrage haben Logistikunternehmen bereits erheblich in Robotik und Automation investiert. Der Umsatz professioneller Serviceroboter für den Transport von Waren oder Gütern stieg um 44 Prozent zwischen 2021 und 2022.

Roboterhersteller integrieren zunehmend Hardware mit intelligenter Software, um die spezifischen Automationsbedürfnisse der Lager- und Logistikbranche zu bedienen. Mit künstlicher Intelligenz ausgestattete Roboter eröffnen diesem Sektor eine Fülle neuer Möglichkeiten, erklärt Bill.

Der Einsatz von KI soll vor allem dabei helfen, Roboter mit variablen und unvorhersehbaren Situationen vertraut zu machen.Dank KI-Software basierend auf einem erfahrungsgeleiteten Lernprozess anstelle von starren Programmierungen, können Roboter erlernen, in einem Logistikzentrum verschiedene Gegenstände mit hoher Geschwindigkeit zu greifen und zu verpacken; sie nutzen optische Systeme, um Gegenstände in der Fabrik autonom zu transportieren, und bieten KI-gesteuerte Schnittstellen, die eine einstmals 90-minütige Wartungsaufgabe in eine sekundenschnelle Anpassung umwandeln.

Der kombinierte Einsatz eines breiten Spektrums von Robotik- und Automatisierungsanwendungen wird eine entscheidende Rolle dabei spielen, den Arbeitskräftemangel zu beheben und künftiges Wachstum in dieser Schlüsselindustrie zu ermöglichen, betont Bill.

Mensch oder Maschine

Auch der internationale Technologiekonzern Körber ist der Auffassung, dass Robotik dem Fachkräftemangel entgegenwirken kann – vor allem bei definierten, wiederkehrenden Aufgaben greifen Roboter bereits jetzt schon in vielen Bereichen dem Menschen unter die Arme. Die Einsatzmöglichkeiten sind breit gefächert von innerbetrieblicher Logistik bis hin zur Produktion.

In der innerbetrieblichen Logistik – für Produktion und Distribution gleichermaßen – übernehmen Roboter vielfältige Aufgaben im Bereich Transport, Lagerung und Handhabung. Der Transport von Behältern und Paletten zwischen Funktionsbereichen oder Ware-zur-Person Kommissionierung basierend auf autonomen Robotern sind typische Beispiele, sagt Michael Heidu, Product & Solution Manager bei Körber Geschäftsfeld Supply Chain.

Heißt das, dass Roboter bald Menschen ersetzen werden? Nein, weil es weiterhin Dinge gibt, die Menschen besser können als Maschinen. Insbesondere in der eigenständigen Wahrnehmung von undefinierten Umgebungen und Objekten stoßen Roboter oft an ihre Grenzen.

Die Sensorik hat sich den letzten Jahren rasant weiterentwickelt. Wenn es um die Erkennung und Handhabung unbekannter / undefinierter Objekte geht, stoßen Roboter an technische Grenzen – ein konkretes Beispiel ist die Kommissionierung von Einzelteilen. Hier sind die Eigenschaften der Teile entscheidend, ob Automatisierung überhaupt bzw. wirtschaftlich möglich ist, erklärt Heidu.

Deswegen hinkt auch der direkte Vergleich Mensch oder Maschine. Unterdessen sollte man sich fragen, wie Menschen und Maschinen intelligent interagieren können und erfolgreich Hand in Hand arbeiten können. Gerade bei körperlicher, schwerer und monotoner Arbeit können robotisierte Lösungen für menschliche Kollegen zur großen Entlastung werden.

Nicht außer Acht zu lassen sind auch ethische Aspekte. Neue Technologien sollten vor allem menschliche Fähigkeiten erweitern, nicht aber zu einer Bevormundung des Menschen führen.

KI als Teil der roboterbasierten Lösung sollte natürlich ethischen Grundsätzen entsprechen. Hier ist zentral, eine Bevormundung des Menschen durch KI zu vermeiden – der Mensch sollte die Entscheidungshoheit behalten, so Heidu.

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