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Tirol fordert Jahreslimit für LKW-Transit – Italien beziffert Verluste durch Fahrverbote

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Trotz jahrelanger Auseinandersetzungen und offizieller Beschwerden bei der Europäischen Kommission plant Österreich eine erneute Verschärfung der Transitbeschränkungen durch Tirol. Neue Vorschläge wie digitale Slotbuchungen für LKW und die Forderung nach einer mengenmäßigen Begrenzung des Straßengüterverkehrs sorgen bei italienischen Transportunternehmen für wachsende Frustration – ihre Verluste summieren sich bereits auf 1,8 Milliarden Euro.

Dieser Text wurde vollständig von einem Redakteur verfasst – basierend auf fachlichem Wissen, journalistischer Erfahrung und sorgfältiger Recherche. Künstliche Intelligenz kam dabei nicht zum Einsatz.

Aktuell fordern österreichische Politiker sogar ein Jahreslimit für den LKW-Transit durch Tirol. Obwohl der Brennerkorridor eine der wichtigsten europäischen Verkehrsachsen bleibt, wird in Tirol erneut über strengere Auflagen für den Straßengüterverkehr diskutiert. Andrea Haselwanter-Schneider, Vorsitzende der Liste Fritz und Mitglied des Innsbrucker Gemeinderats, forderte jüngst eine Begrenzung auf maximal eine Million LKW-Fahrten pro Jahr sowie eine verpflichtende Verlagerung eines Teils des Transports auf die Schiene.

Der derzeitige Slot-Regelbetrieb, der von Tirols Landeshauptmann Anton Mattle propagiert wird, sei ihrer Ansicht nach wirkungslos:

Kein einziger LKW weniger fährt über den Brenner“, kommentiert Haselwanter-Schneider.

Sie schlägt sogar vor, das Buchungssystem auf den Individualverkehr auszuweiten – insbesondere in der touristischen Hochsaison.

Italienische Spediteure zahlen den Preis für Österreichs Verkehrspolitik

Laut Uniontrasporti, einem Unternehmen der italienischen Handelskammer, haben die Einschränkungen auf der Tiroler A13 die italienische Transportwirtschaft allein in den letzten fünf Jahren rund 1,8 Milliarden Euro gekostet. Die jährlichen Verluste belaufen sich derzeit auf etwa 370 Millionen Euro. Hauptursachen sind die reduzierte Fahrbahnauslastung und Bauarbeiten, unter anderem an der Luegbrücke.

Daten der Confindustria Alto Adige zeigen: Im Jahr 2024 passierten 2,37 Millionen LKW und 11,55 Millionen Pkw den Brennerpass – zu wenig, um die tatsächlichen Bedarfe von Handel und Tourismus zu decken. Für die Region Trentino-Südtirol ist die Route strategisch entscheidend: Über 29 % des italienischen Außenhandels mit Europa verlaufen über diesen Alpenübergang.

Digitale Slots: wieder auf dem Tisch, aber ohne Zustimmung aus Rom

Österreich, Bayern und Italien haben die Gespräche über ein digitales Slotbuchungssystem für LKW-Fahrten wieder aufgenommen. Ein Prototyp ist bereits entwickelt, das Kontrollzentrum in Innsbruck betriebsbereit. Obwohl Italiens Premierministerin Giorgia Meloni das Konzept als „pragmatisch“ bezeichnete, hat ihre Regierung dem System bislang nicht offiziell zugestimmt und führt das laufende Verfahren gegen Österreich vor dem Europäischen Gerichtshof fort.

Die Vorwürfe wiegen schwer: Die Maßnahmen gelten als Verstoß gegen das Prinzip des freien Warenverkehrs innerhalb der EU. Zwar wird eine Entscheidung über die Slot-Regelung erst im Dezember erwartet, doch bereits jetzt ist klar, dass die Positionen der beteiligten Länder weit auseinanderliegen.

Brenner-Basistunnel bringt keine kurzfristige Entlastung

Italiens Logistikbranche hatte auf eine baldige Eröffnung des Brenner-Basistunnels (BBT) gehofft, der den Güterverkehr langfristig auf die Schiene verlagern soll. Zwar ist die Inbetriebnahme für das Jahr 2032 geplant, doch auf österreichischer und deutscher Seite verzögern sich die nötigen Schienenausbauten voraussichtlich bis 2039.

Das bedeutet: Auf absehbare Zeit bleibt der Straßentransport über die Alpen dominierend – jedes zusätzliche Fahrverbot trifft die Wettbewerbsfähigkeit italienischer Transportunternehmen im Herzen.

Mitarbeit: Zsofia Polos

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