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Deutsche Logistiker sind der europäischen Konkurrenz einen Schritt voraus

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Im europäischen Vergleich sind deutsche Logistiker der Konkurrenz in einigen Bereichen deutlich voraus: 80 Prozent der deutschen Logistiker haben ihre IT-Systeme bereits aufgerüstet, um ihr Unternehmen zu digitalisieren – im Vergleich zu nur 50 Prozent der europäischen Mitbewerber.

Dieses Ergebnis belegt: Die Unternehmen in Deutschland sehen die Digitalisierung in erster Linie als technische Veränderung. Trotzdem haben heute bereits nahezu zwei Drittel der deutschen mittelständischen Logistiker Ideen für digitale Geschäftsmodelle und Dienstleistungen. Jedes zweite Unternehmen hat die Digitalisierungsmaßnahmen in eine Strategie eingebettet. In diesen beiden Punkten unterscheiden sie sich nicht von den Logistikunternehmen in Europa.

Logistik 4.0: Die Schlüsselfaktoren für den Erfolg

Eine erfolgreiche digitale Transformation ist kein Selbstläufer, sondern stark von internen Erfolgsfaktoren abhängig. Welche Schlüsselfaktoren sind entscheidend und welche Handlungsempfehlungen ergeben sich daraus?

Technologische Basis für eine erfolgreiche Digitalisierung

Mit der digitalen Transformation verändern sich Abläufe und Prozesse. Die vernetzte Logistik ist kein isoliertes Thema mehr. So ist die Definition von Digitalisierungswerkzeugen ein sehr wichtiger erster Schritt. Diese sind Mittel, um aktuelle Logistik-Systeme zu verändern bzw. einen Eingriff in die technologische Landschaft von Logistikdienstleistern zu managen. Den Grundlagenwerkzeugen wird eine zentrale Funktion zugewiesen, da sie von der Logistik abgetrennte (Basis-)Technologien darstellen und auf eine Vielzahl von Digitalisierungswerkzeugen Einfluss nehmen. Moderne Telematik z.B. kann nicht ohne Bild- und Umgebungssensorik funktionieren.

Kosten sparen und trotzdem digitaler werden?

Insbesondere am Lean Management orientierte agile Methoden wie Scrum, Lean Startup oder Design Thinking können dazu beitragen, digitale Technologien auch mit kleinem Budget umzusetzen. Denn diese Techniken ermöglichen es, Anwendungen und Produkte zu entwickeln, die tatsächliche Kundenprobleme lösen und dadurch Anklang finden. Ideen könnten so zudem über schnelles Prototyping kostengünstig umgesetzt und mit dem Kunden gemeinsam getestet werden.

Effiziente, prozessorientierte Unternehmensorganisation

Silo- und Abteilungsdenken führen regelmäßig zu Schranken und Blockaden. Nur in einer durchlässigen Unternehmensorganisation können wichtige Informationen frei fließen. Und reibungs- und nahtlose Abläufe wiederum stellen die Grundvoraussetzung für die Digitalisierungdar. Flache Hierarchien sorgen zudem für kurze Entscheidungswege und ermöglichen schnelles Handeln. Dabei dürfen die Prozesse aber nicht nur die eigene Effizienz im Fokus haben. Erfolgsentscheidend ist vielmehr, dass sich im Unternehmen ein kundenzentriertes Denken etabliert und Abläufe auf den Kunden ausgerichtet werden.

Funktionierendes Stammdatenmanagement

Daten sind das Gold des digitalen Zeitalters. Wie das Edelmetall entfalten auch sie ihren besonderen Wert erst mit fachgerechter Verarbeitung. Wer erwartet, nur mit dem Anhäufen von Datenbergen Mehrwert zu generieren, landet zwangsläufig in einer Sackgasse. Die Abläufe in der smarten Logistik 4.0 sind nur so werthaltig wie die Informationen, die sie transportieren. Sind Daten und daraus abgeleitete Informationen unvollständig oder gar fehlerhaft, kommen selbst reibungslos designte Prozesse ins Stocken.

Gut ausgebildete Mitarbeiter auf allen Ebenen

Je enger die Taktung der Aufträge ist, umso schneller geraten Liefertermintreue und Kundenbeziehungen bei einer Störung in Gefahr. Deshalb müssen Mitarbeiter in der Lage sein, Probleme frühzeitig zu erkennen. Die Mitarbeiter von morgen sind weniger „Macher“ und mehr „Entscheider“: Sie überwachen automatisierte Abläufe und greifen nur dort ein, wo es nötig ist. Dies wiederum erfordert nicht nur eine umfassende, fachliche Expertise. Genauso wichtig ist ein profundes Verständnis aller relevanten Prozesse. Übrigens, gut ausgebildete Mitarbeiter sind neben weiteren internen organisatorischen Grundvoraussetzungen ein wesentliches Standbein für die Digitalisierung. Zusammen mit gepflegten Daten, nahtlosen Prozessen und modularem Aufbau – und im Zusammenspiel mit vernetzten Systemen – tragen sie wesentlich zum Erfolg eines jeden Transformations-Projekts bei. Ein Grossteil der deutschen Logistiker hat dies bereits erkannt.

Fazit und Ausblick

Die Schlüsselfrage bleibt, wie Logistikunternehmen mit der digitalen Transformation umgehen und wie sie das Know-how in ihre Organisation und Hierarchien integrieren. Traditionelle Unternehmen stehen da oft vor einer großen Herausforderung. Die Konsequenzen für Organisationen und Mitarbeiterstrukturen sind weitreichend. Bleibt die Frage nach Digitaler Führungsintelligenz und vielleicht die des Chief Digital Officer. Einfache Antwort: Unabhängig davon, wie man zu den kreativen Wortschöpfungen für Eigenschaften und Positionen steht, brauchen alle Ebenen von Management und Mitarbeitern sowie jeder einzelne Inhaber, Geschäftsführer oder CEO eine klare Idee, was Digitalität für sie, ihre Aufgabe und ihr Unternehmen bedeutet.

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