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Marcel Meckes,Geschäftsführer von Carrybots GmbH

Gründerinterview: “Generell waren alle Fehler die wir gemacht haben, notwendig um da zu stehen, wo wir heute sind. “

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Die Carrybots GmbH stellt fahrerlose Transportsysteme her. Das Start-up setzt sich das Ziel, Unternehmen einen schnellen und kosteneffizienten Einstieg in die Transportautomatisierung zu ermöglichen. In unserem Interview erzählt Geschäftsführer Marcel Meckes, wie Logistikprozesse optimiert werden können und welche Ziele sich das junge Unternehmen für die nächsten fünf Jahre setzt.

Natalia Jakubowska, Trans.INFO: Womit genau beschäftigt sich Ihr Startup?

Marcel Meckes,Geschäftsführer von Carrybots GmbH: Automatisierung, Digitalisierung und Industrie 4.0 sind in aller Munde. Dennoch geht die Automatisierung in Deutschland im Bereich Logistik und Produktion sehr schleppend voran. Besonders Klein- und Mittelständische Unternehmen schrecken bei der Umsetzung von Automatisierung häufig noch zurück. Grund dafür sind laut verschiedener Studien hauptsächlich die damit verbunden Investitionskosten und die Komplexität in der Umsetzung. Mit Carrybots knüpfen wir an diese Problematik an und bieten Lösungen für die Transportautomatisierung, die kosteneffizient und einfach umsetzbar sind. Hierfür entwickeln wir fahrerlosen Transportsysteme, die besonders durch eine hohe Flexibilität, Modularität und kurze Inbetriebnahmezeiten überzeugen. HERBIE ist ein FTS, das speziell für den Transport von Kleinladungsträgern im innerbetrieblichen Logistikbereich entwickelt wurde. Typische Anwendungen sind die Stationsversorgung und -verkettung in der Produktion und die Umsetzung von Materialflüssen in der Lagerlogistik wie dem Wareneingang, der Kommissionierung, der Verpackung und dem Warenausgang.

Was ist einzigartig an Ihrer Idee?

„HERBIE“ ist spezialisiert für den Transport von Kleinladungsträgern in der Intralogistik. In diesem Segment zeichnen wir uns vor allem durch eine hohe Kosteneffizient und kurz Inbetriebnahmezeiten aus. Zudem grenzen wir uns von nahen Mitbewerbern durch einen hohen Modularitätsgrad und eine intelligente Softwaresteuerung ab.

Wann und wie sind Sie auf Ihre Gründungsidee gekommen?

Die Idee „HERBIE“ entstand 2016 am Karlsruher Institut für Technologie. Im Rahmen verschiedener Forschungsarbeiten am Institut für Fördertechnik und Logistik ist dabei ein Konzept für Kleinladungs-FTS entwickelt worden, das daraufhin von der flexlog GmbH gemeinsam mit der Gebhardt Fördertechnik GmbH in einem ersten Prototypen umgesetzt wurde. Die folgenden Jahre waren geprägt von der Weiterentwicklung des mobilen Roboters und dessen Marktreife. 2019 begann dann meine „Carrybots-Geschichte“, als ich bei der Firma flexlog als Produktmanager in das Projekt HERBIE miteingestiegen. Anfang 2021 wurde „HERBIE“ dann in die Carrybots GmbH als eigenständiges Unternehmen im Rahmen eines Joint Ventures mit der Gerhard Schubert GmbH ausgegründet. Heute hat das FTS „HERBIE“ mehrere Optimierungsschleifen hinter sich und wird nun seit kurzem bei der Gebhardt Fördertechnik GmbH in Sinsheim in Serie gefertigt.

Woher kam das Kapital für Ihr Unternehmen?

Mitte 2020 ist die Gerhardt Schubert GmbH aus Crailsheim – ein weltweit führendes Unternehmen für Verpackungsautomatisierung – auf HERBIE aufmerksam geworden und hat Interesse an einer Zusammenarbeit gezeigt. Im März 2021 wurde die Carrybots GmbH schließlich mit als Joint Venture der flexlog GmbH und der Schubert GmbH aus der flexlog GmbH ausgegründet. Die Gerhardt Schubert GmbH agiert in diesem Zusammenhang im Wesentlichen als Investor und Vertriebspartner.

Was waren die größten Hindernisse bei der Gründung Ihres Startups?

Fahrerlose Transportsysteme sind technisch hochkomplexe Systeme. Es sind viele Jahre in die Entwicklung von HERBIE geflossen, bis unser System Mitte diesen Jahres schließlich markt- und vor allem serienreif war. Das hat uns viel Geduld und Durchhaltevermögen gekostet. Wichtig ist es dabei vor allem, sich den Herausforderungen einer Gründung bewusst zu sein und eine klare und starke Vision zu haben.

Was war der Wendepunkt, als die ersten Kunden auftauchten und Sie zu glauben

begonnen haben, dass dies funktionieren würde?

Der Glaube an das Produkt und unsere Vision hat sich ziemlich schnell gefestigt. Bereits in den ersten Kundengesprächen hat sich gezeigt, dass die Probleme, die wir mit HERBIE lösen wollten, wirklich existierten. Vor allem Klein- und Mittelständische Unternehmen waren häufig sehr preissensitiv und es brauchte einfache und verständliche Lösungskonzepte, um die Kunden zu überzeigen. All das haben wir nun in unserer ersten HERBIE-Serie umgesetzt. Mit vergleichsweise geringen Kosten und Plug and Play Lösungskonzepten können wir unsere Kunden heute oft schnell und ehrlich überzeugen.

Was hätten Sie rückblickend in der Startphase anders gemacht?

Generell waren alle Fehler die wir gemacht haben, notwendig um da zu stehen, wo wir heute sind. Wenn ich noch einmal bei null anfangen könnte, würde ich versuchen früher in den direkten Kontakt mit Kunden zu gehen. Ein tolles Tool hierfür sind Messen, bei denen man auch als Besucher schon unglaublich viel „netzwerken“ kann.

Welche Tipps würden Sie anderen Startup-Gründern geben, die gerade erst

anfangen?

Kennt eure Kunden und entwickelt euer Produkt für den Kunden. Es gibt zahlreiche tolle und raffinierte Entwicklungen auf dieser Welt, die es nie an den Markt geschafft haben.

Was ist die größte unmittelbare Herausforderung für Ihr Unternehmen und wo

sehen Sie sich selbst in 5 Jahren?

Die ersten Großprojekte nächstes Jahr zu meistern und unsere Kunden in diesen Projekten mit höchster Qualität und Performance zufrieden zu stellen. Das ist weniger eine Herausforderung, sondern viel mehr unser Anspruch. In 5 Jahren sehe ich Carrybots als den führenden Anbieter von Kleinladungs-FTS in Europa.

Was würden Sie tun, wenn Sie kein Startup-Unternehmen gründen würden?

Ein anderes Unternehmen gründen oder in den Vertrieb, die Beratung oder das Produktmanagement in der Automatisierungsbranche gehen.

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