„Kauf dir eine Brille und leck mich am A****”. Großer Ärger wegen Angles-Morts-Aufkleber unter niederländischen Frachtführern

Lesezeit 4 Min.

Seit dem 1. Januar 2021 besteht in Frankreich die Pflicht einer Kennzeichnung „Angles Morts” also „Toter Winkel“ bei Fahrzeugen von mehr als 3,5 t zGM. Diese Verpflichtung gilt auch Lkw, die im Ausland zugelassen wurden. Gegen diese Verpflichtung sprach sich unter anderem der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) aus. Großer Ärger herrscht auch unter niederländischen Transportunternehmen und Fachverbänden. Eine der dortigen Organisationen interveniert in dieser Angelegenheit bei der EU-Kommission.

Nicht nur der BGL, sondern auch der niederländische Verband für Verkehr und Logistik (TLN) vertritt die Meinung, dass solche Maßnahmen wie die französische Aufkleber-Pflicht, die sich auch auf andere EU-Staaten auswirken, auf der europäischen Ebene arrangiert werden sollten. Aus diesem Grund wandte sich die Organisation an die EU-Kommission an. Bisher hat „Brüssel” aber keine eindeutige Stellung diesbezüglich genommen. Darüber informiert das niederländische Nachrichtenportal AD.nl

Der Verband weist auch darauf hin, dass die französische Verpflichtung viel Ärger und zahlreiche Probleme unter niederländischen Frachtführern verursacht. In einem Beitrag von AD.nl wird Erik Maassen van den Brink, Manager bei dem Transportunternehmen Bolk diesbezüglich zitiert:

Wenn dies der Sicherheit dienen würde, wären wir natürlich nicht dagegen. Dies wurder aber falsch eingeführt. Das Problem der Sicherheit könnte dabei wirklich in Frage gestellt werden . Fraglich ist die Ausführbarkeit dieser Pflicht”.

Bei Bolk fahren mindestens zehn Lkw pro Tag nach Frankreich. Die Nichteinhaltung der neuen Verpflichtung kostet ca. 135 Euro. Die Aufkleber mit französischsprachigem Aufdruck („Angle Morts“) sollen insbesondere Radfahrer, Rollerfahrer und Fußgänger vor dem toten Winkel bei Lastwagen und Bussen warnen. Nach Angaben von Sécurité routière, die am 6. Januar veröffentlicht wurde, ist sowohl die seitliche als auch hintere Anbringung erforderlich:

Mit Ausnahme von besonderen Fällen, sollten die Aufkleber grundsätzlich zwischen 0,90 m und 1,50 m über dem Boden angebracht werden. Überdies müssen sie auch so platziert sein, dass die Sichtbarkeit des Lkw-Kennzeichens, der Beleuchtung und der Signaleinrichtungen sowie das Gesichtsfeld des Fahrers nicht beeinträchtigt werden.

Der Aufkleber ist aber knapp 30 Zentimeter hoch, was nach Auffassung von Bolk keine praktikable Lösung sei.

Viele Busse und Lastwagen sind bereits voller Werbung. Für Fußgänger kann es schwer sein, diesen Aufkleber überhaupt zu erkennen. Aber was noch wichtiger ist: Es gibt auch solche Fahrzeuge, bei denen es einfach nicht möglich ist, diese Aufkleber anzubringen oder überhaupt sichtbar zu machen. Und besonders damit haben wir oft Probleme, so Bolt gegenüber AD.


Um den französischen Anforderungen nachzukommen, müsste man bei manchen Fahrzeugen zuerst eine Halterung oder einen speziellen Träger am Chassis montieren und den Aufkleber dort anbringen. Dies könnte sich aber als illegal erweisen, betont das Unternehmen und versteht auch nicht, warum Frankreich alleine eine Pflicht beschlossen hat, die sich so negativ auf Transportunternehmen aus anderen EU-Staaten auswirkt.

Klipp und klar kommentiert die französische Verpflichtung ein niederländischer Lkw-Fahrer, indem er eine Parodie des Angles-Morts-Aufkleber erstellt, diese mit so einer Überschrift versehen und in seinen sozialen Netzwerken geteilt  hat:

Kauf dir eine Brille und leck mich am A****

 

 

Die obligatorische Kennzeichnung des toten Winkels bei Lastkraftwagen wird in Frankreich  mit der Notwendigkeit begründet, besonders gefährdete Verkehrsteilnehmer wie Radfahrer, Fußgänger, Motorradfahrer und Rollernutzer zu sensibilisieren. Laut französischen Behörden seien sich viele von ihnen dessen nicht bewusst, dass Lkw-Fahrer nicht im Stande sind, sie von allen Seiten zu bemerken. Dieses fehlende Bewusstsein sei wiederum eine häufige Ursache der Unfälle, die nicht selten tödlich sind.

Foto: Twitter/Trans.INFO

Tags