Natalia Jakubowska, Trans.iNFO:Was genau macht Ihr Startup?
Julia Unützer, Gründerin und CEO von truckoo: truckoo ist die zentrale Infrastruktur für den globalen Nutzfahrzeughandel. Unser Ansatz: Wir erfassen zum Verkauf stehende Fahrzeuge durch unsere standardisierte truckoo Inspection App – angefangen von Transportern bis hin zu Schwerlastfahrzeugen. Diese Fahrzeuge werden dann über unsere Plattform internationalen Käufern angeboten.Die Essenz unserer Lösung liegt darin, den Zustand sämtlicher Nutzfahrzeuge transparent zu machen. Dadurch ermöglichen wir Verkäufern, ihre Fahrzeuge komplett digital und mit Leichtigkeit anzubieten – ein einfacher Klick genügt.
Was für ein Problem wird durch Ihr Produkt gelöst? Welche Nachfrage wird damit gedeckt?
Wir lösen ein zentrales Problem des Nutzfahrzeughandels: mangelnde Transparenz und Vertrauen in den Zustand der Fahrzeuge, wie es bei konventionellen Plattformen häufig der Fall ist. Käufer sehen sich oft gezwungen, weite Strecken zu reisen, um Fahrzeuge persönlich zu begutachten und zu verhandeln.
Hier setzt truckoo an, indem wir Transparenz in den Zustand der Fahrzeuge bringen. Als Vorreiter im Markt digitalisieren wir den Handel, um den Aufwand für Verkäufer und Käufer zu minimieren. Unser Ziel ist es, eine vertrauenswürdige Plattform zu schaffen, die den Handelsprozess für Nutzfahrzeuge deutlich effizienter und reibungsloser gestaltet.
Was ist Ihre Zielgruppe?
truckoo bietet die Anlaufstelle für jedes Unternehmen, das LKW erwerben oder verkaufen möchte. Da unser Marktplatz die gesamte Bandbreite von Nutzfahrzeugen abdeckt – angefangen bei kleinen Anhängern bis hin zu Schwerlasttransportern – sprechen wir sowohl kleine Speditionen als auch große Unternehmen an. Unsere kurze Historie ist bereits von Erfolg gekrönt, mit über 1400 abgewickelten Verkäufen. Dazu gehören Fahrzeuge von Unternehmen wie Holcim AG aus der Schweiz oder Imperial Logistics International aus Deutschland.
Inwiefern entspricht das Produkt den aktuellen Markttrends?
Der Automarkt wird oft als Vorreiter des Nutzfahrzeughandels gesehen und ist, je nach Referenz, etwa 5-7 Jahre in Trends voraus. Dort haben bereits transaktionale Akteure wie die börsennotierte Auto1 Fuß gefasst. Selbst bei etablierten Werbeportalen wie mobile.de kann man mittlerweile direkt PKW ankaufen.
Unser Ansatz ist wegweisend im Nutzfahrzeug-Segment. Angesichts der steigenden Individualität von LKW, der Elektrifizierung und Wasserstofftechnologie wird das Matching zwischen Fahrzeug und Käufer immer komplexer. Hier setzen wir an: Unsere Plattform behält die Übersicht und bringt Verkäufer und Käufer in diesem speziellen Markt zusammen.
Zusätzlich suchen Unternehmen verstärkt nach Unterstützung bei der Analyse ihrer Total Cost of Ownership (TCO). Hier kommen wir als Partner ins Spiel, da wir über die relevanten Daten und ein umfassendes Netzwerk verfügen, um Fahrzeuge jederzeit präzise zu bewerten und zu verkaufen. Unsere Plattform bietet die Lösung, die Unternehmen benötigen, um fundierte Entscheidungen im Kauf und Verkauf von Nutzfahrzeugen zu treffen.
Wann und wie sind Sie auf Ihre Gründungsidee gekommen?
Die Wurzeln unserer Gründungsidee liegen in unserer LKW-Handelsfamilie, die seit drei Generationen besteht. Auf dieser Basis haben mein Bruder Max Füchsl und ich truckoo entwickelt, mit dem Ziel, den Handel für alle Parteien zu vereinfachen.
Bereits 2019 begannen wir mit der Entwicklung unserer Inspection App, die den Grundstein legte. Anfang 2020 gründeten Max und ich dann offiziell truckoo.
Welche Art von Wissen hatten Sie in diesem Bereich während der Gründung Ihres Startups? Und wie haben Sie Ihr Produkt überprüft?
Mit unserer familiären Hintergrundgeschichte im LKW-Handel und Maxs zwischenzeitlicher leitender Position als Geschäftsführer im Familienbetrieb haben wir zusammen ein umfassendes Wissen in diesem Bereich. Außerdem konnten wir bereits einige Jahre in der Startup Szene Erfahrungen sammeln.
Kundenfeedback ist immer wichtig. Das Produkt erprobten wir in enger Zusammenarbeit mit Werkstätten, Speditionen und LKW-Händlern.
Woher kam das Kapital für Ihr Unternehmen?
Unser Unternehmen wurde durch Venture Capital finanziert, und wir hatten von Anfang an auch prominente Angel-Investoren an Bord, darunter die Gründer von FlixBus.
Was hätten Sie rückblickend in der Startphase anders gemacht?
Eine für mich entscheidende Lektion liegt darin, mit Entschiedenheit Prioritäten zu setzen und weniger essenzielle Aspekte zurückzustellen. In der Anfangsphase ist es zweifellos eine der anspruchsvollsten Herausforderungen, zu erkennen, welche Dinge nicht von zentraler Bedeutung sind.
Welche Tipps können Sie anderen Gründerinnen und Gründern geben?
Ein wertvoller Ratschlag für angehende Gründer ist der intensive Austausch und die Solidarität mit Gleichgesinnten in der Branche. Dieser kollaborative Geist kann von unschätzbarem Wert sein. Wenn es beispielsweise die Möglichkeit für ergänzende Geschäftsmodelle gibt, können gegenseitig Türen geöffnet werden.
Was ist die größte unmittelbare Herausforderung für Ihr Unternehmen und wo sehen Sie sich selbst in fünf Jahren?
Die unmittelbare Herausforderung für unser Unternehmen liegt darin, dass wir noch immer Start-up sind. Woche für Woche sehen wir uns mit kleineren oder auch größeren Herausforderungen konfrontiert. In den kommenden fünf Jahren sehen wir uns als die zentrale Anlaufstelle im Bereich des Nutzfahrzeughandels. Unsere Vision ist es, truckoo als DIE Option für den An- und Verkauf von Nutzfahrzeugen zu etablieren.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up hätten?
Wenn ich kein Start-up hätte, würde ich dennoch in einem jungen und agilen Umfeld arbeiten wollen. Da ich in einer LKW-geprägten Umgebung aufgewachsen bin, hat mich Mobilität schon immer fasziniert. Mein Anliegen wäre es, etwas Positives für die Branche zu bewirken.