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Quelle: Adobestock / Maren Winter

Häfen mit positiven Signalen: Ist dies der Beginn einer wirtschaftlichen Erholung?

Die größten europäischen Häfen melden für das erste Quartal 2024 leichte Rückgänge beim Containerumschlag, die vor allem auf geringere Mengen an Brennstoffen und Energierohstoffen zurückzuführen sind. Andererseits stieg das Containeraufkommen endlich an.

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Europas größter Hafen, Rotterdam, verzeichnete beim Containerumschlag einen Rückgang von 1,4 Prozent. In dem niederländischen Hafen wurden 110,1 Millionen Tonnen Fracht umgeschlagen, verglichen mit 111,7 Millionen Tonnen im Vorjahr. Als Hauptgrund für den Rückgang des Umschlags gilt das geringere Aufkommen in der Kategorie Flüssigmassengut, auf die fast 50 Prozent des Gesamtumschlags entfallen. Im ersten Quartal wurden 52,6 Millionen Tonnen dieser Produktart umgeschlagen, 3,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Rückgänge gab es unter anderem bei Rohöl (minus fast 2 Prozent) und bei Mineralölprodukten (3,4 Prozent). Die geringeren Brennstoffimporte zeigen, dass der wirtschaftliche Abschwung noch immer nicht nachlässt. Erwähnenswert ist jedoch, dass der Umschlag von Flüssiggas (LNG) im Vergleich zum Vorjahr um 3,6 Prozent gestiegen ist und 9,1 Millionen Tonnen erreicht hat.

Auch bei den trockenen Massengütern wurde ein Rückgang verzeichnet, und zwar um 4,5 Prozent auf 17,1 Millionen Tonnen im Vergleich zum Vorjahr. Hauptverantwortlich für den Rückgang war ein starker Rückgang des Kohleumschlags, der um 27 Prozent (auf 5,4 Millionen Tonnen) sank. In absoluten Zahlen bedeutet dies sogar zwei Millionen Tonnen weniger Kohle. Auch der Umschlag von landwirtschaftlichen Erzeugnissen ging um 23 Prozent zurück. Dagegen stieg der Eisenerzumschlag um 16 Prozent, was auf die steigende Nachfrage aus Deutschland zurückzuführen ist, wo die Stahlproduktion zugenommen hat.

Im Vergleich zum Vorjahr gingen auch die Ro/Ro-Ladungen zurück. Der Rückgang betrug 3,8 Prozent, was bedeutet, dass 6,3 Millionen Tonnen umgeschlagen wurden.
Dagegen stieg das Stückgutaufkommen um 7,4 Prozent, obwohl der Gesamtumschlag an Stückgut nur knapp 1,5 Millionen Tonnen erreichte.

Das beste Ergebnis seit drei Jahren

Trotz der anhaltenden Krise im Roten Meer konnte zum ersten Mal seit drei Jahren im ersten Quartal des Jahres ein Anstieg des Containerumschlags beobachtet werden. Gemessen in Tonnen betrug die Verbesserung 3,3 Prozent und in TEU (20-Fuß-Container) 2 Prozent. Im Zeitraum Januar-März wurden im Rotterdamer Hafen 3,3 Millionen TEU umgeschlagen.

Nach dem Anstieg des Containerumschlags gibt es erste Anzeichen dafür, dass sich der Welthandel erholt. Dennoch sind diese Signale aufgrund der zunehmenden globalen Spannungen noch unsicher, sagt Boudewijn Siemons, CEO der Port of Rotterdam Authority.

Wie es in der Pressemitteilung heißt, ist das Containeraufkommen im Januar und Februar stark zurückgegangen, vor allem auf den Routen aus Asien. Der März hat jedoch bereits einen starken Aufschwung gebracht. Da der Suezkanal umgangen werden muss, werden die für die Mittelmeerhäfen bestimmten Frachten unter anderem in Rotterdam verteilt, von wo aus sie ihre Zielhäfen erreichen. Der Verkehr zwischen Rotterdam und den Mittelmeerhäfen stieg im Quartal um 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

März mit positiver Bilanz

Der Hafen Antwerpen-Zeebrügge hat in den ersten drei Monaten des Jahres 70,4 Millionen Tonnen Fracht umgeschlagen, was einem Anstieg von 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Die gute Nachricht und das positive Zeichen ist die Zunahme des Containerumschlags. Diese Kategorie trug maßgeblich zum Anstieg des Güterumschlags im belgischen Hafen bei. Von Januar bis März 2024 wurden im Hafen Antwerpen-Zeebrügge 3,287 Millionen TEU umgeschlagen, was einen Anstieg von 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Gemessen in Tonnen stieg der Containerumschlag im Vergleich zum Vorjahr um 8,6 Prozent (auf 36,8 Millionen Tonnen).Überdies war der Containerumschlag im März das beste Monatsergebnis seit März 2021.

Andere Frachtkategorien verzeichneten jedoch Rückgänge. Mit 2,3 Millionen Tonnen wurde Stückgut um 7,8 Prozent weniger umgeschlagen als im Vorjahr.
Das Ergebnis beim Ro/Ro-Umschlag (5 Millionen Tonnen) war um 6,9 Prozent schlechter als im ersten Quartal 2023. Dies wurde auf die Überlastung der Terminals, die diese Art von Fracht umschlagen, zurückgeführt. Der Umschlag von Transportmitteln ging in dieser Kategorie besonders stark zurück – bei Gebrauchtwagen um mehr als 52 Prozent, bei Lastkraftwagen um fast 24 Prozent und bei Neuwagen um 5,5 Prozent. Im Januar-März 2024 wurden nämlich im belgischen Hafen 860.000 Autos umgeschlagen.

Auch bei trockenem Massengut wurde ein starker Rückgang verzeichnet, und zwar um 12,1 Prozent auf 3,5 Millionen Tonnen im Vergleich zum Vorjahr. Der große Unterschied bestand zwischen den aus dem Hafen exportierten Ladungen, deren Volumen um 9,7 Prozent zurückging, und den ankommenden Frachten – hier lag der Rückgang sogar bei 24,4 Prozent.
Ebenfalls stark gesunken (aufgrund des milden Winters) ist der Umschlag von Kohle (um mehr als 68 Prozent), Getreide (um 47 Prozent) sowie Sand und Kies (um 12 Prozent). Zuwächse gab es dagegen in den Kategorien Schrott (plus 5,7 Prozent) und Nichteisenmetalle (plus 47 Prozent).

Die nach den Containern zweitgrößte Umschlagskategorie – flüssige Massengüter – konnte das Volumen des Vorjahres praktisch halten. Mit 22,8 Millionen Tonnen war das Ergebnis um 0,9 Prozent schlechter als im Vorjahr. Zuwächse gab es beim Umschlag von Heizöl (plus 25 Prozent), Benzin (12 Prozent) und LNG (plus 10 Prozent). Einen deutlichen Rückgang nach vielen Quartalen des Wachstums gab es dagegen bei Diesel (minus 40 Prozent) sowie bei Flüssiggas (minus 11,5 Prozent) und insgesamt in der gesamten Kategorie der flüssigen Kraftstoffe (minus 11,4 Prozent).

Positiv zu vermerken ist, dass sich der Umschlag im Chemiesektor, der vom Wirtschaftsabschwung stark betroffen war, erholt hat. Im Vergleich zum Vorjahr wurden fünf Prozent mehr Chemikalien und 12 Prozent mehr Petroleum umgeschlagen

Hamburg ebenfalls rückläufig

In Hamburg, dem drittgrößten Hafen Europas, betrug der gesamte Güterumschlag 27,4 Millionen Tonnen. Dies entspricht einem Rückgang von 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Ähnlich den Häfen in Rotterdam und Antwerpen war das Gesamtergebnis aufgrund eines deutlichen Rückgangs beim Umschlag von Massengütern schwächer als im Vorjahr. Dieser sank um 11,9 Prozent auf 8,2 Millionen Tonnen. Besonders ausgeprägt war der Rückgang beim Flüssiggut aufgrund der hohen Lagerbestände, die in den ersten Quartalen des Ukraine-Krieges angelegt wurden.
Amerikanischer Boom
Der deutsche Hafen verzeichnete im ersten Quartal dieses Jahres auch einen Anstieg des Containerumschlags, wo 1,9 Millionen TEU umgeschlagen wurden, d. h. 1,1 Prozent mehr als im Vorjahr. In Tonnen betrug der Anstieg 0,7 Prozent (auf 19 Millionen Tonnen). Wie Axel Mattern, CEO von Hafen Hamburg Marketing e.V., betont, signalisiere dies eine Stabilisierung des Welthandels. Dennoch wies er aber darauf hin, dass das erste Quartal keine Rückschlüsse auf die Entwicklung des Umschlags des ganzen Jahres zulasse.

Aus der Analyse des Containerverkehrs in den deutschen Häfen lassen sich interessante Schlüsse ziehen. Während der Austausch mit China dominiert (536.000 TEU), wuchs das Volumen mit den Vereinigten Staaten im ersten Quartal dieses Jahres stark an. Der Umschlag von und nach diesem Land stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 17,7 Prozent auf 179.000 TEU.

Spanische Häfen auf Kurs

Was andere große europäische Häfen betrifft, haben die wichtigsten spanischen Häfen ihre Ergebnisse veröffentlicht. Der Hafen von Algeciras erzielte im ersten Quartal 2024 einen Umschlag von 26,6 Millionen Tonnen: 3,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Dazu trug vor allem der Umschlag der Flüssiggüter bei, der um 7,5 Millionen Tonnen (14 Prozent mehr als im Vorjahr) stieg. Auch der Containerverkehr verbesserte sich um 4,6 Prozent auf 1,17 Millionen TEU.
Der Hafen von Valencia verzeichnete wiederum einen Anstieg des Containerumschlags um 12 Prozent auf 1,2 Millionen TEU. Der Gesamtumschlag erreichte 17,1 Millionen Tonnen, ein Plus von mehr als 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, was vor allem auf das Containeraufkommen zurückzuführen ist.

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