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Indien im Fokus mittelständischer Unternehmen

Immer mehr deutsche mittelständische Unternehmen richten ihren Blick nach Indien, dessen Bedeutung für die Lieferketten mittlerweile höher eingeschätzt wird als die Chinas.

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Eine aktuelle Studie der DZ Bank zeigt, dass das Interesse an Indien zunimmt: 15 Prozent der Unternehmen planen, ihre Lieferketten verstärkt in Richtung Indien auszubauen. Im Herbst 2022 lag dieser Wert noch bei gut 10 Prozent. Besonders für große Mittelständler mit einem Jahresumsatz ab 50 Millionen Euro wird das asiatische Land zunehmend attraktiver – rund jeder Vierte plant, seine Handelsbeziehungen auszubauen. Im Herbst 2022 waren es nur etwa 15 Prozent.

Das Interesse an Indien ist nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass das Land eine der am schnellsten wachsenden Wirtschaften der Welt ist – im Jahr 2023 betrug das Wachstum rund 7,7 Prozent. Zudem verfügt Indien über eine junge und gut ausgebildete Bevölkerung. Die Analysten der DZ Bank gehen sogar davon aus, dass Indien in etwa zehn Jahren Deutschland und Japan wirtschaftlich überholen könnte und bewerten die Bedeutung des Landes für die Lieferketten höher als die Chinas.

Besonders attraktiv ist Indien für das Ernährungsgewerbe, die Chemie- und Kunststoffindustrie sowie den Metall-, Automobil- und Maschinenbau. Für die Elektroindustrie scheint das Land hingegen weniger interessant zu sein.

China gewinnt wieder an Bedeutung

Parallel dazu gewinnt auch China für deutsche Unternehmen wieder an Bedeutung als Handelspartner. Die DZ Bank betont, dass im Herbst 2022 noch genauso viele Unternehmen aus China abziehen wollten, wie sich dort engagieren. Mittlerweile hat sich dieser Trend umgekehrt. Derzeit gehen 17 Prozent der Befragten davon aus, dass China in einer Fünfjahresperspektive wieder wichtiger für ihr Geschäft wird. Allerdings plant rund jeder zehnte Mittelständler, die Handelsbeziehungen zu China in den nächsten Jahren abzubauen.

Durch die breite Palette an Gütern, die günstigen Produktionskosten und die enge Verflechtung bleibt China ein unverzichtbarer Partner für den Mittelstand. Dass Indien und auch Südostasien zunehmend wichtiger werden, liegt vor allem daran, dass die Firmen ihre Lieferketten angesichts zunehmender politischer Unsicherheiten weiter diversifizieren wollen, sagt Claus Niegsch, Branchenanalyst der DZ Bank.

Die Studie warnt jedoch davor, geopolitische Risiken zu ignorieren. Viele Firmen, angezogen von hohen Margen und einem breiten Angebot an Rohstoffen und Fertigprodukten, könnten das Risiko zu enger wirtschaftspolitischer Beziehungen bagatellisieren.

Abnehmende Attraktivität der USA

Der deutsche Mittelstand blickt in letzter Zeit dagegen weniger euphorisch auf den US-Markt als in der Vergangenheit. Obwohl die USA China als wichtigster Handelspartner Deutschlands überholt haben, wollen sich nur noch zwölf Prozent der befragten Unternehmen perspektivisch stärker auf den US-Markt konzentrieren. Im Jahr 2022 lag der Wert noch bei 15 Prozent. Neun Prozent der befragten Firmen planen sogar einen Rückzug. Diese Zurückhaltung könnte laut Analysten der DZ Bank auf die wirtschaftspolitischen Unsicherheiten im Zusammenhang mit einem möglichen Wahlsieg von Donald Trump zurückzuführen sein.

Europa bleibt stabil

Europa bleibt weiterhin die wichtigste Region für die Lieferketten des Mittelstands. Jedes vierte Unternehmen will den Fokus auf Mittel- und Osteuropa richten. 21 Prozent der Firmen planen, ihre Lieferketten in Westeuropa auszubauen, in Mittel- und Osteuropa sind es sogar 24 Prozent, was einen Anstieg um drei Prozent im Vergleich zu 2022 bedeutet. Allerdings möchte auch gut jeder Zehnte seine Lieferketten aus Europa wegverlagern.

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