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Interview: “Wir möchten mithelfen, insbesondere im deutschen E-Commerce einen Paradigmenwechsel herbeizuführen.”

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Die shipcloud GmbH wurde im Mai 2013 als Shipping Service Provider von Stefan Hollmann und Claus Fahlbusch gegründet. Das Unternehmen hat einen auf die Bedürfnisse von Onlinehändlern zugeschnittenen cloudbasierten Service für den Paketversand entwickelt.

Heute ist es üblich, dass der Onlinehändler entscheidet, von welchem Paketdienst er seine Ware zu seinen Kunden befördern lässt. Das hat zur Folge, dass die Paketdienste den Umfang und insbesondere die Qualität ihrer Leistungen an den Bedürfnissen der Händler ausrichten. Die Händler sind in aber in erster Linie kostenorientiert. In Summe führt dies zu schlechtem Service aus Sicht der Paketempfänger, unterbezahlten Paketboten und einer generellen Unzufriedenheit mit dem Online-Handel”, sagt Fahlbusch.

Natalia Jakubowska,Trans.INFO: Womit genau beschäftigt sich Ihr Startup?

Claus Fahlbusch, Gründer und Geschäftsführer, shipcloud GmbH: shipcloud ist der Shipping Service Provider und löst die Probleme der Onlinehändler durch eine cloudbasierte Versandplattform und bietet ihnen eine einfache Schnittstelle zu allen relevanten Versanddienstleistern und hilft so neben der Versandoptimierung auch zu glücklicheren Kunden und effizienteren Touren der Paketdienste. Mit 60+ Integrationen in die führenden Shop-, ERP/WaWi-Systeme und der modernen RESTful API ist die Integration ins eigene System der Händler schneller und einfacher als die Anbindung an einzelne Paketdienste. 

Dies ermöglicht automatisiertes Erzeugen und Drucken von Versandmarken sowie ein automatisches Multi-Carrier-Tracking. Hierdurch wissen Händler und Kunden immer über den Stand der Pakete Bescheid. Auch ans Retourenmanagement ist gedacht. Die Integration bereits bestehender Verträge ist möglich. Multi Carrier Shipping soll die Händler zudem motivieren, die Auswahl des Carriers den Kunden zu überlassen. 

Wir ermöglichen es jedem Online-Händler, auf alle relevanten Services der auf dem Markt vertretenen Versanddienstleister zurückgreifen und somit über einen Shipping Service Provider versenden zu können. Der Lock-In der Händler, und somit die Anbindung an nur einen einzigen Versanddienstleister, ist aufgelöst. shipcloud hat die im deutschen Online-Handel derzeit führenden Paketdienste DHL, DHL Express, DPD, Deutsche Post, GLS, Hermes, UPS, TNT, GO!, Post AT, Post CH und ANGEL Last Mile angebunden. Es sind weitere Services, wie u.a. Express-Dienstleistungen oder Lieferzeitfenster nutzbar. Weitere Versanddienstleister sind zudem auf Anfrage möglich.

Durch shipcloud bieten wir Händlern – auch in Zeiten von Streiks – Versandalternativen und können den Online-Käufern die Wahl überlassen, mit welchem Versanddienstleister bzw. mit welchen Services eine Sendung zugestellt wird – und dies auch im Hinblick auf Retouren. Durch weitere Kooperationen mit Shop-Plattformen und Warenwirtschaftssystemen haben immer mehr Onlinehändler einen einfachen Zugang zum shipcloud-Service. shipcloud hilft

den Onlinehändlern, ihr Business zu optimieren und in Einklang mit den Kundenbedürfnissen zu bringen. 

Was ist einzigartig an Ihrem Produkt/Ihrer Idee?

shipcloud positioniert sich in Deutschland und zukünftig auch in Europa als der führende Shipping Service Provider im Bereich der modernen Logistik-Integratoren.

Unser USP besteht dabei neben den aktuell mehr als 60 Integrationen in Shop-/ERP-Systeme und einer Plug-and- Play-Lösung über eine tiefe Integration in die Systeme der Kunden, die keine Medienbrüche oder Systemwechsel erfordert. Darüber hinaus bieten wir viele verschiedene Carrier-Anbindungen und die Möglichkeit, für die am weitesten verbreitetsten Carrier Versandmarken über shipcloud-Konditionen nutzen zu können. 

Mit Gründung von shipcloud standen Online Händler im Fokus.Weitere Zielgruppen sind Marktplätze und Fulfilment-Dienstleister, für die shipcloud eine perfekte Lösung bietet. 

Wann und wie sind Sie auf Ihre Gründungsidee gekommen?

Die Idee für shipcloud ist dann 2013 am Frühstückstisch entstanden, nachdem die Gründer in der Vergangenheit mit eigenem Online-Shop trotz rasant steigendem Online-Handel immer wieder selbst mit fehlenden Versanddienstleister-Integrationen und Automatisierungsprozessen in Shopsystemen konfrontiert wurden. Wir strebten an, in Analogie zum Payment Service Provider (PSP) den Begriff des Shipping Service Providers (SSP) zu prägen und haben die Idee mit Peers aus dem Netzwerk der E-Commerce-Branche besprochen und positives Feedback erhalten. 

Es soll selbstverständlich werden, Leistungen von Logistikern über einen SSP in das eigene System zu integrieren. Im neuen Segment der SSP spielen wir eine prägende Rolle. 

Die Vision geht aber noch einen Schritt weiter: shipcloud sieht sich als Wegbereiter für innovative Logistik-Konzepte. Wir möchten mithelfen insbesondere im deutschen E-Commerce einen Paradigmenwechsel herbeizuführen. 

Heute ist es üblich, dass der Onlinehändler entscheidet, von welchem Paketdienst er seine Ware zu seinen Kunden befördern lässt. Das hat zur Folge, dass die Paketdienste den Umfang und insbesondere die Qualität ihrer Leistungen an den Bedürfnissen der Händler ausrichten. Die Händler sind in aber in erster Linie kostenorientiert. In Summe führt dies zu schlechtem Service aus Sicht der Paketempfänger, unterbezahlten Paketboten und einer generellen Unzufriedenheit mit dem Online-Handel. 

Durch den wesentlich vereinfachten Zugang zum Multi Carrier Shipping, den wir mit shipcloud anbieten, möchten wir jeden einzelnen Onlinehändler dazu motivieren, die Auswahl des Paketdienstes – bei Bestellungen und Retoursendungen – seinen Kunden zu überlassen. Hierfür muss aber der Onlinehändler zunächst überhaupt die Flexibilität besitzen, zwischen den einzelnen Versanddienstleistern wählen zu können. Wenn der Kunde nun den Paketdienst auswählt, dann tut er das nicht mehr nur über den Preis, sondern auch über Zusatzservices wie angebotene Lieferwunschzeitfenster und Paketboxen (wodurch jeweils die Anzahl von Zustellversuchen reduziert wird), sowie die allgemeine Qualität der Auslieferung. 

Wenn die Auswahl des Paketdienstes in den Händen der Verbraucher liegt, treten die Paketdienste in einen echten Wettbewerb um die Gunst der Paketempfänger. Davon versprechen wir uns spürbare Verbesserungen in der Servicequalität – bezahlt von Verbrauchern, denen besserer Service auch entsprechend mehr wert ist. 

Dank der fortschrittlichen und preisgekrönten Technologie ist shipcloud Teil der Digitalisierungswelle, die in der Logistikbranche im Gange ist. Und zählte laut SaaStock 2018 zu den ” The 30 Überkinder of German SaaS „.

Dabei setzen wir auf eine moderne RESTful API und Integrationen in Shop- und ERP-Systeme. Versandetiketten können direkt aus dem Shop-/ERP-System erstellt und Sendungen gleichermaßen getrackt werden. Dabei ermöglicht shipcloud den Kunden, für jede Sendung den besten Versanddienstleister zu wählen oder den Endkunden die Wahl des Paketdienstes zu überlassen.

Aktuell arbeiten wir zudem an intelligenten Lieferprognosen und weiteren datenbasierten Analyse- und. Optimierungstools. Kern der Strategie von shipcloud ist die Optimierung der Logistik durch intelligente Software und in diesem Zuge insbesondere die Reduzierung fehlgeschlagener Zustellversuche durch kundenselektierte Carrierauswahl im Interesse der Kundenzufriedenheit und der Reduzierung des CO2-Ausstoßes sowie die Bündelung internationalen Paketsendungen zur Kostenoptimierung.

Unser Ziel ist es, der führende Shipping Service Provider für cloudbasierte Versand-Optimierung in Europa zu werden. Dabei wollen wir unsere Kunden mit einer technisch exzellenten, leicht zu bedienenden Plattform erfolgreicher machen und unseren Beitrag zur Reduzierung des Ressourcenverbrauchs leisten.

Woher kam das Kapital für Ihr Unternehmen?

Founder, Business Angel und später VCs.

Was waren die größten Hindernisse bei der Gründung Ihres Startups?

Das größte Hindernis war am Anfang die Kapitalbeschaffung. Diesen Teil hatten wir uns deutlich einfacher bzw. schneller vorgestellt. Uns war klar, dass wir hier ein funktionierendes Business aufbauen können, aber die Komplexität des Produkts hat am Anfang mehr Kapital benötigt, als zunächst vermutet.

Wir haben lange mit eigenen Mitteln und der Unterstützung von Business-Angels versucht, voran zu kommen. Dadurch haben wir sicher etwas Zeit verloren, aber auch viel gelernt.

Was war der Wendepunkt, als die ersten Kunden auftauchten und Sie zu glauben begonnen haben, dass dies funktionieren würde?

Der erste wirkliche Wendepunkt war Ende 2014 als wir gemerkt haben, dass wir signifikante Umsätze mit Kunden erzielen können und sich deutliches Wachstum einstellte.

Was hätten Sie rückblickend in der Startphase anders gemacht?

Vermutlich hätten wir noch intensiver versuchen sollen, Kapitalgeber zu finden, die besser zu unserem Geschäft passen. Wir haben den ersten besten genommen, das war ganz sicher ein Fehler.

Die Annahmen waren eigentlich alle korrekt, nur die Zeitspanne, in der diese eintreten, war deutlich länger als prognostiziert.

Vermutlich hätten wir an der ein oder anderen Stelle noch pragmatischer beim Bau der Plattform sein können, ganz sicher aber wäre es schlau gewesen, sich frühzeitig mehr Vertriebs-KnowHow in die Firma zu holen.

Welche Tipps würden Sie anderen Startup-Gründern geben, die gerade erst anfangen?

Da gibt es vermutlich wenige Tipps, die man nicht schon 200x gehört oder gelesen hat.  Mutig sein, schnell sein, sowohl beim Richtigmachen als auch beim Fehlermachen. Immer offen für Verbesserung und neue Ideen bleiben, egal mit in welchem Alter man gründet.

Was ist die größte unmittelbare Herausforderung für Ihr Unternehmen und wo sehen Sie sich selbst in 5 Jahren?

Größte Herausforderung ist die nächste Stufe des Wachstums zu organisieren. Profitabilität ist erreicht, der Beweis, dass das Businessmodell funktioniert, ist erbracht – jetzt geht es darum, das Geschäft weiter hochzuskalieren.

In 5 Jahren würde ich gern die Freiheit haben, noch mal ein neues Projekt anzufangen und die Learnings zu nutzen


Was würden Sie tun, wenn Sie kein Startup-Unternehmen gründen würden?

Vermutlich in einem Startup arbeiten.

Foto: Claus Fahlbusch, Gründer und Geschäftsführer, shipcloud GmbH

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