TransInfo

Keine Pause in der Kabine, aber im Sattelauflieger geht es

Lesezeit 4 Min.
Politiker wollen immer ihre Ideen durchsetzen. Das Leben sieht aber manchmal anders aus. Keine Ruhezeit in der Kabine? Das Rezept ist genauso gut wie die Art und Weise, es zu umgehen. Die einzige Frage ist, warum die Vorschriften, die eingeführt werden, den LKW-Fahrern das Leben schwerer machen. Und der Text ist ein Beweis dafür.


In Frankreich muss man mit einer Geldstrafe von bis zu 30.000 Euro rechnen, wenn der Fahrer seine Wochenruhezeit in der Kabine verbringt. Was manche Transportunternehmen tun, um die Strafe zu vermeiden, erzählt uns ein polnischer LKW-Fahrer.

Worum geht es eigentlich?

In jüngster Zeit hat das Internet Bilder von Fahrern verbreitet, die in ihren Sattelaufliegern lagerten. Die Lkw gehörten zu einem bekannten europäischen Transportunternehmen. Und alles hat sich in Frankreich abgespielt, wo es seit 2014 verboten ist, die Wochenruhezeit in der Kabine zu verbringen. Wer gegen dieses Verbot verstößt, kann sogar 30 000 Euro Bußgeld zahlen. Auch in Belgien und Deutschland sind solche Verbote in Kraft getreten. Italien und Großbritannien versuchen bereits diese Vorschriften einzuführen.

Und zum Opfer fallen leider Fahrer, obwohl die neue Gesetzesammlung ihre Arbeitsbedingungen verbessern sollte. Wir sprachen mit dem Autor der besagten Fotos, einem polnischen LKW-Fahrer, der sich bereit erklärte, anonym darüber zu sprechen, was er in Frankreich gesehen hat und was in den letzten Monaten auf europäischen Parkplätzen passiert.

Was sah der Fahrer in Frankreich?

So sieht die Wochenruhezeit der Fahrer aus, die für ein französisches Unternehmen arbeiten – drei Container mit folierten Matratzen, die die Fahrer benutzen können, aber, wie ich gehört habe, nicht einmal die Folie entfernen dürfen. Ähnlich ist es auch in Deutschland und Belgien. Der Fahrer darf die Pause in seiner Kabine, die gut ausgestattet ist, nicht verbringen. Wie ein Sklave muss er im Anhänger schlafen – kommentiert er die erwähnten Fotos.

Sind solche Praktiken gang und gäbe?

„Ich denke, der Ausmaß ist nicht so groß. Auf dem Parkplatz gab es mindestens 150 Lastwagen. Ich vermute, dass sie dort Hotelrechnungen verfälscht haben. So sieht es oft aus. Ich wurde persönlich von meiner Firma dazu aufgefordert: Pause 45h/66h in Frankreich nur ohne Karte. Dann muss man sich im Auto verstecken, denn auf den Parkplätzen werden Inspektionen durchgeführt. Wenn sie dich nicht erwischen, ist alles in Butter. Eigentlich dürfen sie keine Hotelrechnung verlangen, weil der Fahrer selbst entscheidet, was er in seiner Freizeit macht. Schlimmer ist, wenn er auf frischer Tat in der Kabine ohne Karte ertappt wird (750 Euro Bußgeld) oder mit einer eingeloggten Karte erwischt wird ( 3.000 Euro Bußgeld für das Unternehmen und 750 Euro für den Fahrer und wenn sich das wiederholt – 4.500 bzw. 750 Euro)”.

Was halten Sie von den Verboten, die von den westeuropäischen Ländern eingeführt werden?

Politiker sagen, sie machen das, weil sie sich um Fahrer kümmern. Und die meisten von uns fahren neue, gut ausgestattete Lastwagen und würden lieber in unseren Kabinen Pausen machen als in heruntergekommenen Motels. In der Tat haben diese Verbote wenig mit der Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu tun. Sie sollen dazu führen, viele osteuropäische Transportunternehmen vom EU-Markt auszuschließen, fügt der Fahrer hinzu.

Anmerkung der Redaktion:

„Das ist Unsinn! Die Vorschriften, die den LKW-Fahrern helfen sollten, führen zu einer erheblichen Verschlechterung ihrer Lage. Dazu kommt es aber, wenn Politiker, die nichts mit der Transportbranche zu tun haben und die Fahrer höchstens in Filmen gesehen haben, Gesetze verabschieden. Es ist auch nicht zu denken, dass gerade jetzt, wenn es an Fahrern mangelt, werden sie von den Arbeitgebern dazu gezwungen, unter solchen Bedingungen zu arbeiten”.

Tags