Der BVL Logistik-Indikator für das 4. Quartal ist erschienen. Gemeinsam mit der Unternehmensberatung Pricewaterhouse Coopers (PwC) legt die Bundesvereinigung Logistik (BVL) erstmals einen erweiterten Kommentar vor, da die Studie selbst Experten überrascht.
Die Wahrnehmung eines leicht verbesserten Geschäftsklimas gemäß BVL Logistik-Indikator mag angesichts der andauernden negativen Nachrichten aus Wirtschaft und Politik überraschen“, sagte Peter Kauschke, Director Transport, Logistics & Mobility bei PwC Deutschland.
Für die Studie wurden zahlreiche Interviews mit Mitgliedern des BVL-Beirats sowie des Vorstands geführt. Befragt wurden Logistik-Führungskräfte aus dem Handel, aus Logistik- und IT-Dienstleistung sowie weiteren Industriesektoren.
Logistik blickt trotz vieler Krisen wieder zuversichtlicher in die Zukunft
Die Ergebnisse zeigen, dass die Werte für die Geschäftserwartungen steigen und sich deutlich von der aktuell schlechten Geschäftslage entkoppelt haben.
Dem Bericht zufolge ist die aktuelle Geschäftslage bei Logistikdienstleistern und deren Kunden aus Industrie und Handel unverändert schwierig bleibt. Im Verlauf des Jahres 2024 ist der Index leicht gefallen und stagniert im letzten Quartal auf niedrigem Niveau bei etwa 83 Indexpunkten (Basisjahr 2015: Indexwert 100). Die Entwicklung im zurückliegenden Jahr ist gleichermaßen die Fortsetzung einer bereits drei Jahre anhaltenden Talfahrt.
Hingegen haben sich die Geschäftserwartungen im Laufe des Jahres stetig verbessert. Aufgrund dieses Anstiegs von 80,2 Indexpunkten im Januar auf 88,6 im November liegt der Indexwert für die Geschäftserwartungen jetzt stabil über dem für die
Geschäftslage. Somit zeigt auch das Geschäftsklima insgesamt einen leichten Aufwärtstrend.
Wie sind diese Entwicklungen zu erklären?
Ein differenzierter Blick auf Industrie, Handel und Logistikdienstleistung zeigt aber, dass viele Unternehmen sich bereits auf die neue Normalität aus geopolitischer Unsicherheit, volatilen Märkten und schwacher Konjunktur einstellen. So ist zu erklären, dass die Logistik wieder zuversichtlicher in die Zukunft blickt – trotz Krisenzeiten”, erklärt Kauschke.
Die Geschäftslage in Industrie, Handel und Logistikdienstleistung bleibt allerdings auf einem Abwärtstrend. Sowohl Anbieter als auch Anwender von Logistikdienstleistungen sehen die aktuelle Situation deutscher Unternehmen weiterhin als sehr herausfordernd. Diese Einschätzung spiegelt sich im Index der Geschäftslage wider, der den niedrigsten Stand seit Mitte 2020 erreicht hat.
Die Gründe hierfür sind vielschichtig. Insbesondere eine schwache Auftragslage sowie speziell der Nachfragerückgang aus China drücken die momentane Stimmung und stellen vor allem produzierende Unternehmen hierzulande vor Herausforderungen.
Die Situation im Wirtschaftsbereich Logistik bleibt herausfordernd“, lautet das Fazit von BVL-Geschäftsführer Christoph Meyer.
Nach den vielen Krisen der vergangenen Jahre sei aber feststzuellen, dass die meisten Unternehmen sich auf die volatile Situation eingestellt haben und generell resilienter geworden sind. Aktuelle und künftige Krisen könnten so besser gemeistert werden und werden auch nicht mehr als so bedrohlich empfunden.
Damit es wirklich aufwärts geht, brauchen wir aber gute Rahmenbedingungen in Deutschland, damit die Logistik arbeitsfähig bleibt. Der größte Unsicherheitsfaktor bleibt die geopolitische Lage. Werden wir im Nahen Osten und in der Ukraine eine Beruhigung oder weitere Eskalation sehen? Das sollten die Unternehmen des Wirtschaftsbereichs Logistik gut im Blick behalten“, sagt Meyer.
Empfehlungen für Unternehmer
Thomas Schnur, Director für Logistik, Strategie und Transformation bei PwC Deutschland empfiehlt Unternehmen “mögliche Handlungsalternativen anhand von Szenarien entlang ausgewählter Dimensionen zu bewerten”.
Seiner Meinung nach sollten Unternehmen “insbesondere drei Szenarien in ihrem Handeln berücksichtigen:
- Geopolitische Eskalation versus Entspannung, insbesondere hinsichtlich der aktuellen Entwicklungen in Nahost und der Ukraine, aber auch bezüglich Taiwans;
- Umfangreiche oder weniger umfangreiche Handelsbarrieren durch die neue US-Regierung;
- Effektive oder weniger effektive Impulse aus einer neuen Bundesregierung zur Steigerung von Investitionen im Inland.“
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