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Logistik- und Industrieimmobilien: Eigennutzung verliert an Relevanz

Der Flächenumsatz von Logistik und Industrie sowie Gewerbeparks ist im Jahr 2023 um knapp 30 Prozent eingebrochen.

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Laut einer aktuellen Analyse von Realogis ist der Flächenumsatz in Logistik- und Industrieimmobilien zur Miete oder Eigennutzung im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr deutlich zurückgegangen. Insgesamt wurden 2,5 Millionen Quadratmeter in den deutschen Top-8-Märkten neu vermietet. Im Jahr 2022 lag dieser Wert noch bei 3,5 Millionen Quadratmetern.

Der 2022 eingesetzte Trend wird verstärkt fortgesetzt. Der Flächenumsatz von Logistik und Industrie sowie Gewerbeparks bricht 2023 um deutliche 29,1 Prozent ein. Kommend von einem Gesamtvermietungsvolumen von 3,5 Millionen Quadratmetern im Jahr 2022 ist das ein Rückgang von absolut rund einer Million Quadratmeter. Um sich das besser vorzustellen: Der deutschlandweite Rückgang entspricht den gesamten Vermietungsumsätzen aller drei Top-Märkte in NRW in guten Jahren, erklärt Bülent Alemdag, Geschäftsführer der Realogis Immobilien Düsseldorf GmbH.

Sowohl in der 5-Jahres- als auch in der 10-Jahres-Betrachtung stellt 2023 damit das schwächste Gesamtjahr dar.

Diese Entwicklung ist nach der Abstufung als ehemaliger Logistik-Weltmeister ein schlechtes Signal für die deutsche Wirtschaft.Die Bevölkerung ist in wenigen Jahren auf knapp 85 Millionen gewachsen. Aber statt mehr Flächen für die Versorgung der Bevölkerung sowie den Handel und Hersteller bereitzustellen, haben sich die Parameter für den Neubau von modernen, nachhaltigen Logistik- und Industrieflächen u.a. aufgrund erhöhter Grundstückspreise und Finanzierungskosten im gleichen Zeitraum deutlich erschwert. Die Flächenknappheit und Verteuerung in der Erstellung hat die Mietpreise extrem ansteigen lassen, das kann oder will sich nicht mehr jedes Unternehmen leisten, betont Bülent.

Einbrüche des Flächenumsatzes erlebten fast alle Top-8 Märkte (Ruhrgebiet: -13,3 Prozent, Stuttgart: -31,1 Prozent, Köln: -32,6 Prozent, Hamburg: -38,8 Prozent, Berlin: -66,9 Prozent).
Düsseldorf stagnierte mit einem leichten Plus von 0,7 Prozent. Frankfurt und München bewegten sich dagegen im deutlichen Plusbereich von je 44,3 Prozent und 8 Prozent.

Eigennutzung verliert an Relevanz

Wie Realogis beziffert, entfielen knapp 92 Prozent der Abschlüsse auf Objekte, die nicht im Eigentum der Nutzer stehen. Eigennutzer kommen auf 8,5 Prozent und unbekannte Eigentumsverhältnisse auf 0,3 Prozent.

Auf Rang 1 des Flächenumsatzes nach Branchen avancierte Logistik/Spedition mit 1,05 Millionen Quadratmetern bzw. einen Anteil von 41,8 Prozent des Flächenumsatzes der Top-8-Märkte.

Handel rutschte 2023 mit 646.600 Quadratmetern auf Rang 2 ab.

Der Handel verzeichnet unter allen Branchen den deutlichsten Einbruch. Das geht auch auf die schwache Konsumstimmung bei gestiegenen Lebenshaltungskosten zurück, der sich auch im zweistelligen Umsatzrückgang des Online-Handels in Deutschland gegenüber 2022 bemerkbar macht, erklärt Jörg Lojewski, Geschäftsführer der Realogis Immobilien Hamburg GmbH.

Industrie/Produktion belegte Rang drei mit 486.300 Quadratmetern bzw. einem Anteil von 19,4 Prozent.

Großflächen weiterhin gefragt

Großflächen ab 10.001 Quadratmetern sind an den Top-8 Standorten nach wie vor am gefragtesten.Dieses Segment ist für eine Großzahl an Unternehmen so interessant, da die Objekte in der Regel über eine Vielzahl Multifunktionstoren, Rolltoren und Gittern bis hin zu Laderampenlösungen verfügen. Damit unterstützen sie den effizienten Produktions- und Warenfluss der Nutzer, erklärt Joel Adam, Geschäftsführer der Realogis Immobilien Stuttgart GmbH.

Auf Großflächen entfielen in 2023 insgesamt 1,2 Millionen Quadratmeter bzw. 48,6 Prozent des Flächenumsatzes (2022: 63,4 Prozent bzw. 2,24 Millionen Quadratmeter). Der Rückgang gegenüber dem Vorjahr betrug damit 45,6 Prozent. Wenige markante Rückgänge verzeichneten ebenfalls andere Größenklassen: mittlere bis größere Flächen -15,7 Prozent, kleine bis mittlere Flächen – 16,7 Prozent und Kleinstflächen – 18,5 Prozent.

Lediglich die Größe der größeren Flächen zwischen 5.001 und 10.000 Quadratmetern konnte einen Zuwachs an Flächenumsatz von 18,8 Prozent im Jahresvergleich vorweisen.

Mieten von deutlichen regionalen Unterschieden geprägt

Die Mieten sind in allen Top-8-Märkten gestiegen, allerdings lassen sich regionale Unterschiede feststellen.

Sowohl auf Seite der Spitzen- wie auch auf der der Durchschnittsmieten steigen die Preise an den Top-8- Märkten für Logistik- und Industrieimmobilien weiter an. Kein Markt stagniert oder gibt preislich nach, erklärt Nicolas Werner, Geschäftsführer der Realogis Immobilien München GmbH.

Der teuerste Standort im Bereich der Spitzenmieten ist weiterhin München mit 10,80 Euro pro Quadratmeter (+10,8 Prozent kommend von 9,75 Euro pro Quadratmeter). Zweitplatziert ist Berlin mit 9,85 Euro pro Quadratmeter (+9,4 Prozent kommend von 9,00 Euro pro Quadratmeter).Platz drei belegte Stuttgart mit 8,40 Euro pro Quadratmeter.
Am günstigsten waren die Mieten im Ruhrgebiet mit 7,25 Euro pro Quadratmeter, kommend von 6,50 Euro pro Quadratmeter.

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