Quelle: Kühne + Nagel / Hauptsitz in Schindellegi, Schweiz

Rückgang bei den Akteuren verlangsamt sich. Anzeichen für ein Wachstum in Sicht

Die Logistikunternehmen mussten in der ersten Hälfte dieses Jahres in den meisten wichtigen Sparten Rückgänge im Vergleich zum Vorjahr hinnehmen. Allerdings zeigt das zweite Quartal bereits eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr.

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Die Schweizer Kühne + Nagel-Gruppe erzielte im ersten Halbjahr dieses Jahres einen Umsatz von 11,55 Milliarden Franken, neun Prozent weniger als im Vorjahr.

Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) sank stärker als der Umsatz und lag mit 1,19 Milliarden Franken 22 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Der Nettogewinn von Kühne + Nagel lag dagegen um 33 Prozent unter dem des Vorjahres. Trotzdem schrieb der Konzern mit einem Umsatz von 576 Millionen Franken immer noch schwarze Zahlen.

Erwähnenswert ist jedoch, dass es im zweiten Quartal dieses Jahres einige Anzeichen für eine Markterholung gab, die sich in den Ergebnissen des Unternehmens widerspiegeln. Die Umsätze im Zeitraum April-Juni stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 1 Prozent. Das EBITDA und der Nettogewinn sanken um 15 Prozent bzw. 25 Prozent, doch waren diese Rückgänge milder als im ersten Quartal, wie aus den Ergebnissen des ersten Halbjahres hervorgeht.

Die Belebung der Nachfrage in der Luftfracht hatte dabei einen positiven Einfluss. Die erneuten Störungen im Roten Meer haben zusätzliche Komplexität in den Lieferketten weltweit geschaffen. Wir sind gut für die erwartete höhere Nachfrage im zweiten Halbjahr 2024 aufgestellt und werden weitere Effizienzsteigerungen realisieren”, so der Kühne+Nagel-Chef, Stefan Paul.

Q2 besser als Q1

Im Geschäftsbereich Seefracht notierte Kühne+Nagel im ersten Halbjahr 2024 einen Nettoumsatz von 4,05 Milliarden Franken – ein Rückgang von 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der EBIT sank um 38 Prozent auf 397 Millionen Franken. Der Bruttogewinn der Schifffahrtssparte lag mit knapp über 1 Milliarde Franken um 22 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Allerdings ist auch in diesem Bereich ein positiver Trend zu verzeichnen, wobei die Rückgänge im zweiten Quartal geringer ausfielen als im gesamten Halbjahreszeitraum. Der Umsatz sank um 3 Prozent, der Bruttogewinn um 18 Prozent und das EBIT um 32 Prozent.

In den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 transportierte Kühne + Nagel 2,1 Millionen TEU (20-Fuß-Container) und damit das gleiche Ergebnis wie im Vergleichszeitraum zum Vorjahr 2023.

Der Geschäftsbereich Luftfracht verzeichnete im ersten Halbjahr einen etwas geringeren Verlust. Der Nettoumsatz lag bei 3,4 Milliarden Franken (ein Minus von 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr), der Bruttogewinn bei 822 Millionen Franken (minus 12 Prozent) und der EBIT bei 210 Millionen Franken (minus 28 Prozent). In allen Fällen waren die Rückgänge im zweiten Quartal 2024 geringer, während der Umsatz im Zeitraum April-Juni stieg.

In den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 transportierte der Geschäftsbereich Luftfracht 1 Million Tonnen Fracht – ein Anstieg von 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Noch geringere Rückgänge gab es in der Sparte Landverkehre. Der Umsatz sank um 6 Prozent, das EBIT um 2 Prozent und das EBIT um 29 Prozent. Auch hier war im zweiten Quartal eine Erholung zu beobachten: So lag das EBIT um 3 Prozent über dem Vorjahreswert.

Das beförderte Frachtvolumen lag mit 12 Millionen Aufträgen auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr.

Die Spate Kontraktlogistik hat im Vergleich zum Vorjahr die besten Ergebnisse erzielt. Was sich in den letzten Quartalen bei den meisten Logistikern bemerkbar gemacht hat.

Der Umsatz lag mit 2,3 Milliarden Franken um 6 Prozent und der EBIT um 5 Prozent (105 Millionen CHF) unter dem Vorjahreswert. Der Bruttogewinn hingegen stieg um 3 Prozent auf 1,76 Milliarden Franken.

Umsätze bereits gestiegen, Gewinne noch nicht

Im ersten Halbjahr 2024 erzielte die DSV Group einen Umsatz von 79,5 Milliarden Kronen, 2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Es zeigte sich ein ähnlicher Trend wie bei Kühne + Nagel, nämlich ein höheres Wachstum im zweiten Quartal. Der Umsatz von DSV wuchs im Zeitraum April bis Juni dieses Jahres sogar um 9,6 Prozent.

Betrachtet man die Umsatzverteilung nach Segmenten, so verzeichnete der Bereich Luft- und Seefracht 47,3 Milliarden Kronen, was einem Rückgang von 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die Sparte Straßentransport hingegen verbesserte das Ergebnis um 6 Prozent auf 21 Milliarden Kronen. Der Bereich Solutions (Logistiklösungen) verzeichnete einen noch deutlicheren Anstieg um 12,3 Prozent (auf 12,9 Milliarden Kronen).

Dies spiegelt den Trend der letzten Quartale wider, als die Logistiklösungen und die Kontraktlogistik bei den meisten Akteuren geringere Rückgänge verzeichneten als die Aktivitäten im See- und im Luftfrachtbereich. Die Sparte Solutions zeigt nun stärkere Anzeichen für einen Aufschwung.

Das EBIT-Ergebnis von 7,74 Milliarden Kronen im ersten Halbjahr 2024 lag jedoch bereits um 16,6 Prozent unter dem des Vorjahres.

Bezogen auf die einzelnen Segmente verzeichnete der Bereich Air & Sea ein um 22,1 Prozent niedrigeres Ergebnis.

Der Nettogewinn des dänischen Konzerns erreichte in der ersten Jahreshälfte 5,25 Milliarden Kronen, was einem Rückgang von 22,65 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Das Wachstum in den einzelnen Segmenten nahm jedoch im zweiten Quartal zu. Bei den Umsätzen wuchs der Bereich See- und Luftfracht im Vergleich zum Vorjahr um 8 Prozent, der Bereich Landverkehr um 9 Prozent und der Bereich Logistiklösungen um 17 Prozent.

Anstieg beim Transportvolumen

In Bezug auf die beförderten Mengen transportierte DSV im Seefrachtbereich 1,3 Millionen TEU (6 Prozent mehr als im Vorjahr). Im Luftfrachtverkehr wiederum wurden 684,3 Tausend Tonnen Fracht befördert (ebenfalls 6 Prozent mehr als im Vorjahr).

DSV hat beschlossen, seine EBIT-Prognose für das Gesamtjahr 2024 leicht auf 15,5-17 Millionen Kronen zu begrenzen. Zuvor war die Spanne größer und lag bei 15-17 Millionen Kronen.

Versand rückläufig, E-Commerce im Aufwärtstrend

Ein ähnliches Muster zeigte sich in den Ergebnissen eines weiteren Logistikriesen, der zur Deutschen Post gehörenden DHL. Der Umsatz des Dienstleisters erreichte 40,89 Milliarden Euro und lag damit nur knapp 0,3 Prozent unter dem des Vorjahres.

Interessant ist die Aufteilung des Umsatzes auf die einzelnen Geschäftsbereiche der Gruppe. Der Bereich Expressdienste erwirtschaftete 12,2 Milliarden Euro (1,4 Prozent weniger als im Vorjahr). Der Geschäftsbereich Internationale Spedition erzielte einen Umsatz von 9,5 Milliarden Euro, der um 8 Prozent unter dem des Vorjahres lag und die immer noch anhaltenden Schwierigkeiten auf dem Speditionsmarkt widerspiegelt.

Die Geschäftsbereiche Supply Chain, E-Commerce sowie Brief- und Paketdienste auf dem deutschen Markt verzeichneten hingegen ein Umsatzwachstum. Diese wuchsen im Vergleich zum Vorjahr um 4,1 Prozent, 9,5 Prozent bzw. 2,8 Prozent.

Auch der globale Speditions- und Expressverkehr entwickelte sich im 2. Quartal im Vergleich zum Vorjahr positiv (+0,8 Prozent bzw. +1,6 Prozent).

Das EBIT der Gruppe als Ganzes ist, wie bei anderen Unternehmen auch, im Vergleich zum Vorjahr zweistellig gesunken. Mit 2,66 Milliarden Euro war es um 20 Prozent schlechter. Rückgänge verzeichneten die wichtigsten Bereiche Expressdienste, internationale Speditionen (minus 30 Prozent) und sogar E-Commerce (minus 21 Prozent). Lediglich die Paket- und Postdienste in Deutschland und die Lieferketten legten zu.

Der Nettogewinn des Konzerns sank um 21,4 Prozent auf 1,484 Milliarden Euro.

Besser als vor der Pandemie

Ein weiterer Großkonzern, DB Schenker, der sich noch im Besitz der DB befindet und dessen Verkaufsprozess noch läuft, verzeichnete ebenfalls ein schwächeres erstes Halbjahr als im Vorjahr 2023.

Der Konzernumsatz lag bei 9,4 Milliarden Euro, verglichen mit 10,1 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2023.

Das EBIT hingegen lag mit 520 Millionen Euro ebenfalls unter dem Ergebnis des gleichen Zeitraums im Jahr 2023, als es 0,6 Milliarden Euro betrug.

Es ist jedoch erwähnenswert, dass die Zahlen von DB Schenker zwar schwächer sind als vor einem Jahr, aber deutlich besser als vor der Pandemie. Im ersten Halbjahr 2019 belief sich der Umsatz des Konzerns auf 8,5 Milliarden Euro, das EBIT auf 0,2 Milliarden Euro.

 

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