Immer mehr Unternehmen klagen über einen Mangel an Fachkräften. Das geht aus einer vierteljährlichen Umfrage des ifo Instituts hervor. Im Juli waren es 34,6 Prozent, nach 23,6 Prozent im April.
Da die Konjunktur nach den Corona-Öffnungen angezogen hat, haben Firmen inzwischen Schwierigkeiten bei der Suche nach qualifizierten Mitarbeitern, sagt ifo-Umfrage-Experte Klaus Wohlrabe.
Im Einzelhandel verdoppelte sich die Zahl der Firmen, die Engpässe bei Fachkräften sehen, zwischen April und Juli fast von 15,7 auf 30,6 Prozent. Im Großhandel waren es 24,7 nach 16,1 Prozent. In beiden Branchen war der Anteil noch nie zuvor so hoch. Gleiches gilt für die Industrie. Dort beobachten 27,6 Prozent der Firmen einen Fachkräftemangel, nach 19,4 Prozent im April. Die am stärksten betroffenen Dienstleistungsbranchen sind die Vermittler von Arbeitskräften (75,4 Prozent), Hotels und Pensionen (56,0 Prozent).
Foto: ifo Institut
Transport-und Logistikbranche bleibt nicht verschont
Nicht besser ist die Situation in der Transport-und Logistikbranche. Im Juli meldeten 54, 6 Prozent der Speditionen einen Engpass bei Fachkräften. Insgesamt waren laut den Angaben vom ifo Institut im Bereich Verkehr und Lagerei 42,6 Prozent der Firmen vom Fachkräftemangel betroffen. Das ist der vierthöchste Wert seit Beginn der Erhebung 2009. Alarmierende Ergebnisse finden sich auch in einem vom IW Köln im Juni veröffentlichten Bericht über Fachkräftemangel bei Hochqualifizierten wieder. Demnach soll sich im Bereich Spedition und Logistik die Fachkräftelücke von Februar 2020 bis Mai 2021 mehr als verdoppelt haben und derzeit bei über 100 fehlenden Personen liegen.
Das Problem ist aber nicht neu. Der Mangel an qualifiziertem Personal ist für die Mehrheit der Arbeitgeber in der Transport-und Logistikbranche bereits seit Jahren von zentraler Bedeutung.Im Jahr 2017 hat die Bundesvereinigung Logistik (BVL) eine Umfrage unter Mitgliedern durchgeführt. Diese hat ergeben, dass 90 Prozent der Firmen den Mangel an Fachkräften im Arbeitsfeld Logistik spüren. Auf das eigene Unternehmen angesprochen, gaben 71 Prozent an, einen Mangel zu erleben. Dies drückte sich unter anderem dadurch aus, dass bei 31 Prozent der Teilnehmer die Hälfte der offenen Stellen auch nach zwölf Monaten unbesetzt bleibt. Als Hauptgrund dafür, dass offene Stellen im Unternehmen nicht besetzt werden, nannten damals 74 Prozent der Befragten das generelle Fehlen von qualifizierten Bewerbern.
Eine Entspannung der Lage ist derzeit nicht in Sicht. In einem anderem Bericht prognostizieren die Forscher des IW eine weitere Verschärfung Fachkräftemangels: bis 2040 könnten Unternehmen sogar jede achte Fachkraft verlieren.