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Nullemission-Lager – ist das möglich?

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Die Logistik verbraucht zu viel Energie, deswegen wird sich in den nächsten Jahren viel ändern. Auch einzelne Einsparungen werden zählen, da sie im Endeffekt großes Geld bedeuten. Schon heute bewerben sich die Wirte der Lagerobjekte immer öfter um das BREEAM-Zertifikat (BRE Environmental Assessment Metod), das ein in Europa angewandtes Verfahren zur Bewertung der Gebäude hinsichtlich ihrer Umweltfreundlichkeit ist.

Bei der BREEAM-Überprüfung wird u.a. die Qualität der Lösungen hinsichtlich des Umweltschutzes, des Nutzungskomforts und der Energieeffizienz des Gebäudes beurteilt. Die Systeme der ökologischen Zertifizierung für Industrieobjekte: BREEAM und LEED werden allgemein in vielen Ländern angewandt.
Für die Umsetzung der Objekte im BREEAM-System entscheiden sich immer öfter große Marktspieler wie z.B. Panattoni, SEGRO oder 7R. Schon die Wahl des Standorts ist von Bedeutung, aber auch die Form des Gebäudes, seine Lage auf dem konkreten Grundstück, die Wärmedämmung der Wände und des Daches, die Anpassung von Verfügbarkeit des Tageslichtes zu den geführten Lagerprozessen, Anpassung moderner Beleuchtungssysteme (und die Möglichkeit, die Beleuchtung zu managen), Anwendung der Rekuperationssysteme. Hinzu kommt die Maximierung der Skala von Ausnutzung erneuerbarer Energiequellen, z.B. durch die Anwendung der Sonneneinstrahlung in passiven und aktiven Heizsystemen oder Elektroinstallationen mit Photovoltaikzellen. Die Liste ist übrigens viel länger.

Unter bekannten Beispielen der Handlungen zur Verminderung von Verunreinigungsemissionen werden in der Lieferkette oft ein Projekt zur Abwärmeheizung, umgesetzt durch ein Netz der Binnengewässerhäfen und den Seehafen in Rotterdam, genannt. Rotterdam basiert auf elektrischen Kähnen mit Batterien, die im Hafen gewechselt werden.

Wir streben danach, die erneuerbaren Energiequellen zur Wiederaufladung zu verwenden, sagte Kevin Bär, der Verkaufsleiter bei der Eon Business Solutions.

Er wies die Logistiker auch darauf hin, dass die ​​ CO2-Preise künftig, bei allem, was u.a. mit der Lagerung der Waren bei der kontrollierten Temperatur verbunden ist, Lösungen erzwingen werden, welche z.B. aufs Erdgas basieren. Es handelt sich z.B. um die Möglichkeit der emissionsfreien Heizung und Kühlung in logistischen Objekten (durch Abwärme, aber auch durch Solarenergie, Biomasse und Wasserpumpen). Das Konzept “Ecoport” überzeugte bereits z.B. die Logistiker der Firma Nordfrost.

Etwas andere Lösungen führten die Logistiker von britischem Port Southampton ein. Solent Stevedores (eine Firma, die Massengüter in Häfen: St. Helier, Immingham, Silvertown, London und Southampton umschlägt und ebenfalls Lagerungs- und Transportdienstleistungen von Standardcontainern, frischen Lebensmitteln und zuletzt auch Gepäck von Passagieren der Luxusfähren erbringt), bedient pro Jahr ca. 370 Fähren (ca. 1,5 Mio. Passagiere und ca. 2,7 Mio. Stück Gepäck). Hinzu kommen auch Beladungsdienstleistungen der Waren, welche auf Frachter von Lastkraftwagen und umgekehrt, von Schiffen auf die Lastkraftwagen (das Volumen der Beladung beträgt ca. 100 Tsd. Tonnen im Jahr) gebracht werden. In logistischen Objekten der Solent Stevedores wurden vor kurzem proökologische Transportmittel eingesetzt. Die Flotte besteht aus 35 Elektroflurförderzeuge der neuesten Generation mit individuellen Sicherheitssystemen und elektronischem System der Erfassung vom Maschinenbetrieb.

Wir arbeiten ununterbrochen an der Einschränkung des Einflusses auf die Umwelt, indem wir die recycelbaren Materialien verwenden und Prozesse so organisieren, dass sie die Umgebung nicht gefährden. 35 emissionsfreie Flurförderzeuge helfen der Solent Stevedores die CO2-Bilanz einschränken, sagt Nick Smith, der geschäftsführende Direktor bei Still UK.

Das Dach zersetzt Stickstoffoxide

Interessante, proökologische Vorhaben führt die Firma DSV ein. Im größten Logistikpark Skandinaviens wurde eine Bedachung installiert, die Partikel von Stickstoffoxiden (NOx) zersetzen hilft. NOXOUT wurde auf dem ersten von vier Lagergebäuden installiert, die bestimmungsgemäß auf dem Grundstück Hedeland, neben dem Sitz von DSV Panalpina in Dänemark, errichtet wird. Die Sonderbeschichtung mit Titandioxid auf Mineralbasis wirkt wie Katalysator, hilft Partikel von Stickstoffoxiden, die von Autos und Lkws, die in dieser Gegend fahren, zersetzen. Die Beschichtung, vom Sonnenlicht unterstützt, wandelt NOx in Nitrat um, welches dann beim Regen vom Dach gespült wird und demnächst als Düngemittel für umliegenden Boden und Pflanzen wieder genutzt wird. Im Dezember 2019 wurde mit dem NOXOUT-Dach eine Fläche von 40 Tsd. m2 bedeckt (sie ist imstande über 420 Tsd. Gramm von NOx jährlich zu zersetzen, was einer Emission von Stickstoffoxiden eines Euro 6-Lastkraftwagens mit 8-13 Tonnen Ladung, der die Welt 18 Mal umfährt, entspricht). Die Gesamtfläche aller vier Lagergebäude, die mit umweltfreundlicher Bedachung bedeckt ist, beträgt 150 Tsd. m2 und lässt jedes Jahr über 1,5 Mio. Gramm NOx zersetzen.

Die neue Art der Dachbedeckung ist ein Teil des umweltfreundlichen Standards für neue Gebäude der DSV. Außer Fokussierung auf die Reduktion der CO2-Emissionen wollen wir uns auch auf die Reduktion der Luftverschmutzung konzentrieren, sagt Brian Winther Almind von der Group Property.

Die Dänische Umweltschutzagentur versichert, dass der Titandioxid sicher ist, dieser wir u.a. für die Produktion von UV-Filtern in Sonnenschutz und Farbstoffen in Kosmetika, Süßwaren und Kaugummis eingesetzt. Zusätzlich reflektiert die weiße Dachoberfläche die Sonnenstrahlen und verringert die Wärme (im Gegensatz zu schwarzen Standarddächern), indem sie den Energieverbrauch in Sommermonaten reduziert.

Geringerer Wasserverbrauch und ein von der Sonne versorgtes Logistikzentrum

Die DB Schenker rühmt sich ihrer proökologischen Lösungen in ihrem neuen Terminal bei Breslau in Polen. Unter ihnen sind Sonnenkollektoren zur Erwärmung von Brauchwasser sowie Heizungs- und Lüftungsgeräte, welche die Wärmerückgewinnung erlauben. Ein Regenwassertank für 6,5 Tsd. Liter bedeutet Einsparungen beim Wasserverbrauch von der örtlichen Wasserleitung. Die Verwendung von LED-Lampen verringert mehr als doppelt den Verbrauch von Elektroenergie und die CO2-Emission wird um nahezu 230 Tonnen jährlich eingeschränkt. Ferner wurde das Objekt mit zonenabhängigen Lichtsteuerung ausgestattet, was die Lichtintensität und die Leistungsaufnahme um über 60 Prozent reduzieren lässt.

Bei führenden, proökologischen Objekten der DB Schenker befindet sich auch ein kürzlich eröffnetes Logistikzentrum in Dubai, komplett mit Sonnenenergie versorgt. Das Lagergebäude (33 Tsd. m2 Fläche) stellt den zentralen Logistikknotenpunkt im Nahost (er bedient u.a. Unilever) dar.

Der Bau des völlig mit Elektroenergie versorgten Logistikzentrums in Dubai ist eines der Öko-Lager-Serie von DB Schenker. Andere „grüne Lager“ dieses Typs befinden sich in Singapur, Helsinki, Klagenfurt, Tilburg und Dortmund, sagt Xavier Garijo, Vorstandsmitglied bei DB Schenker zuständig für Kontraktlogistik.

Das Zentrum mit dem System zur Temperaturkontrolle erlaubt 90 Tsd. Europaletten zu lagern. Zusätzlich wurde für andere Dienstleistungen das Zwischengeschoss mit einer Fläche von 3 Tsd. m2 bestimmt. Bis 2021 soll die Fläche des Lagers in Dubai auf 80 Tsd. m2 steigen.

Intelligente Beleuchtung spart bis zu 80 Prozent Energie

Die LED-Beleuchtung stellt einen wichtigen Bestandteil der proökologischen Maßnahmen in Lagern dar und sie wird zu einer offensichtlichen Wahl der Bauherren, welche neue Hallen errichten. Nach Angaben der Consultingfirma McKinsey kann die Modernisierung der veralteten Beleuchtung in Ländern der Europäischen Union Einsparungen von 2,2 Mrd. Euro jährlich bringen.

Ferner, wie die Boston Consulting Group schätzt, werden sich im Falle der linearen LED-Systeme die Gesamtkosten des Betriebs (TCO, total cost of ownership) bis Ende des Jahres auf über eine Hälfte im Verhältnis dazu, wie viel sie noch vor sechs Jahren betrugen, verringern.

Bei Anwendung der Systeme mit Sensoren, dank Eigenschaften der aktiven LED-Fassungen, kann man die Intensität des von ihnen emittierten Lichtes manipulieren und diese erlöschen und schalten je nach Bedingungen ein ohne das Risiko, ihre Lebensdauer zu vermindern, erklärt Maciej Gronert, Projektmanager der Predictive Maintenance (TRILUX Polska), welche Beleuchtungslösungen anbietet.

Aktive Fassungen und Sensoren erlauben auch Intensität und Farbe des Lichtes zu regeln, indem ihre Anpassung an die Tageszeit und daran, ob sich jemand im Raum befindet, möglich ist. Der Übergang von der herkömmlichen Beleuchtungsinstallation auf ein solches intelligentes LED-System erlaubt den Energieverbrauch insgesamt um bis zu 80 Prozent reduzieren, behauptet Maciej Gronert.

Die technologische Entwicklung der LED-Fassungen ermöglichte dabei die Nachahmung des natürlichen Lichtes innerhalb der Gebäude. Die bereits auf dem Markt verfügbaren Human Centric Lighting (HCL) – Systeme verändern die Intensität und die Farbe des elektrischen Lichtes gemäß Tageszeit, indem sie zur Arbeit gegen Mittag intensiv anspornen und stufenweise auf Einstellungen wechseln, die die Entspannung am Abend begünstigen. Im Falle der Unternehmen, welche im Dreischichtbetrieb arbeiten, lässt sich das HCL-System so programmieren, dass es den negativen Einfluss der Arbeit in der Nacht auf den Tagesrhythmus minimiert.

Foto:DB Schenker

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