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Schienengüterverkehr von China nach Europa nimmt ab, das Sendungsvolumen nach Russland nimmt dagegen zu

Nach Angaben der UTLC Eurasian Rail Alliance ist das Sendungsvolumen im vergangenen Jahr auf der Bahnstrecke zwischen China und der Europäischen Union deutlich eingebrochen. Dafür wächst der Warenverkehr zwischen dem Reich der Mitte und Russland sowie dessen Verbündeten. Die letzten Wochen des Jahres 2023 und der Anfang 2024 geben jedoch die Hoffnung, dass das Volumen auf der Schiene in Europa wieder zulegen wird.

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Im Jahr 2023 erreichte das Bahnvolumen zwischen China und Europa 674.000 TEU (20-Fuß-Container), was einem Rückgang von 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Eurasian Rail Alliance (ERA), ein Konsortium der nationalen Eisenbahnen Kasachstans, Russlands und Weißrusslands, die 95 Prozent des Güterverkehrs zwischen China und Eurasien abwickeln, berichtet, dass das Volumen im Jahr 2022 681.000 TEU betrug.

Wie wir bereits in einer Analyse des Güterverkehrs für das erste Halbjahr 2023 angedeutet haben, kam es im vergangenen Jahr zu einem deutlichen Einbruch des Schienengüterverkehrs zwischen China und der Europäischen Union. Der Rückgang betrug damals 49 Prozent. Während 2022 noch 410,6 Tausend TEU in beide Richtungen zwischen dem Reich der Mitte und der EU befördert wurden, waren es 2023 nur noch 211,1 Tausend TEU.

Zu den wichtigsten Routen in den Beziehungen zwischen dem Reich der Mitte und der EU gehörten die Verbindung von China nach Polen mit 117,6 Tausend TEU (ein Minus von 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) und von Deutschland nach China, wo das Volumen im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 45 Prozent auf 58,3 Tausend TEU sank. Die starke Position Polens auf der Neuen Seidenstraße wird auch dadurch unterstrichen, dass die drei wichtigsten Routen aus dem Reich der Mitte in die EU in Małaszewicze enden. Im Jahr 2023 handelte es sich entsprechend um drei folgende Routen: Xi’an (44.500 TEU), Chengdu (28.800 TEU) und Chongqing (17.800 TEU).

Was die Struktur der zwischen China und der EU transportierten Güter im Jahr 2023 betrifft, so entfielen 18 Prozent des Gesamtvolumens auf elektronische und kommunikationstechnische Geräte, 14 Prozent auf Maschinen und elektrische Maschinen, 12 Prozent auf Kraftfahrzeuge und 8 Prozent auf Kunststofferzeugnisse. Dies erinnert stark an die Struktur von 2022, mit dem Unterschied, dass der Anteil des Automobilsektors deutlich zugenommen hat und von 8 Prozent auf 12 Prozent gestiegen ist.

Die Rückgänge in Richtung Europa wurden zum Teil durch einen deutlichen Anstieg des Handels zwischen China und den Ländern der Eurasischen Wirtschaftsgemeinschaft (EAEU) ausgeglichen. Von besonderer Bedeutung war dabei die beträchtliche Steigerung des Volumens aus dem Reich der Mitte nach Russland und Weißrussland.Im Jahr 2023 wurden 462,9 Tausend TEU in die EAEU transportiert, was einem Anstieg von 71 Prozent im Vergleich zum Volumen von 2022 entspricht. Der zweite wichtige Grund für den Rückgang des Gesamtvolumens im Bahnverkehr aus China war der Verfall von Frachtpreisen im Containertransport im Jahr 2023. Von Mitte 2020 bis Mitte 2022 befanden sich die Preise dort aufgrund des Pandemie-Booms auf einem sehr hohen Niveau. Dies kam auch dem Schienenverkehr zugute, wo die Frachtpreise auf einem viel niedrigeren Niveau lagen. Im Jahr 2023 war die Schiene nicht mehr so attraktiv im Vergleich zum Seeverkehr.

Bahntransporte profitieren vom Konflikt im Rote Meer

Die Situation hat sich in den letzten Wochen deutlich verändert. Ende 2023 und Anfang dieses Jahres kam es zu einem deutlichen Anstieg der Containerpreise im Seeverkehr als Folge der Krise am Roten Meer, die durch Angriffe von Huthi-Milizen verursacht wurde. UTLC ERA betont, dass der Schienenverkehr in Bezug auf die Verfügbarkeit wesentlich stabiler und kostenmäßig berechenbarer ist.

Die Zahlen für Januar zeigen, dass die seit Dezember andauernde Krise am Roten Meer, die zu längeren Reisezeiten nach Europa und höheren Kosten führt, zu einem größeren Interesse am Schienenverkehr beigetragen hat. Im Januar 2024 lag das Volumen in Richtung EU mit 20,8 Tausend TEU bereits nur noch um 2,47 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Verbesserung ist vor allem auf den wieder zunehmenden Handel zwischen China und Polen zurückzuführen. 14,5 Tausend TEU kamen per Bahn aus China nach Polen- 36,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dies entsprach fast 70 Prozent des gesamten bilateralen Handels zwischen dem Reich der Mitte und der EU.

Bei den Exporten aus Deutschland nach China gab es dagegen keinen Aufschwung. Hier lag das Volumen sogar um 69 Prozent unter dem des Vorjahres und betrug nur 2.000 TEU. Dies bestätigt die jüngsten PMI-Werte für die deutsche Industrie, die von einem geringen Auftragseingang (einschließlich Exporte) sprechen.

UTLC ERA geht davon aus, dass das laufende Jahr einen Anstieg des Volumens gegenüber dem Vorjahr bringen wird. “Die Spannungen im Roten Meer, das für den Seeverkehr von großer Bedeutung ist, könnten die Nachfrage nach Bahntransporten im Jahr 2024 erhöhen. Die eurasische Verbindung könnte aufgrund der Destabilisierung auf dem Meer mehr Verkehr erhalten”, so das Unternehmen in seinem Jahresbericht.

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