Der Bau der zweiten Fréjus-Röhre war ein ingenieurtechnisches Großprojekt mit enormer Tragweite für den europäischen Straßenverkehr. Der neue, knapp 13 Kilometer lange Tunnel wird ausschließlich in Richtung Frankreich befahren, während die bestehende Röhre den Verkehr nach Italien übernimmt. Zwar bleibt die Gesamtkapazität gleich, doch die physische Trennung der Fahrtrichtungen soll Sicherheit und Verkehrsfluss durch die Alpen deutlich verbessern.
Längster zweiröhriger Straßentunnel Europas
Die neue Fréjus-Röhre ist exakt 12,848 Kilometer lang – davon 6,495 Kilometer auf französischer und 6,353 Kilometer auf italienischer Seite – und verläuft in etwa 50 Metern Abstand parallel zur bestehenden Tunnelröhre. Mit ihrer Inbetriebnahme wird der Fréjus-Tunnel zum längsten zweiröhrigen Autobahntunnel Europas und überholt damit sogar den Gran-Sasso-Tunnel.
Investition in Sicherheit und Zuverlässigkeit
Die Baukosten für die zweite Röhre beliefen sich auf 700 Millionen Euro, finanziert durch die Konzessionsgesellschaften Sitaf (Italien) und Sftrf (Frankreich). Der Tunnelbau begann im Dezember 2010 auf italienischer und im Juli 2011 auf französischer Seite. Der Durchbruch der Trennwand zwischen beiden Röhren erfolgte am 17. November 2014 – der Weg zur vollen Betriebsbereitschaft war jedoch lang und voller Hürden.
Ursprünglich sollte der Tunnel im Jahr 2021 fertiggestellt werden, doch der Termin wurde insgesamt viermal verschoben – aufgrund der Covid-19-Pandemie, steigender Rohstoffpreise und zusätzlicher Sicherheitsprüfungen.
Eröffnung zum entscheidenden Zeitpunkt
Die Inbetriebnahme der neuen Röhre erfolgt zu einem idealen – wenn auch stark verspäteten – Zeitpunkt. Am 1. September 2025 beginnt eine geplante 15-wöchige Sperrung des Mont-Blanc-Tunnels. Während dieser Zeit wird der Schwerlastverkehr zwischen Italien und Frankreich teilweise über den Fréjus-Tunnel umgeleitet, der somit zur zentralen transalpinen Verbindung für den Straßengütertransport wird.
Moderne Sicherheits- und Verkehrsmanagementsysteme
Der Schutz der Verkehrsteilnehmer stand im Zentrum des Projekts. Der gesamte Tunnel wurde mit hochmoderner Technik ausgestattet:
- Temperatursensoren,
- Rauch- und Branddetektoren,
- Wärmebildkameras an den Tunneleingängen,
- ein Hydrantennetz alle 130 Meter sowie
- neun durchfahrbare Querverbindungen für schnelle Rettungseinsätze.
Neu ist zudem ein modernes Verkehrssteuerungszentrum auf italienischer Seite, das den Betrieb beider Röhren koordiniert.
Die bisherigen Verkehrsregeln bleiben bestehen – erlaubte Geschwindigkeit: 50 bis 70 km/h, sowie ein Mindestabstand von 150 Metern zwischen den Fahrzeugen.