Der jüngste “European Road Freight Contract Rate Benchmark” Index für das vierte Quartal 2024, der von Upply, IRU und Transport Intelligence veröffentlicht wurde, bietet einen detaillierten Überblick über die Schwankungen der Frachtraten in Europa.
Die Aussichten für die Raten in ganz Europa deuten auf ein moderates Wachstum hin, da die Kosten weiterhin hoch sind und die Nachfrage trotz der allgemeinen Schwäche nur mäßig steigt. Die Entwicklung der europäischen Benchmark hat sich gegenüber dem letzten Quartal, in dem sowohl die Vertrags- als auch die Spotpreise fielen, umgekehrt. Im vierten Quartal 2024 stiegen beide Werte an, wenngleich der Anstieg bei den Spotpreisen auf manchen Strecken geringer ausfiel als auf dem Vertragsmarkt.
Entwicklung der Straßenfrachtraten
Polen – Deutschland: Strecke Warschau – Duisburg
Straßenfrachtraten im Vergleich zum Vorquartal:
- Vertragsraten: +2,3 Prozent auf 1.646 Euro
- Spotraten: +3,3 Prozent auf 1.810 Euro
Im Jahresvergleich stiegen die Vertragspreise um 8,4 Prozent und die Spotpreise um 9,4 Prozent.
Auf dem Rückweg Duisburg – Warschau stiegen die Vertragsraten im Vergleich zum Vorquartal um 7,3 Prozent auf 1.235 Euro (1,14 Euro/km), wobei die Spotraten geringfügig um 1,0 Prozent auf 1.447 Euro (1,34 Euro/km) stiegen.
Polen bleibt ein wichtiger Logistikknotenpunkt, insbesondere da sich der Trend zum Nearshoring beschleunigt. Laut Eurostat blieb die polnische Produktionsleistung Ende 2024 stabil, was trotz steigender Arbeitskosten eine stabile Frachtnachfrage unterstützte.
Deutschland – Frankreich: Strecke Duisburg – Lille
Straßenfrachtraten im Vergleich zum Vorquartal:
- Vertragsraten: +5,3 Prozent auf 680 Euro
- Spotraten: +0,8 Prozent auf 694 Euro
- Im Jahresvergleich gingen die Vertragspreise um 8,7 Prozent und die Spotpreise um 5,2 Prozent zurück.
Auf der Rückstrecke stiegen die Vertragsraten Lille–Duisburg im Vergleich zum Vorquartal um 5,0 Prozent auf 507 Euro (1,68 Euro/km) und die Spotraten stiegen im Vergleich zum Vorquartal um 6,8 Prozent auf 581 Euro (1,92 Euro/km).
Die Verlangsamung der deutschen Fertigungsindustrie begrenzt weiterhin starke Ratenerhöhungen, wobei die Industrieproduktion in Deutschland laut Destatis-Daten im Vergleich zum Vorquartal um 0,3 Prozent zurückging.
Deutschland – Österreich: Strecke Duisburg – Wien
Straßenfrachtraten im Vergleich zum Vorquartal:
- Vertragsraten: +8,0 Prozent auf 1.386 Euro
- Spotraten: -1,7 Prozent auf 1.557 Euro
- Im Jahresvergleich gingen die Vertragspreise um 9,0 Prozent und die Spotpreise um 4,6 Prozent zurück.
Auf der Rückfahrt von Wien nach Duisburg stiegen die Vertragsraten im 4. Quartal 2024 gegenüber dem Vorquartal leicht um 2,8 Prozent und erreichten 1.047 Euro (1,10 Euro/km). Im Gegensatz dazu sanken die Spotraten um 2,2 Prozent und erreichten 1.295 Euro (1,35 Euro/km). Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind die Vertragsraten um 7,8 Prozent gestiegen, während die Spotraten mit einem Minus von 1,1 Prozent leicht rückläufig waren.
Methodik der Erhebung
Die Daten basieren auf dem “European Road Freight Rate Development Benchmark” von Ti, Upply und IRU. Die Analyse umfasst mehr als 750 Millionen Preisbeobachtungen und verwendet ein statistisches Modell, das wöchentliche LTL- und FTL-Raten über zentrale europäische Transportkorridore aggregiert. Die Durchschnittswerte werden quartalsweise berechnet, um eine valide Marktbeurteilung zu gewährleisten.
Einflussfaktoren auf die Frachtraten
Laut den IRU-Daten beeinflussen sowohl Nachfrageseitige als auch Angebotseitige Faktoren die europäischen Straßenfrachtraten im 4. Quartal.
Nachfrageseitige Faktoren:
- Europäische Konsumausgaben stagnieren, beeinflusst durch hohe Zinsen und Inflation.
- Einzelhandelsumsätze erholen sich leicht im Vorweihnachtsgeschäft.
- Geringere industrielle Produktion drückt die Nachfrage.
Angebotsseitige Faktoren:
- Dieselpreise fielen um 11,7 Prozent und entlasteten die Kostenbasis.
- Arbeitskosten stiegen EU-weit um 5 Prozent, wobei die Fahrerlöhne die am schnellsten wachsende Kostenkomponente waren, was die Frachtraten in die Höhe treibt.
- Mauterhöhungen in Deutschland beeinflussen die Kostendynamik.
Der anhaltende Fahrermangel – 500.000 offene Stellen (12 Prozent aller Stellen) – stellt weiterhin eine Herausforderung für die Branche dar und dürfte sowohl die Vertrags- als auch die Spotpreise in die Höhe treiben, da die verfügbaren Kapazitäten begrenzt sind und die Kosten für Fahrer aufgrund ihres knappen Angebots steigen.