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Quelle: Adobestock / Herr Loeffler

Tempolimit: Ein Thema das Deutschland spaltet. Jetzt gibt es ein neues Argument das dafür spricht

Deutschland ist eines der wenigen Länder, in denen es noch kein generelles Tempolimit auf Autobahnen gibt, was zu regelmäßigen Debatten, sowohl auf politischer Ebene, als auch unter Kraftfahrern führt. Für eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen spricht jetzt ein neues Argument: Energiesparen. Was sagen aktuelle Umfragen und Experten dazu?

Lesezeit 4 Min.

Im Netz wird in letzter Zeit heiß diskutiert, auch die Evangelische Kirche ist auf einer Klima-Mission. Einige möchten ein Tempolimit auf der Autobahn mit einer Höchstgeschwindigkeit von höchstens 130 km/h einführen, andere hingegen sind dagegen. Manche verweisen auf eine steigende Zahl von E-Fahrzeugen, die ohnehin eine geringere Höchstgeschwindigkeit haben. Umfragen zeigen, dass Deutschland gespalten ist.

Einstellungen der ADAC Mitglieder

Der ADAC befragt regelmäßig seine Mitglieder zu deren Einstellung zu verkehrspolitischen Themen. Über Jahre wurde ein generelles Tempolimit auf Autobahnen mehrheitlich abgelehnt, die Zahl der Befürworter einer Geschwindigkeitsbegrenzung hat aber in der letzten Zeit zugenommen. Der ADAC schreibt, dass die Autobahnen die mit Abstand sichersten Straßen in Deutschland seien und die meisten Menschen auf Landstraßen ums Leben kommen.

In der Umfrage von 2022 votierten 44 Prozent gegen ein Tempolimit von 130 km/h und 52 Prozent waren dafür. Hier die Statistik << ADAC Umfrage >>

Meinungen unserer LeserInnen – Umfrage vom 24. November 2022

Umfrage Tempolimit 24. November

Expertenmeinung: Tempolimit an Werktagen

Auf Anfrage der Redaktion teilte uns Dieter Schäfer, ehemaliger Verkehrspolizeichef und Sprecher der Initiative Hellwach mit 80 km/h e.V. seine Meinung zum Thema Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Deutschlands Straßen mit.

Als Transitland im Herzen Europas müssen wir an Werktagen auf unseren Autobahnen Verkehrsmengen von 100.000 Fahrzeugeinheiten mit 25 Prozent LKW-Anteil verkraften. Dabei kommt es zu Verkehrsspitzenzeiten bei Überholvorgängen langsam Fahrender regelmäßig zu Schaukelstaus wegen der Bremsvorgänge der schneller Fahrenden und am Stauende lauern dann Unfallgefahren durch abgelenkte Fahrer, so Schäfer.

Am harmonischsten und am wenigsten unfallträchtig ist der Verkehrsfluss, wenn der Geschwindigkeitsunterschied zwischen langsam und schnell Fahrenden nicht mehr als 40 km/h betragen würde. Wer sich, wie unsere Regierung, zur Vision Zero bekenne, komme schon aus rationalen Gründen nicht an einem Tempolimit vorbei, meint Schäfer. Seiner Meinung nach wäre ein Kompromiss sinnvoller und gibt konkrete Vorschläge:

Ein Kompromiss wäre ein Verkehrsversuch mit einem Limit von 120 km/h an Werktagen von 07.00 Uhr bis 19.00 Uhr und freie Fahrt zur Nachtzeit und an Sonn- und Feiertagen, wo dies von der Infrastruktur her möglich ist.

Die meisten Verkehrstoten gibt es jedoch weiterhin auf den Landstraßen, unterstreicht der ehemalige Verkehrspolizeichef. Deshalb sollte der Verkehrsversuch seiner Meinung nach auch dort ein allgemeines Tempolimit von 80 km/h für PKW und LKW vorsehen, sodass ein Überholen bei bisher 100 km/h für PKW und 60 km/h für LKW ab 7,5 t nicht mehr geboten wäre, was für mehr Verkehrssicherheit sorge:

Die Unfallschwere würde deutlich zurückgehen. Außerdem würden tagsüber an Werktagen erhebliche Mengen an Emissionen eingespart und somit auch dem Klimaschutz Rechnung getragen, so Dieter Schäfer abschließend.

Tempolimit für den Klimaschutz?

Beispiele aus anderen Ländern

Eine Studie, die in Le Parisien veröffentlicht wurde zeigt, dass eine Mehrheit der Franzosen bereit ist, auf Autobahnen mit 110 km/h zu fahren: 68 Prozent der Franzosen stimmen dafür, auf Autobahnen mit 110 km/h statt mit 130 km/h zu fahren, um gegen die Erderwärmung zu kämpfen.

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