Die im Buch gesammelten Fotos zeigen reale Situationen. Sie spiegeln die Anstrengungen der Lkw-Fahrer und ihr Leid wegen Einsamkeit, Angst, Sorge und Unsicherheit wider. Während der COVID-19-Pandemie waren Lkw-Fahrer jeden Tag mit zahlreichen schwierigen und unangenehmen Situationen konfrontiert, wie z. B. geschlossene Toiletten und Restaurants, obligatorische Desinfektion von Fahrzeugen, zahlreiche und übertriebene Formalitäten.
Die trans.iNFO-Redaktion hat den Buchautor Genaro Speranza (Bild unten) zu seinem einzigartigen redaktionellen Projekt sowie zu den aktuellen Hauptproblemen der Lkw-Fahrer und der gesamten Transportbranche interviewt.
Diana Pascal, trans.iNFO: Ihr letztes Buch zielt darauf ab, Menschen daran zu erinnern, dass Lkw-Fahrer eine unheimlich wichtige Rolle für die gesamte Wirtschaft spielen, was oft vergessen wird. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Genaro Speranza: Die Idee kam vom Herausgeber unseres Magazins Federservice, einem italienischen Dienstleistungsunternehmen der Federtrasporti-Gruppe, die als nationale Handelsorganisation rund 50 Transportunternehmen verbindet und seit 1971 besteht, um ihren Mitarbeitern einen wirtschaftlichen Schutz zu bieten .
Das Buch „Bello come un camionista” (zu Deutsch: Schön wie ein LKW-Fahrer) wurde vor allem dank Claudio Villa, dem Geschäftsführer von Federtransporti, herausgegeben. Sein Vorschlag kam nach dem Erfolg des vorherigen Buches „Bello come un camion” (zu Deutsch: Schön wie ein LKW).
Haben Sie die Lkw-Fahrer während der Arbeit in der Pandemiezeit persönlich getroffen? Wenn ja, was ist Ihnen besonders aufgefallen?
Ich selbst habe dies zwar nicht getan, aber unser Fotograf Alfonso Santolero hat es geschafft. Bei dieser Gelegenheit würde ich gerne zitieren, was er in der Einleitung zum Buch geschrieben hat. Es ist ziemlich kompliziert, so ein Buch zu schreiben und solche Fotos vorzubereiten, wenn das Objektiv ständig unterwegs sein muss: in mehreren Unternehmen sowie an unterschiedlichen Stellen, an denen man intensiv arbeitet.
Ohne die spontane und manchmal enthusiastische Mitarbeit so vieler Menschen, die äußerst hilfreich dabei waren, „die Tür“ zu ihrem Berufsleben mit Freundlichkeit und Respekt zu öffnen, wäre dieses Buch nie erschienen. Das hat uns am meisten beeindruckt.
Was bedeutet für Sie soziale Nachhaltigkeit und ein menschenorientierter Ansatz im Transportsektor?
Ich glaube, dass die Transportwelt hauptsächlich aus Menschen besteht, die leider immer noch unter einem negativen Image leiden. Oft gelten sie als diejenigen, die die Umwelt verschmutzen, sich schlecht ernähren und andere Verkehrsteilnehmer gefährden. Vielleicht bleiben deshalb so viele junge Leute diesem Job fern. Wir müssen daran arbeiten, diese Klischees zu bekämpfen. Nur so können wir ernsthaft von nachhaltiger gesellschaftlicher Entwicklung sprechen und dem Humankapital dieser Menschen einen angemessenen Wert beimessen.
Ihr Buch berührt ein sehr sensibles Thema für Fernfahrer: ihre Einsamkeit und ihr Heimweh.Was denken Sie, warum wollen sie einen Beruf, der mit so vielen Unannehmlichkeiten verbunden ist, weiterhin ausüben?
Weil sie gezeigt haben, dass es immer einen Weg gibt, der nach vorne führt, auch wenn es scheint, dass alles hoffnungslos unbeweglich bleibt. Überdies konnten wir sehen, dass ihre Entschlossenheit, hart zu arbeiten, ihre Selbstverleugnung sowie der Wille, unterwegs zu kämpfen, sogar trotz so einer schwierigen Erfahrung wie COVID-19 unberührt geblieben sind. Dafür gebührt ihnen ein riesiges „Dankeschön“.
Woher stammen die Fahrer, mit denen Sie gesprochen haben? Könnten Sie mit uns einige Geschichten teilen, die Sie am meisten berührt haben?
Ich habe hauptsächlich mit Italienern gesprochen. Eine der Geschichten, die mich am meisten berührt hat, betraf den 44-jährigen Francesco aus Venedig. Seit 6 Jahren befördert er Kraftstoff bei CAM (Transportgenossenschaft), obwohl er bis dahin als Bäcker gearbeitet hat. Er erzählte mir, dass er den Zweck seiner Arbeit erst während des Lockdowns erkannt habe. Und das erklärte er auch stolz seiner Tochter: „Papa versorgt die Menschen mit dem, was sie am meisten brauchen.“
Was denken Sie über die aktuellen Arbeitsbedingungen von Berufskraftfahrern in Europa? Was sind Ihrer Meinung nach die Hauptprobleme, die behoben werden sollten?
Der Güterkraftverkehr erlebt einen der schwierigsten Momente seiner Geschichte. Am wichtigsten sind jetzt alle möglichen Aktivitäten, die darauf abzielen, die Auswirkungen hoher Kraftstoffpreise auf Wirtschaft und Gesellschaft zu verringern. Darüber hinaus, wie ich vorher erwähnt habe, ist es auch wichtig, bereits in der Bildungsphase in das Image des gesamten Sektors und jedes einzelnen Fachmanns im Bereich Transport und Logistik zu investieren. Eine konkrete und dringende Maßnahme besteht auch darin, sichere und überwachte Parkplätze für Lastwagen zu schaffen. Aufgrund des akuten Mangels und der niedrigen Qualität der bestehenden Infrastruktur bleiben junge Menschen lieber der Arbeit als Lkw-Fahrer fern, weil Fahrer sehr viel Zeit an solchen Orten verbringen.