Laut einer jüngsten Auswertung des BAG zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf den deutschen Güterverkehrsmarkt rechnen Unternehmen aus der Transportbranche damit, dass es bis zur vollen Produktionsauslastung in Deutschland noch einige Monate dauern könnte.
Viele befragte Transportunternehmen beklagen weiterhin hohe Auftragsrückgänge und einen Wettbewerbsdruck. Auch die niedrigen Frachtpreise am Spotmarkt stellen nach wie vor ein Problem dar.
Positiv aufgenommen wurde jedoch die Tatsache, dass in der Automobilbranche Produktionslinien allmählich aufgenommen werden. Allerdings seien die Warenlager aktuell zumeist befüllt, was noch stellenweise Transportaufträge, u.a. für die Beförderung von Zulieferteilen.
Grenzüberschreitende Verkehre ohne Einschränkungen
Was grenzüberschreitende Verkehre betrifft, verlaufen diese fast ohne Einschränkungen. Vereinzelte Verzögerungen wurden lediglich an den Grenzen zu Tschechien, Polen, Frankreich und der Schweiz verzeichnet. Sorgen bereitet jedoch der Mautindex, der seit dem 23.03.2020 ungewöhnlich starke Rückgänge verzeichnet hat. Diese fallen laut den Auswertungen des BAG an Werktagen deutlich stärker aus als an Sonn- und Feiertagen.Interessant ist auch, dass nicht-deutsche LKW-Verkehre stärker als deutsche LKW-Verkehre davon betroffen sind: der Rückgang lag bei den deutschen LKW in der 17. Kalenderwoche durchschnittlich bei -9,1 % beträgt, bei ausländischen LKW aber bei -23,3 %.
Diese Angaben untermauern die These von Frank Huster, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Speditions- und Logistikverbandes (DSLV) über ausländische Konkurrenz auf dem deutschen Markt.
Ohnehin muss bezweifelt werden, dass die momentane Wettbewerbsverschärfung auf dem deutschen Güterkraftverkehrsmarkt allein auf eine ausländische „Billigkonkurrenz“ zurückzuführen ist. Im allgemeinen Abwärtstrend weist die aktuelle BAG-Statistik über die Mautfahrleistung vom März überproportional rückläufige Zahlen für ausländische Lkw aus. Der Bruch internationaler Lieferketten hat bereits dazu geführt, dass weniger ausländische Anbieter auf dem deutschen Markt erscheinen, so Huster.
Unternehmen wollen ihr Fahrpersonal halten
Weiterhin bestätigen viele Unternehmen, ihr Fahrpersonal halten zu wollen. Auch seien Lohnkürzungen nicht geplant. Nach Aussagen der befragten Unternehmen soll es darüber hinaus bis dato keine betriebsbedingte Kündigungen gegeben haben, dafür hat aber knapp die Hälfte der Unternehmen Kurzarbeit gemeldet. Lockerungen der Vorschriften, wie zum Beispiel die Fristverlängerung im Rahmen der erforderlichen Weiterbildungsbescheinigungen nach dem Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetz (Eintragung der Schlüsselzahl „95“) wurde von der Branche sehr positiv bewertet.
KEP-Unternehmen auf Wachstumskurs
Die E-Commerce zieht weiterhin Profite aus der Krise: Die Nachfrage nach Paketsendungen im Privatkundensegment (B2C) bleibt auf hohem Niveau. Nicht selten sind Zusatzfahrten fällig, die über vertraglich vereinbarte Transportvolumina hinausgehen, doch im Allgemeinen können die Sendungen ohne Einschränkungen abgewickelt werden.
Anders gehts es im gewerblichen Bereich (B2B) zu, wo die Nachfrage nach KEP-Sendungen weiterhin klein ist. Ebenfalls im internationalen Warenhandel werden nach wie vor nur geringe Sendungsaufkommen verzeichnet.
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