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Fot. Seifert Polska

Interview mit Arkadiusz Pilarski, Teamleiter der Transportabteilung bei Seifert Logistics Group Poland darüber, wie man sich als Logistiker vor Diebstahl und Erschleichung schützen kann?

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Ihre Fahrer haben nur Kontakt mit zugewiesenen Disponenten. – Es gibt keine Möglichkeit für externe Personen Kontakt aufnehmen, etwa um im Auftrag des Empfängers Waren in einem anderen Lager abzuladen – sagt Arkadiusz Pilarski, Teamleiter der Transportabteilung bei Seifert Logistics Group Poland. Fahrerschutz ist jedoch nicht alles. Wir haben unter anderem gefragt, welche Versicherungen das Unternehmen von Subunternehmen verlangt und wie die Glaubwürdigkeit geprüft wird.

Dorota Ziemkowska, Trans.INFO: Sie haben erwähnt, dass sogar 75 Prozent der Transportunternehmen von Diebstahl oder Erschleichung betroffen sind. Seifert gehört dazu?

Arkadiusz Pilarski, Teamleiter der Transportabteilung bei Seifert Polen: Ich unterstütze diese Aussage voll und ganz. Das Problem von Diebstahl und Erschleichung im Transport ist ein ernsthaftes und stetig wachsendes Problem. Laut Statistik sind drei von vier Unternehmen der TSL-Branche in den letzten fünf Jahren Opfer von Straftaten gewesen. Es gibt viele Unternehmer, die auf dem Markt nach einfachen Gewinnen suchen, und der Wert der transportierten Güter erreicht oft mehrere hunderttausend Euro. Bei Seifert Poland ermöglicht ein Versieglungsrozess der Annahme und Verarbeitung von Transportaufträgen die rechtzeitige Erkennung von Betrugsmaschen.

Was für Betrugsmaschen meinen Sie?

Es kam einmal vor, dass am Verladungstag die Ladedaten plötzlich geändert wurden. Ein völlig anderes Fahrzeug tauchte auf, als es ursprünglich festgelegt war. Nach der sofortigen Überprüfung hat sich herausgestellt, dass dieses Fahrzeug nicht das von unserem Auftragnehmer war.

Und Ihre Kunden? Haben diese schon mal schlechte Erfahrungen mit anderen Speditionsunternehmen gemacht – waren sie Opfer von Diebstahl oder Erschleichung?

Ja.

Wie war das?

Normalerweise treten Probleme auf, wenn eine Menge Arbeit und viele Transportaufträge, d. h. in der Saison, auf dem Markt sind. Das Angebot ist sehr begrenzt bei gleichzeitiger großer Nachfrage. Die Lage eskaliert, Kunden suchen nach einem Transportunternehmen, damit die Ware endlich raus kann, da der Empfänger wartet. Die Wahrheit ist, dass in vielen Unternehmen keine Verifizierungsverfahren existieren. Mitarbeiter dieser Unternehmen sind der Meinung, dass Transportunternehmen glaubwürdig. Sie geben die Güter aus und denken, dass ihre Arbeit damit erledigt ist. Dann stellt sich aber heraus, dass die Güter den Empfänger nicht erreicht haben.

Sie sprechen jetzt über Erschleichen von Gütern während der Ver-und Entladung , dadurch das ein anderes Fahrzeug kommt oder die Anschrift geändert wird. Das ist eine sehr beliebte Masche heutzutage? Wie kann man sich davor schützen? Ist es ausreichend die Fahrer darauf zu sensibilisieren?

Fahrer zu sensibilisieren ist eine eins. Der Kernpunkt ist die Wahl eines Speditionsunternehmens, das eine glaubwürdige, umfassende Sicherheitsprozeduren vom Moment der Annahme der Bestellung bis zur Entladung hat. Und natürlich hat Seifert solche Prozeduren ausgearbeitet, was eine hohe Sicherheit der uns anvertrauten Aufträge bedeutet. Für jeden Transport muss a priori angenommen werden, dass Frachtdiebstahl auftreten kann. Und unsere Aufgabe besteht darin, dies zu verhindern. Wir sollten immer darauf fokussiert sein unabhängig vom Wert der zu transportierenden Güter.

Wir wollen aber nicht verallgemeinern. Sagen Sie mir bitte, wie es konkret in in Ihrer Firma aussieht.

Ich werde ehrlich sein – das darf ich nicht verraten. Dies ist ein Betriebsgeheimnis Diese Informationen könnten eventuell sonst von Betrügern genutzt werden.

In Ordnung, Ich werde nach konkreten Maßnahmen fragen und Sie können einfach bejahen oder verneinen. Erste Sache: das Entladen der Waren durch den Fahrer. Ist es ausreichend vom Fahrer zu verlangen, dass er den LKW nicht entlädt, wenn er die beglaubigten Dokumente nicht bekommt?

Bei Seifert Polen ist es sicherlich nicht ausreichen. Zum einen haben unsere Fahrer nur Kontakt mit dem zugewiesenen Disponent, zum Beispiel mit mir. Es ist unmöglich für jemandem von außen sie zu kontaktieren. Sollte es nämlich tatsächlich während des Transportvorgangs zur Änderung des Entladeorts kommen, wird dies gleich gemäß unsrer internen Standards verifiziert. Wir investieren in regelmäßige Schulungen und implementieren Methoden, um die maximale Sicherheit für Güter zu gewährleisten. Dabei helfen uns auchTelematikanwendungen.

Was genau verlangen Sie von den Frachtführern in punkto Telematik?

Telematiksysteme verbessern nicht nur den Transport, sondern vor allem die Sicherheit erheblich. Sie bieten unter anderem eine stetige Verbindung von Fahrzeug und Unternehmen. Telematik ist auch eine Investition, mit der man auch die Funktionsweise des Unternehmens optimieren kann. Bei Seifert Polen bevorzugen wir die Zusammenarbeit mit Frachtführern, die uns Zugang zu Fahrer und Auto zu jeder Zeit, ob Tag oder Nacht, garantieren (GPS-Sender) und zu Informationen, die wir entweder am Computer oder noch bequemer via mobile Anwendungen abrufen können.

Bestimmen Sie die Parkplätze, wo der Fahrer anhalten kann?

Selbstverständlich verfügen wir über eine ausgebaute Parkfläche und eigene Parkplätze in den Filialen der Seifert Logistics Group, polenweit und im Ausland. Unsere Partnerunternehmen nutzen diese auch. Natürlich kommen mit der wachsenden Zahl der Filialen jedes Jahr neue hinzu.

Sie haben die Verifizierung von Frachtführern erwähnt. Wie sieht dieser Prozess bei Seifert aus?

Die Überprüfung des Frachtführers bei Seifert ist ein mehrstufiger und sehr sorgfältiger Prozess. Dank der zyklischen Schulung führen wir neue Verifizierungsprozeduren ein, um den gesamten Prozess ständig zu verbessern. Die einfache Überprüfung von Subunternehmem ist nicht ausreichend.

Wie verifizieren Sie Ihre Subunternehmer?

Wenn wir mit einem neuen Frachtführer zusammenarbeiten, der beispielsweise Fahrzeuge zur Verfügung stellt oder regelmäßig mit uns zusammenarbeiten möchte, haben wir zunächst eine Reihe von Treffen, um dieses Unternehmen zu auditieren. Bei einzelnen Bestellungen, weil sie auch vorkommen, verwenden wir die Datenbank der vertrauenswürdigen Subunternehmen von Seifert Logistic Group, die im Laufe der Jahre entwickelt wurde, und nicht nur polnische, sondern auch ausländische Firmen beinhaltet.

Eine einmalige Überprüfung reicht?

Nein, wir tun es ständig und regelmäßig.

Was heißt das?

Dafür ist die Controlling-Abteilung zuständig, sie überprüft die laufenden Änderungen im Unternehmen. Zum Beispiel, ob es einen neuen Besitzer gibt. Leider kann ich Ihnen nur so viel verarten, weil es das Know-how der Seifert Logistics Group ist.

Gegenwärtig gibt es eine beliebte Methode von Diebstahl, d. h. den Ankauf von einer bestehenden Firma. Leider besteht das Problem darin, dass die Aktualisierung der Daten im Handelsregister sogar bis zu einem halben Jahr dauert? Wie kann man sich vor solchen Betrugsversuchen schützen?

Anstatt ständig neue Unternehmen an Börsen zu suchen, ist es am besten regelmäßig mit vertrauenswürdigen Partnern zusammenzuarbeiten. Genau das tun wir – wir setzen auf interne Kontakte und Frachtführer mit denen wir seit Jahren zusammenarbeiten. Wir kennen uns, wir nehmen an Treffen teil, wir wissen, wann sich etwas ändert. Die Überprüfung des Eintrages im Handelsregister ist definitiv zu wenig.

Wie viel Wert legen Sie auf Online-Bewertungen oder Bewertungen an Börsen?

Wir alle wissen, dass jeder Benutzer seine eigene Meinung hat. Ist jede glaubwürdig? Ja, wir schauen uns die Meinungen im Internet an, aber für uns stellen sie nur zusätzliche Information da.

Und Zertifikate? Einige Börsen weisen eigene auf, es gibt auch solche, die auf den Transportsektor bezogen sind. Welche verlangen Sie?

Zertifikate ja. Sie sind eine Bestätigung der Qualität in einem größeren Ausmaß.

Irgendwelche Beispiele?

Wir schätzen solche Zertifikate wie ISO, SQAS, HACCP oder Glaubwürdigkeitszertifikate ausgestellt von CREDITREFORM. Wir verfügen selber über solche Zertifikate und kennen somit ihren Wert.

Wie gehen Sie gegen Zuliefertransporte vor ?

Diese sind definitiv verboten. Wir arbeiten mit Direktanbietern, die ihre eigenen Fahrzeuge haben. Für die Zusammenarbeit benötigen wir eine Liste der registrierten Fahrzeugnummern und benötigen unter anderem einen Registrierungsnachweis. Wir müssen absolut sicher sein, dass das Fahrzeug, das zum Laden kommt, tatsächlich der Firma gehört.

Welche Art von Versicherung verlangen Sie von Subunternehmern?

Eine, die alle Bereiche abdeckt, ohne Ausnahmeklauseln.

 

Foto: Seifert Polen

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