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Transportdienstleister fassen ihre Ergebnisse zusammen: Umsatzeinbruch bei Dachser, Rekordjahr für Waberer’s 

Der ungarische Transportdienstleister Waberer’s hat trotz vieler Herausforderungen das Geschäftsjahr 2023 sehr erfolgreich abgeschlossen. Bei Dachser hingegen rauschen Umsatz und Tonnage in den Keller. Das Geschäftsjahr des in Kempten beheimateten Logistikdienstleisters war von einer schwachen weltweiten Logistiknachfrage geprägt, die auf deutliche Überkapazitäten und stark sinkende Raten in der Luft- und Seefracht traf. Hier ein Überblick zu den Ergebnissen der beiden Dienstleister.

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Das Jahr 2023 war für Waberer’s aufgrund von Veränderungen in der Industrieproduktion und den Verbrauchertrends eine Herausforderung, insbesondere in Westeuropa, Ungarn und Polen. Sowohl die Industrieproduktion als auch die Umsätze im Non-Food-Einzelhandel gingen in diesen Kernmärkten zurück, heißt es in dem neu veröffentlichten Geschäftsbericht.

Im Jahr 2023 erzielte der ungarische Transportdienstleister mit 42,8 Millionen Euro sein höchstes EBIT. Das Unternehmen bewältigte die Schwierigkeiten, indem es sich auf Kundensegmente konzentrierte, die vom allgemeinen wirtschaftlichen Abschwung weniger betroffen waren. Diese Strategie hat dazu geführt, dass der Konzernumsatz im Vergleich zum Vorjahr um 4,6 Prozent auf 710,9 Millionen Euro im Jahr 2023 gestiegen ist. Auch beim Nettogewinn verzeichnete Waberer’s einen deutlichen Anstieg um 53,6 Prozent auf 29,7 Millionen Euro.

Geschäftsentwicklung im Detail

Im Bereich der internationalen Transportdienstleistungen stieg der Umsatz der ungarischen Gesellschaft um 3,3 Prozent auf 429,8 Millionen Euro, während das EBIT um 9,7 Prozent auf 8,9 Millionen Euro sank. Dieser Geschäftsbereich war mit einem verschärften Preiswettbewerb und längeren Werksstillständen konfrontiert, aber eine starke Konzentration auf Schlüsselkunden sorgte für eine stabile Nachfrage.
Das Kontraktlogistikgeschäft steuerte einen Umsatz (ohne Intersegmenteffekte) von 198,7 Millionen Euro (plus 2,8 Prozent) bei, das EBIT stieg um 37,3 Prozent auf 15,3 Millionen Euro. Dieser Anstieg ist auf höhere Umsätze in der Lager- und Produktionslogistik zurückzuführen, die einen leichten Rückgang im Distributionsgeschäft ausgleichen konnten. Akquisitionen im Automobil- und Petrochemiegeschäft haben die Leistung des Segments weiter verbessert.

Im Versicherungssegment stiegen die Einnahmen um 17,7 Prozent auf 82,4 Millionen Euro und das EBIT erreichte 18,6 Millionen Euro. Dieser Unternehmensbereich erweiterte seinen Kundenstamm und profitierte von den hohen Zinssätzen. Trotz der schwierigen Marktbedingungen schlug die Geschäftsleitung von Waberer der kommenden Hauptversammlung eine Dividende von 120 Forint pro Aktie vor und übertraf damit die Vorjahresdividende. Dies entspricht einem Dividendensatz von 3,3 Prozent auf Basis des aktuellen Aktienkurses.

Ehrgeizige Ziele für 2024

Für das Jahr 2024 hat sich Waberer’s ehrgeizige Ziele gesetzt: Bis 2027 will das Unternehmen der führende Full-Service-Logistikdienstleister in Mittel- und Osteuropa werden, wobei sich Umsatz und EBIT im Vergleich zu 2022 verdoppeln sollen. Erhebliche Investitionen in die Entwicklung von Lagern und strategische Akquisitionen, darunter der Kauf der PSP-Gruppe (Petrolsped), die vor allem in Ungarn und Rumänien Schienenlogistikdienstleistungen anbietet, sowie eine Mehrheitsbeteiligung am Distributionsunternehmen MDI, sollen dazu beitragen, diese Ziele zu erreichen.

Für das Jahr 2024 erwartet Waberer’s einen Umsatz von fast 800 Millionen Euro und ein EBIT von mehr als 40 Millionen Euro, was einer potenziellen Umsatzsteigerung von 12,5 Prozent, aber einem relativ stagnierenden EBIT im Vergleich zum letzten Jahr entspricht.

In Summe rauschen Umsatz und Tonnage bei Dachser in den Keller

Dachser spricht von einem Ende der wirtschaftlichen Sondersituation, wonach die Logistikbranche 2023 zur Normalität zurückkehrte. Daraufhin verringerte sich der Konzernumsatz des Logistikdienstleisters um 12,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und erreichte rund 7,1 Milliarden Euro. Die transportierten Mengen sanken um 4,6 Prozent auf rund 77,4 Millionen Sendungen, die Tonnage verringerte sich um 6,5 Prozent auf rund 40 Millionen Tonnen.

Vor dem Hintergrund einer schwachen Weltkonjunktur und eines herausfordernden Marktumfelds haben sich die Lieferketten 2023 deutlich entspannt, so dass wir uns auf Produktivitäts-, Auslastungs- und Qualitätsverbesserungen fokussieren konnten. Gleichzeitig haben wir signifikant in den Ausbau unserer Netze investiert“, erklärt Dachser-CEO Burkhard Eling.

Solide Zahlen im Landverkehr

Der Geschäftsbereich Road Logistics, in dem Dachser den Transport und die Lagerung von Industrie- und Konsumgütern (European Logistics) sowie Lebensmitteln (Food Logistics) zusammenfasst, steigerte seinen Umsatz im Jahr 2023 um 1,8 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro. Die Zahl an Sendungen nahm dagegen um 4,7 Prozent, die transportierte Tonnage um 6,5 Prozent ab.

Die Sparte European Logistics hielt ihren Umsatz gegenüber dem Rekordjahr 2022 nahezu konstant bei 4,4 Milliarden Euro. Dachser Iberia verzeichnete ein Umsatzplus von über 2 Prozent. Die Sendungszahlen und Tonnagen entwickelten sich aufgrund der schwachen Konjunktur in Deutschland, die auch die eng verwobenen Länder der Region North Central Europe beeinträchtigte, rückläufig.

Dachser Food Logistics hingegen verbuchte auch 2023 ein erfolgreiches Geschäftsjahr und steigerte ihren Umsatz um 9,7 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Das Umsatzplus resultiert aus der erfolgreichen Geschäftsentwicklung der deutschen Niederlassungen, der Akquisition des niederländischen Lebensmittellogistikers Müller Fresh Food Logistics sowie dem Kauf der restlichen Anteile an Dachser Hungary. Insgesamt transportierte Dachser Food Logistics 10,9 Millionen Sendungen, etwas mehr als im Vorjahr, während die Tonnage um 3,8 Prozent sank.

Im Geschäftsbereich Luft- und Seefracht schlug die Kombination aus schwacher Nachfrage und erheblich mehr Frachtraum in der Luft- und Seefracht zu Buche. Die stark sinkenden Frachtraten sorgten für einen Umsatzrückgang von 46,3 Prozent im Vergleich zu 2022 auf 1,3 Milliarden Euro. Die Zahl der Sendungen konnte um 2,4 Prozent gesteigert werden, die Tonnage nahm um 7,9 Prozent ab.

Kontraktlogistik stark ausgebaut

Die Kontraktlogistik als Kombination aus Transport, Warehousing und kundenspezifischen Value Added -Services wurde eigenen Angaben zufolge auch 2023 stark ausgebaut. Hier investierte der Dienstleister im vergangenen Jahr weltweit in zusätzliche Kapazitäten und erhöhte die Anzahl der Palettenstellplätze um knapp 400.000. Insgesamt biete Dachser nun über 3 Millionen Palettenstellplätze an insgesamt 164 Warehouse-Standorten auf fünf Kontinenten an.

Ziele für 2024

Für die Zukunft kündigt Dachser-CEO Burkhard Eling einen noch stärkeren Fokus auf die engmaschige Verzahnung der Geschäftsfelder Road Logistics und Air & Sea Logistics an. Für 2024 sind zudem Investitionen von rund 500 Millionen Euro geplant.

In den kommenden Jahren werden wesentliche Wachstumsimpulse aus den Märkten außerhalb Europas kommen. Um auch zukünftig unsere Kunden mit hoher Qualität und Zuverlässigkeit weltweit zu bedienen, verknüpfen wir die Prozesse und Systeme unserer beiden Geschäftsfelder noch enger miteinander, um eine durchgängige, globale Stückgutlösung Door-to-Door zu entwickeln. Wir nennen sie ‚Global Groupage‘.“


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Mitarbeit: Pölös Zsófia

 

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