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Quelle: Policie České republiky (Tschechische Polizei)

Änderungen beim dynamischen LKW-Wägesystem in Tschechien zugunsten der Frachtführer

Anfang Juli traten in Tschechien Änderungen beim dynamischen Wiegen von Lastkraftwagen in Kraft, die vom dortigen Verband der Transportunternehmen Česmad Bohemia begrüßt wurden. In Deutschland hingegen soll noch in diesem Jahr die erste der insgesamt 16 festen LKW-Gewichtskontrollen in Betrieb genommen werden. Hier die Einzelheiten.

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Die Waagen passen sich selbst an die Änderungen an”, sagte Radek Mátl, Generaldirektor der tschechischen Straßen- und Autobahnbehörde (ŘSD), gegenüber der lokalen Zeitung Ekonomická deník.

Mit den geänderten Vorschriften werden Situationen vermieden, in denen beim Gespann ein Teil des Gewichts vom Zugfahrzeug auf den Anhänger (in der Regel eine Kombination aus einer Zugmaschine und einem Sattelanhänger) übertragen wird.

Generell lässt sich die Novellierung folgendermaßen zusammenfassen: Fahrer von tatsächlich überladenen Fahrzeugen werden weiterhin bestraft, auch ausländische. Allerdings werden Fälle, in denen die dynamische Waage Ergebnisse an der Grenze der zulässigen Werte für Gespanne anzeigt, in denen der Anhänger das Gewicht des Zugfahrzeugs kurzfristig beeinflussen kann, nicht mehr geahndet (wie bisher – Anm. d. Red.)”, so die offizielle Mitteilung von Česmad Bohemia.

Nach Angaben des Verbandes wird das Gespann nach den Änderungen als ein einziges Fahrzeug gemäß der europäischen Richtlinie bewertet werden.

Vor den Änderungen gab es in der Tat Situationen, in denen das Gewicht pro Achse nicht überschritten und das zulässige Gesamtgewicht der Kombination nicht einmal annähernd erreicht wurde, und dennoch ergab das Wiegen bei hohen Geschwindigkeiten eine leichte Überlastung des Gesamtgewichts der Kombination. Diese betrug in der Regel einige zehn, bei einer 18-Tonnen-Zugmaschine höchstens einige hundert Kilogramm. Die angeblichen Verstöße waren auch darauf zurückzuführen, dass die Achslasttoleranz zwar 15 Prozent beträgt, bei der Berechnung des Gesamtgewichts aber nur eine Toleranz von 7 Prozent angewandt wird. Und genau das sind die zehn oder hundert Kilogramm, die die Waage als “Extra” im Gesamtgewicht anzeigt. Kraftfahrer und Transportunternehmer haben sich logischerweise dagegen gewehrt, in solchen Fällen bestraft zu werden”, fügt der Verband hinzu.

Nach Angaben des tschechischen Verbands der Transportunternehmen werden die neuen Vorschriften auch die Fahrzeugkontrolle bei der Beförderung von Schütt- oder Flüssiggut vereinfachen, bei der sich die Ladung während der Fahrt verschiebt und somit das Gewicht zwischen den einzelnen Achsen wechselt.

Standorte der LKW-Waagen in Tschechien

Bis Ende dieses Jahres sollen 13 Fahrzeugwaagen auf tschechischen Straßen der Klasse I in Betrieb sein. Derzeit werden LKW auf den Autobahnen D1, D2, D5, D8, D35 und D48 und seit April dieses Jahres auch auf der D4 bei Jíloviště gewogen.

Liste der Fahrzeugwaagen laut dem tschechischen Straßen- und Autobahnenamt (ŘSD)

Autobahn Staßenkilometer Gemeinde Zustand 
D1 122,9 (beide Fahrtrichtungen) Jihlava in Betrieb
D2 8,3 (beide Fahrtrichtungen) Židlochovice in Betrieb
D4 9,5 (beide Fahrtrichtungen) Černošice  in Betrieb
D5 105,2  Nýřany in Betrieb
D8 5,0 Brandýs nad Labem-Stará Boleslav in Betrieb
D8 46,9 (beide Fahrtrichtungen) Lovosice in Betrieb
D35 268,00 (beide Fahrtrichtungen) Olomouc in Betrieb
D48 46,9 (beide Fahrtrichtungen) Frydek-Mistek in Betrieb
D0 79,1 (beide Fahrtrichtungen) Černošice  in Planung
D10 5,7 (beide Fahrtrichtungen) Brandýs nad Labem-Stará Boleslav in Planung
D11 79,2 (beide Fahrtrichtungen) Hradec Kralove in Planung
D3 91,9 (beide Fahrtrichtungen) Soběslav in Planung
D5 23,3 (beide Fahrtrichtungen) Beroun in Planung
D6 11,2 (beide Fahrtrichtungen) Kladno in Planung

Quelle: ŘSD

Feste Gewichtskontrollen in Deutschland

Die Autobahn GmbH und das Bundesamt für Logistik und Mobilität (BALM) haben Ende Mai letzten Jahres eine Vereinbarung zur Einrichtung von 16 Gewichtskontrollstellen unterzeichnet, um überladene LKW häufiger aus dem Verkehr ziehen zu können.

Bis 2028 werden flächendeckend 16 Gewichtskontrollstellen sukzessive in Betrieb gehen und im Sinne einer hohen Verfügbarkeit stationär eingerichtet“, erklärte Christian Hoffmann, Präsident des Bundesamtes für Logistik und Mobilität während der Vereinbarung.

Demnach soll die erste Gewichtskontrollstelle auf einer Autobahn voraussichtlich im Oktober 2024 am Parkplatz Rur-Scholle auf der A4 in der Nähe von Düren in Nordrhein-Westfalen in Betrieb gehen.

Aktueller Stand über ein Jahr nach Vertragsunterzeichnung

Die Planung der ersten Gewichtskontrollstelle auf Basis der Ende Mai vorigen Jahres unterzeichneten Vereinbarung zwischen der Autobahn GmbH und dem BALM wurde unmittelbar begonnen und konnte im Frühjahr dieses Jahres abgeschlossen werden, heißt es vonseiten der Autobahn GmbH auf Anfrage der Redaktion.

Weiter heißt es, dass die Vergabe der Aufträge zur Realisierung dieser Anlage, die als Pilotanlage dient, voraussichtlich im Juli/August 2024 erfolgt.

Bei einer geplanten Bauzeit von 1 Jahr ist im Sommer 2025 mit der Inbetriebnahme zu rechnen. Es handelt sich hier sowohl in der Realisierung als auch im Betrieb um eine hochkomplexe und innovative Anlage, die in der Form bisher auf Straßen in Deutschland noch nicht realisiert wurde”, erklärt die Autobahn GmbH.

Zudem heißt es, dass auf “Grundlage der Erkenntnisse aus der Planung des Pilotstandortes wurde mit der Planung der 15 weiteren Standorte begonnen. Erste Ergebnisse werden auch hier Mitte nächsten Jahres erwartet”.

Die Kosten für eine Kontrollstelle belaufen sich dabei auf jeweils rund 2,5 Millionen Euro. Die Autobahn GmbH plant, baut und betreibt die Gewichtskontrollstellen. Das BALM übernimmt die Kontrolle von Fahrzeugen, die überladen sind.

Mitarbeit: Sabina Koll

 

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