Auf der Rastanlage Rur-Scholle-Süd bei Düren auf der A4 in Fahrtrichtung Köln entsteht derzeit die erste von insgesamt 16 geplanten Gewichtskontrollstellen für den Schwerlastverkehr. Die Pilotanlage in Nordrhein-Westfalen soll 2026 in Betrieb gehen. Bereits Ende 2024 beginnt eine erste Testphase.
Die Wahl des Standorts ist kein Zufall
Die Strecke zwischen Aachen und Köln zählt zu den wichtigsten Achsen für den Gütertransport aus den Häfen Antwerpen und Rotterdam. In der Nähe liegt außerdem der Containerbahnhof Köln-Eifeltor – ein bedeutender Knotenpunkt im Kombinierten Verkehr.
Schutz für Straßen, Brücken und Verkehrsteilnehmer
Hinter dem Projekt steht ein klares Ziel – überladene LKW sollen schneller erkannt und aus dem Verkehr gezogen werden. Denn zu hohe Achslasten belasten die Infrastruktur – vor allem Brücken – und können zu gefährlichen Situationen auf der Straße führen. Das betrifft nicht nur die Fahrzeuge selbst, sondern auch alle anderen Verkehrsteilnehmenden. Hinzu kommt der Umweltaspekt, da überladene Laster mehr Kraftstoff verbrauchen und mehr CO₂ ausstoßen.
Moderne Technik für gezielte Kontrolle
Kernstück der neuen Kontrollstelle ist ein Weigh-in-Motion (WIM) Messsystem, das bereits im fließenden Verkehr die Achslast der Fahrzeuge erfasst. Auffällige LKW werden automatisch per LED-Anzeige auf die Rastanlage ausgeleitet. Dort erfolgt eine präzise Nachverwiegung auf einem Sonderstreifen mit kombinierter dynamischer und statischer Waage.
Im Fall einer Überladung wird die Weiterfahrt untersagt – das Fahrzeug muss ab- oder umgeladen werden und es folgt ein Ordnungswidrigkeitsverfahren, erklärt das BALM.
Mehr Effizienz, weniger Schäden
Die Technik ermöglicht schnellere und präzisere Kontrollen, ohne den Verkehrsfluss unnötig zu stören. Das BALM übernimmt die Überwachung der Fahrzeuge, die Autobahn GmbH ist für Bau und Betrieb der Anlagen verantwortlich. Beide Behörden betonen, dass das neue System ein wichtiger Schritt sei, um die Lebensdauer der Autobahninfrastruktur zu verlängern – bei wachsendem Schwerlastaufkommen.
Bis 2028 sollen bundesweit 16 solcher Kontrollstellen entstehen. Die Investitionskosten pro Standort liegen bei rund 2,5 Millionen Euro. Die Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt an der A4 fließen in die Weiterentwicklung der Systeme ein.
Auch aus der Branche kommt Zustimmung. Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), begrüßte das Vorhaben bereits 2023.
Verkehrssicherheit ist oberstes Gebot – die Einhaltung der zulässigen Achslasten und Gesamtmassen haben dafür einen herausragenden Stellenwert“, so Engelhardt. Entscheidend sei jedoch die Verhältnismäßigkeit. „Wir begrüßen die neuen Kontrollstellen, wenn damit effektiv die schwarzen Schafe herausgefiltert werden. Gleichzeitig appellieren wir an die Kontrollbehörden, zwischen vorsätzlicher Überladung und situationsbedingten Abweichungen – etwa durch Teilentladung – zu unterscheiden.“
Zugleich regte der BGL an, alternative Fahrzeugkonzepte zu prüfen. Eine Expertenstudie zu neuen Kombinationen mit mehr als fünf Achsen könne dazu beitragen, die Problematik strukturell zu entschärfen.