TransInfo

Quelle: Adobestock / Thomas

Klimawandel, Krieg und andere Katastrophen: Aktuelle und zukünftige Herausforderungen in den Lieferketten

2022 war zweifellos ein weiteres schwieriges Jahr für viele Unternehmen: Der Krieg in der Ukraine, der weiter anhaltende Fachkräftemangel, Materialknappheit sowie die steigende Inflation sind nur einige Faktoren, die zu Unterbrechungen und Herausforderungen in den Lieferketten führten.

Lesezeit 6 Min.

Im kommenden Jahr gilt es deshalb, den Herausforderungen resilient und agil zu begegnen. Auch die Themen Effizienz, (Daten-)Sicherheit und ökologische Nachhaltigkeit sind weitere wichtige Voraussetzungen für Unternehmen, um weiterhin wettbewerbsfähig zu sein.

Katastrophen und ihre Auswirkungen auf die Lieferketten

Obwohl ein Bericht des Umweltbundesamts aus dem Jahr 2020 nahelegt, dass Deutschland nicht so stark von den direkten Folgen des Klimawandels betroffen sein wird wie andere Länder, sollten die Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft nicht unterschätzt werden. Denn wenn internationale Handelspartner beispielsweise mit Naturkatastrophen zu kämpfen haben, kann das zu einer Unterbrechung in der Produktion und folglich zu Verzögerungen in den globalen Lieferketten führen. Sicher ist zudem, dass auch hierzulande Unwetterkatastrophen häufiger auftreten werden.

Aufgrund einer (Natur-)Katastrophe oder sogenannter Black Swan Events – also Ereignissen, die selten und unvorhersehbar auftreten – kommt es oftmals zu Störungen in der Supply Chain. Das geschieht zum Beispiel aufgrund verspäteter oder gestrichener Flüge, wegen des Stillstands im Schiffsverkehr oder wegen geschlossener Containerterminals. Knappe Kapazitäten und Ausfallzeiten können die Preise in die Höhe treiben und den Warenfluss über Monate hinweg erheblich beeinträchtigen. Bis das vorherige Kapazitätsniveau erreicht ist und sich der Warenfluss wieder reguliert hat, kann einige Zeit vergehen. Langfristig stellt sich für Unternehmen dann die Frage, wo Waren produziert, neue Vertriebszentren gebaut oder Direktlieferungen an Verbraucher abgewickelt werden sollen.

Transparenz ist entscheidend

Um Herausforderungen wie extremen Wettereignissen zu begegnen, ist Transparenz in der Supply Chain sowohl für dieUnternehmen als auch Spediteure entscheidend. Nur so kann das Risiko richtig eingeschätzt und beurteilt und korrektive Maßnahmen ergriffen werden. Meist fehlen jedoch Ressourcen und Zeit, um bei Naturkatastrophen oder ähnlich disruptiven Ereignisse wie etwa die Blockade des Suezkanals Anfang 2021, alle Faktoren sowie deren Auswirkungen auf sämtliche Bereiche der Lieferkette im Auge zu behalten. Immer mehr Unternehmen setzen deshalb auf automatisierte Systeme. Diese können solche Wetterereignisse antizipieren, deren Auswirkungen auf das Transportnetz und die üblichen Transportwege der Kunden erkennen und entsprechende Warnungen ausgeben oder alternative Routen vorschlagen.

Dazu nutzen sie zum Beispiel Prognosedaten in Kombination mit Mappingverfahren, um so alle Sendungen identifizieren zu können, die von möglichen externen Störungen betroffen sind. Je nach Schwere der Auswirkungen kann dann eine rechtzeitige Notfallplanung beginnen. Mithilfe von prädiktiven und präskriptiven Analysemethoden sollen nicht nur gegenwärtige Situationen in den Lieferketten abgebildet, sondern zukünftige vorhergesagt werden.

Technologie und Netzwerke verringern Reibungsverluste

Im Falle eines unerwartet auftretenden Zwischenfalls in der Supply Chain ist die rasche Umsetzung eines Aktionsplans von entscheidender Bedeutung. Vorteile bezüglich Schnelligkeit, Effizienz und Flexibilität bieten hierbei weltweit vernetzte Plattformen: Mithilfe eines Zugangs zu Daten in Echtzeit über den Standort jeder Sendung von allen Partnern hinweg können mögliche Transportverzögerungen rechtzeitig erkannt und proaktiv Gegenmaßnahmen empfohlen werden.

Eins ist klar: Zukünftig werden immer mehr Unternehmen solche Logistics-as-a-Service-(LaaS) Plattformen nutzen. Der Zugriff auf sämtliche Daten bedeutet nämlich, auch auf gemeinsam geteilte Informationen und Wissen bezüglich eines Störungsfalls zurückgreifen zu können. Wird ein Ereignis, das sich negativ auf ein Unternehmen auswirken könnte, erkannt, bewertet das LaaS-Team schnell die gefährdete Fracht aller Verlader, um die beste Strategie, zum Beispiel bei der Vermeidung von Unwettern, zu empfehlen. Dies kann bereits Tage vor einem möglichen Ereignis geschehen.

Man spricht hierbei von einer selbstheilenden Supply Chain, die für eine noch zuverlässigere Planung sorgt. Die Idee dahinter ist, dass sich alle Parameter automatisch aktualisieren, um bestmöglich auf unerwartete Ereignisse reagieren zu können. Voraussetzung für eine solche selbstheilende Supply Chain ist die Erstellung eines robusten digitalen Zwillings der Lieferkette. So können Unternehmen auf der Grundlage des kurz- und langfristigen Zustands ihrer Supply Chains mit größerer Sicherheit planen.

Ein handelspolitischer Sturm

Der Russland-Ukraine-Konflikt enfachte zudem eine Debatte über handelspolitische Abhängigkeiten. In der Folge sehen sich viele Unternehmen dazu veranlasst, ihre Beschaffungspraktiken in einzelnen Ländern zu ändern – und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass die geopolitischen Auseinandersetzungen an der Handelsfront bald abklingen werden. Die Fragen nach den Arbeits- und Transportkosten sowie den Kapazitäten beschäftigen nicht nur Supply-Chain-Manager, sondern alle Abteilungen eines Unternehmens.

Unberechenbarkeit ist die neue Normalität in der globalen Handelspolitik. Supply-Chain-Manager müssen folglich proaktive Maßnahmen ergreifen, um ihre Lieferketten zu schützen. Automatisierung und Digitalisierung sind hierbei die Schlüssel, um eine bestmögliche Transparenz in den Lieferketten herzustellen und somit auf Unvorhergesehenes schnellstens reagieren zu können.

Globales, aktuelles Handelswissen

Mit dem Brexit hat Großbritannien eine neue alte Zollgrenze um sich gezogen, die wie eine Mauer für den Handel wirkt. Das bedeutet vor allem die Einführung von rechtlichen Dokumenten, die für den Import und Export von Waren notwendig sind. Grundsätzlich dienen entsprechende „Handelsmauern“ oft dem Gleichgewicht im Handel zwischen Staaten sowie der Einhaltung von Vorgaben aus den Bereichen Verbrauchersicherheit, Umweltschutz, dem Schutz vor Terrorismus und nicht zuletzt der Erzielung von Einnahmen. Doch mit jeder weiteren Mauer dieser Art wird der Handel komplexer und Unternehmen stehen vor immer größeren Herausforderungen.

Hinzu kommt eine stetig steigende Zahl neuer Handelsabkommen, was die Schnelllebigkeit der Veränderungen weiter verstärkt. In diesem sich ständig verändernden Umfeld kann es schwierig sein, Trends zu erkennen und zu beurteilen, wie sich handelspolitische Änderungen auf Unternehmen und ihre Produkte auswirken könnten. Wenn neue politische Maßnahmen eingeführt werden, beeilen sich Verlader und Hersteller auf der ganzen Welt, ihre Lieferketten sowohl physisch als auch finanziell umzugestalten, indem sie neue Lieferanten, alternative Produktionsquellen und risikoärmere Märkte für den Verkauf ihrer Waren finden.

Abschließend lässt sich festhalten, dass sowohl der Klimawandel als auch die Globalisierung gute Gründe liefern, wieso Unternehmen immer transparenter werden müssen, um ihre Lieferketten agil zu gestalten. Nur so können sie auf unvorhergesehene Störungen und Black Swan Events schneller reagieren und den wirtschaftlichen Verlust so gering wie möglich halten – das wird sich auch 2023 nicht ändern. Mit der Einführung entsprechender SaaS-Lösungen können Unternehmen sicherstellen, dass sie auch im nächsten Jahr auf alle möglichen Ereignisse und Herausforderungen vorbereitet sind.

Magazin zum Thema Fachkräftemangel

Tags