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Digitallogistiker und Digital Leader – Herz über Kopf

Die Schlüsselfrage ist, wie Logistikunternehmen mit der digitalen Transformation umgehen und wie sie das Know-how in ihre Organisation und Hierarchien integrieren. Traditionelle Unternehmen stehen da oft vor einer großen Herausforderung. Die Konsequenzen für Organisationen und Mitarbeiterstrukturen sind weitreichend. Bleibt die Frage nach digitaler Führungsintelligenz. Einfache Antwort: Unabhängig davon, wie man zu den kreativen Wortschöpfungen für Eigenschaften und Positionen steht, brauchen alle Ebenen von Management und Mitarbeitern sowie jeder einzelne Inhaber, Geschäftsführer oder CEO eine klare Idee, was Digitalität für sie, ihre Aufgabe und ihr Logistikunternehmen bedeutet.

Lesezeit 5 Min.

Ausserdem treibt die Coronapandemie die Digitalisierung der Transportwirtschaft voran. Doch Spezialisten für die digitale Transformation sind rar. Ein paar Beispiele aus der Praxis, wie man diese für sein Unternehmen gewinnen kann, möchten wir hier gern mit Ihnen teilen.

Digitalisierung verändert Führung. Digitalisierung verändert Anforderungsprofile !

Unsere Erfahrung ist, dass vorrangig Menschen gesucht werden, die bereits digitale Erfahrung mitbringen können, die schon in einem digitalisierten Unternehmen Erfahrungen sammeln konnten oder schon Prozesse, z.B. von der Bestellung bis zur Bezahlung der offenen Forderung durch den Kunden, digitalisiert haben. Wir nennen diese Menschen hier in unserem Beitrag Digitallogistiker oder Digital Leader.

Wichtige Fragen in diesem Zusammenhang :

  • Welcher Typ Führungskraft ist geeignet, die Digitalisierung in der Logistik voranzubringen? Welche Profile sind gefragt und welcher Background ist wichtig?

Wir haben uns angeschaut, welche Leadership-Fähigkeiten von den meisten Logistikunternehmen in den letzten Jahren gesucht wurden und wie sich diese Profile mittlerweile verändert haben. Aktuell wird vermehrt Wert darauf gelegt, dass die für die Digitalisierung verantwortliche Führungskraft multidisziplinäre Teams aus Digitalexperten und traditionellen Logistikfachleuten bilden kann. Wir sehen, dass künftige Logistik-Führungsverantwortliche bereit sein müssen, sich mit neuen Ideen auseinanderzusetzen. Welches sind die Themenfelder, die neu angepackt werden müssen und welche Prozesse bleiben besser so wie bisher. Der Digitale Leader sollte gleichzeitig eine Qelle der Inspiration für andere sein aber auch offen für Impulse seines Teams.

  • Doch ist das aus eigener Kraft zu schaffen ? Reicht die richtige Einstellung, um persönlich in eine solche Rolle zu wachsen ?

Beim erfolgreichen Digital Leader kommt es auf Haltung und Persönlichkeit an.

Der Wille zählt. Im eigenen Kopf aufräumen und Denkmuster aussortieren.

Was sonst noch zählt : Gewissenhaftigkeit, Durchsetzungsfähigkeit und Extraversion, die Fähigkeit auf andere Menschen zuzugehen.

Der Erfolg als Führungskraft wird übrigens zu weniger als 50 % von stabilen Persönlichkeitsmerkmalen bestimmt. An den restlichen, sog. Soft Skills lässt sich arbeiten.Die Forschung zeigt, dass Menschen Führung lernen können.

  • Wie sieht es eigentlich mit logistischen Fachkenntnissen aus?

Ein Digital Leader in der Logistik sollte natürlich einige fundierte Erfahrungen im Bereich Logistik mitbringen, aber muss er Spedition von der Pike auf gelernt haben ? Muss er nicht. Es gibt zwischenzeitlich vor allem in den sog. digitalen Speditionsunternehmen auch andere Berufsprofile.

Diese Fähigkeiten muss ein Digital Leader ausserdem mitbringen

Richtige Antennen für Digitalisierungsvorhaben und vor allem für Menschen.Tiefgreifende IT-Kenntnisse sind nicht zwingend. Geschäftsmodelle und -prozesse neu auszurichten und zu digitalisieren fordern aus unserer Sicht vielmehr den strategischen Weitblick und dass die Führungskraft künftige Kundenwünsche gut erkennt. Die Spezialisten können dann übernehmen und eine passende App oder Software für eine solche Idee programmieren. Die Voraussetzung, um als Digital Leader erfolgreich zu sein, ist eher ein generelles Verständnis der Bereiche wie Big Data, Cloud-Anwendungen oder Blockchain.Wichtig ist ausserdem das Wissen, mit welchen Produkten und Lösungen man seine Kunden überraschen kann.

Etwa mit Photo-to-Process-Lösungen, die bis in das Fahrerhaus hineinreichen.Oder indem man alle Prozesse vom Tendermanagement über die Dispo bis zur Buchhaltung und Controlling mit möglichst wenig Schnittstellen vernetzt und über eine eigene Datenbank ansteuert.Mit operativen Echtzeitdaten softwaregestützt Prozesse simulieren, statt Excellisten.Interessante Anwendungsgebiete sind ausserdem Telematik und Geofencing für die eigene Flotte.Auch hier haben wir unsere eigenen Erfahrungen mit unseren Digitalisierungskunden in diversen Powerblocks-Projekten gemacht.

Für die Realisierung der der o.g. Prozess-Digitalisierung, muss man 2 Dinge können um hohe Wirkung zu erzielen. Zunächst Ideen und Visionen entwickeln und voranzutreiben plus der Fähigkeit auch ganz stark inspirieren zu können, um seine eigenen Ideen mit Hilfe seines Teams verbessern zu können. Man muss als Visionär, Motivator und Coach in der Lage sein, nicht nur die richtigen Entscheidungen zu treffen.Sie müssen Menschen von sich begeistern. Mitarbeitern bei neuen Projekten eine Zielrichtung vorgeben und dann loslaufen lassen – und durchaus auch Fehler machen. Jedem im Team den Rücken freihalten, auch wenn mal was schiefgeht. Hierarchische Top-Down-Manager, die nur Anweisungen geben wollen, die das Team umsetzen soll, die funktionieren nicht mehr und sind weit weniger gefragt.

  • Wie kann man solche Persönlichkeiten für den Logistik-Mittelstand gewinnen?

Seien Sie offen für neue Vergütungsmodelle und die Möglichkeit, Führungskräfte über Unternehmensbeteiligungen am Erfolg teilhaben zu lassen. Hohe Fixgehälter stehen nicht auf Platz 1 der Forderungen, vielmehr geht es um die Möglichkeit selbst unternehmerisch zu arbeiten und vielleicht vom Erfolg ihrer Ideen profitieren zu können.

Digitallogistiker suchen auch keine Positionen mit Anwesenheitspflichten an einem bestimmten Ort. Es geht darum Strategien zu entwickeln, Mitarbeiter mitzunehmen und zu inspirieren, Prozesse zu optimieren und den Kundenwunsch im Auge zu behalten.

Digitale Transformation ist nicht nur ein technisches Thema, sondern unternehmerische Führungsaufgabe. Die Rollenverteilung in Logistikunternehmen verändert sich deshalb und bringt Führungskräfte (den Digital Leader) dazu, hart an sich zu arbeiten.Und dann noch jeden einzelnen Mitarbeiter von einer Vision zu überzeugen, das ist eine riesige Aufgabe, die viel mehr erfordert als hartes Wissen. Deshalb „Herz über Kopf”.

Auf lange Sicht wird der Mensch in Logistik und Supply Chain Management unverzichtbar bleiben. Letztlich sind es nicht die Computer , die kreativ sind- sondern Menschen.

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