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Neue intelligente Tachos sollen helfen – erzeugen aber Fehler und Bußgeldrisiken. Was man bis zum 19. August 2025 wissen sollte?

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Ab dem 19. August 2025 sind die neuen intelligenten Fahrtenschreiber der zweiten Generation (G2V2) im grenzüberschreitenden Verkehr in der gesamten Europäischen Union verpflichtend. Obwohl sie die Arbeit von Fahrern und Transportunternehmen erleichtern sollten, ist die Realität weit von den Erwartungen entfernt.

Obwohl die neuesten intelligenten Tachographen offiziell erst ab dem 19. August dieses Jahres im internationalen Verkehr Pflicht werden, dominieren sie bereits heute diesen Bereich deutlich. Leider sind sie unzuverlässig und führen zu erheblichen Schwierigkeiten bei der Erfassung und Kontrolle der Arbeits- und Ruhezeiten von Fahrern – darauf weist Inelo aus der Eurowag-Gruppe hin und zählt die häufigsten Fehler auf, die bei der Nutzung der neuen Geräte zur Aufzeichnung der Fahreraktivitäten auftreten.

Fehlerhafte Aufzeichnungen und Bußgeldrisiken

Das häufigste Problem sind fehlerhafte Aufzeichnungen von Lenk-, Arbeits- oder Ruhezeiten auf den Fahrerkarten. Laut Inelo haben sich die Fehler seit der Einführung der ersten Generation intelligenter Fahrtenschreiber im Jahr 2019 gehäuft, und mit der neuen Version sind sie praktisch alltäglich – es gibt kaum ein größeres Transportunternehmen, das nicht mit solchen Problemen konfrontiert war.

Diese und andere Unregelmäßigkeiten werfen Zweifel an der Zuverlässigkeit der im Gerät gespeicherten Informationen auf und setzen Transportunternehmen unnötigen Bußgeldern aus. Während die Fehler vor fünf bis sechs Jahren hauptsächlich durch Manipulationen verursacht wurden, ist heute die Hauptursache für Ungenauigkeiten das fehlerhafte Funktionieren der Geräte – betont Mateusz Włoch, Experte für Entwicklung und Schulung bei Inelo, Eurowag-Gruppe.

Fahrerkarten werden automatisch ausgeworfen

Ein weiteres häufiges Problem ist das unbeabsichtigte Auswerfen der Fahrerkarte während der Fahrt, was zu einem Fehler mit der Meldung „letzte Kartensitzung nicht korrekt beendet“ führt. In solchen Fällen können die Daten seit dem letzten Einlegen der Karte falsch gespeichert sein – wichtig ist jedoch, dass die Daten im Fahrtenschreiber korrekt bleiben.

Dies kann die Abrechnung der Arbeitszeit erheblich erschweren, da die auf der Karte gespeicherten Informationen nicht der Realität entsprechen. In Extremfällen wurden durchgehend 20 Stunden Arbeit aufgezeichnet, obwohl der Fahrer in dieser Zeit Pausen und Ruhezeiten vorschriftsgemäß eingehalten hatte. Fahrer sollten darauf hingewiesen werden, dass sie im Fall eines Kartenauswurfs während eines Stopps sofort ihre Zentrale informieren und einen Ausdruck aus dem Fahrtenschreiber mit einer Beschreibung der Situation machen. Die Aktivitäten im Tachographenspeicher sind in der Regel korrekt und sollten bei Kontrollen und Abrechnungen berücksichtigt werden – erklärt Mateusz Włoch.

GNSS-Ausfälle und fiktive Grenzübertritte

Ein weiteres Problem ist die Unzuverlässigkeit des GNSS-Systems zur Positionsbestimmung. In Gebieten mit eingeschränkter Himmelsicht – z. B. in Tunneln oder dicht bebauten Städten – bricht das Signal ab, was zu fehlenden oder falschen Aufzeichnungen von Grenzübertritten führt.

Tritt dieses Problem häufiger auf, ist in der Regel ein Besuch in einer Fachwerkstatt für Tachographen nötig. Zudem kann das GNSS-Signal durch falsche Platzierung im Fahrzeug oder andere Geräte wie FM-Transmitter gestört werden. Bei Stoneridge-Tachographen darf die rechte Seite, in der sich die interne GNSS-Antenne befindet, nicht in unmittelbarer Nähe anderer Funkgeräte wie CB-Radios oder e-Toll-Systeme liegen“, erklärt Inelo.

Zusätzlich kann GNSS fiktive Grenzübertritte generieren:

Solche Fehler treten meist in bergigem Gelände oder in Küstennähe auf. Dabei wird ein Grenzübertritt auf der Fahrerkarte verzeichnet, obwohl dieser in Wirklichkeit nicht stattgefunden hat. Diese und ähnliche Probleme wurden u. a. bei CORTE-Treffen mit Kontrollbehörden thematisiert, ebenso wie in Webinaren für Transportunternehmen“, fügt Mateusz Włoch hinzu.

Die Hersteller haben bei neuen Tachographen-Versionen die Möglichkeit zur Installation externer GNSS-Antennen vorgesehen, was einige Probleme lösen sollte. Bald wird auch die OSNMA-Technologie zur Positionsverifikation eingeführt, die Fehler minimieren und Falschpositionierungen eliminieren soll. Außerdem ermöglichen Softwareupdates die Behebung bekannter Störungen.

Alte Fahrerkarten sind überfordert

Ein weiteres Problem ist die eingeschränkte Kompatibilität älterer Karten der Generationen G1 und G2V1 mit den neuen Geräten. Ihnen fehlen Funktionen und Speicherplatz für automatische Grenzübertrittsdaten, was bei Kontrollen zu Bußgeldern führen kann – insbesondere seit der Verlängerung des Kontrollzeitraums auf 56 Tage ab 2025.

Wenn ein Fahrer einen neuen Tachographen nutzt, ist laut Vorschrift keine manuelle Grenzerfassung erforderlich. Problematisch ist aber, dass ältere Karten keine Speichersektion für automatische Grenzübertritte besitzen. Wechselt der Fahrer das Fahrzeug, bleiben die Daten im Gerät, nicht aber auf der Karte – was bei Straßenkontrollen zu Strafen führen kann. In einem solchen Fall sollte so schnell wie möglich ein Auszug vom vorherigen Fahrzeug übermittelt werden, um die gefahrenen Länder nachzuweisen – am besten noch während der laufenden Kontrolle. Alternativ kann der Fahrer die Grenzübertritte manuell dokumentieren, auch wenn dies rechtlich nicht vorgeschrieben ist“, erklärt Włoch.

Er fügt hinzu, dass diese Praxis eine gesetzeskonforme Arbeitszeiterfassung ermöglicht und potenzielle Strafen reduziert.

Man muss aber beachten, dass die Karten nur maximal 112 Landeswechsel speichern können. Das reicht eventuell nicht für 56 Tage. In diesem Fall ist es ratsam, einen früheren Kartenauszug nachzureichen“, betont Włoch.

Was sollte man tun? Updates und Wachsamkeit

Die Hersteller bieten mittlerweile verschiedene Tools zur Fehlerbehebung, darunter regelmäßige System-Updates. Wichtig ist eine schnelle Reaktion auf Auffälligkeiten und ständige Datenanalyse

Entscheidend ist die regelmäßige Kontrolle, ob die Daten korrekt auf Fahrerkarte und Tachograph gespeichert sind. Zur Fehlererkennung eignen sich auch Systeme zur Arbeitszeiterfassung. Durch detaillierte Analyse der Fahrerkartendaten lassen sich Anomalien wie fiktive Grenzübertritte oder sogenannte Zeitreisen aufdecken – also durch GNSS-Fehler verursachte Datenverschiebungen um bis zu ein Jahr. Die Software 4Trans von Inelo erkennt solche Vorfälle automatisch und warnt vor möglichen Manipulationen. Ebenso wichtig ist die Schulung der Fahrer im Umgang mit solchen Situationen“, fasst Mateusz Włoch zusammen.

 

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