TransInfo

In Europa ist jede fünfte Kraftfahrer-Stelle unbesetzt

Lesezeit 4 Min.

Das Problem des Fachkräftemangels in der Transportbranche ist jetzt schon gravierend und wird sich in den kommenden Jahren noch verstärken – so eine neue IRU-Studie. Der Grund dafür sind das schlechte Image des Kraftfahrers und der Mangel an Frauen in der Branche.

Nach Angaben der IRU (International Road Transport Union) ist der europäische Straßentransportsektor mehr den je dem Mangel an Berufskraftfahrern ausgesetzt. Die Organisation hat jüngst zu diesem Thema einen Bericht erstellt, der auf Befragungen von Spediteuren, Verladern und Managern der gesamten Transportbranche in Europa basiert.

Die Umfragen, die zwischen Oktober 2018 und Januar 2019 bei Mitgliedern der IRU und den kooperierenden Organisationen in Europa durchgeführt wurden, zeigen einen gravierenden Kraftfahrermangel von 21 Prozent im Güterverkehr. Laut dem Verband wird das Ausmaß des Problems zunehmen und ein Defizit von 40% erreichen,  denn auch 2019 wird die Nachfrage nach Truckern kontinuierlich steigen.

In Großbritannien nimmt beispielsweise der Fahrermangel um 50 Stellen pro Tag zu. In Deutschland hingegen liegt das Durchschnittsalter des Fahrers bei 47 Jahren. Dies bedeutet, dass bis 2027 etwa 40 Prozent von ihnen in den Ruhestand gehen werden, was etwa 185.00 freie Stellen generieren wird.

Nach Auffassung von Matthias Maedge, dem Generaldelegierten der IRU, hat der Fahrermangel einen deutlichen negativen Einfluss auf die Geschäftsaktivität von Transportunternehmen  in Europa.

Die Situation wird sich leider verschlechtern. Wir sollten uns nicht täuschen lassen, dass die Automatisierung dieses Problem lösen wird. Es ist noch ein weiter Weg, bis die Branche vollständig automatisiert ist. Die teilweise Automatisierung, die wir derzeit erleben, erfordert eine beträchtliche Anzahl von Mitarbeitern mit zunehmend vielfältigen Fähigkeiten. Dies macht es notwendig, entschlossen zu handeln, um neue Talente anzuziehen. Dies ist jetzt notwendig , kommentierte Maedge den Bericht.

Trennung von Familie und schlechte Arbeitsbedingungen stellen das größte Problem dar

Rund 80 Prozent der von der IRU befragten Fahrer sagten, dass einer der Hauptgründe für den Mangel an Personal in der Industrie die Schwierigkeit ist, Frauen für den Beruf zu gewinnen. Frauen am Steuer eines LKW machen europaweit nur 2 Prozent aller Kraftfahrer aus. Sogar 70% aller Befragten waren auch der Meinung, dass  ein noch gravierendes Problem der Mangel an jungen Mitarbeitern in der Branche darstellt.

Warum ist das Interesse an diesem Beruf so gering? 57 Prozent der Kraftfahrer und 63 Prozent der Kraftfahrerinnen sind der Ansicht, dass der Grund dafür das schlechte Imgae des Berufes ist. 76 Prozents sehen das Problem  in den Aarbeitsbedingungen und 76 prozent in der Trennung von der Familie.

Schnelles Handeln ist gefragt

Laut Boris Blanche, Geschäftsführer der IMU, muss die Transportbranche sofort und entschlossen gegen den Mangel des Fahrers vorgehen.

Ein unkontrollierter Fahrermangel wird schwerwiegende Folgen für die europäische Wirtschaft haben und zu einem Kostenanstieg für Unternehmen und Verbraucher führen, sagte Blanche. In diesem Beruf ist noch Luft nach oben. Unsere Umfrage hat gezeigt, dass die Zufriedenheit mit dem Job in der Regel hoch ist und lediglich 20 Prozent unzufrieden sind.

Laut Blanche sollten global Anstrengungen unternommen werden, um das Image des Fahrers zu verbessern und Klischees zu bekämpfen.

Fahrer müssen besser behandelt werden, indem angemessene und ausreichende Infrastruktur bereitgestellt wird, fügt er hinzu.

Die IRU hat bereits einige Maßnahmen ergriffen, um den Fahrermangel in Europa zu bekämpfen. Die Union hat eine Gruppe von Experten beauftragt, die sich mit den Vorschriften über die Ausbildung von Fahrern und deren Wirksamkeit befassen soll. Auf Initiative des Vereins wurde auch das Netzwerk Women in Transport gegründet, dessen Ziel es ist, die Zahl der in der Branche angestellten Frauen zu steigern.

Foto: Trans.INFO

Tags