Interview: “Mit unseren digitalen Ansätzen schaffen wir es, globale Lieferketten transparent zu machen, den administrativen Aufwand um 30 Prozent zu reduzieren und die Gesamttransportkosten um 15 Prozent zu reduzieren”

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Das Start-up Forto entwickelt skalierbare, digitale Logistiktechnologien und -dienstleistungen, die über den Transport von A nach B hinausgehen. Die einfach zu bedienende und intuitive Plattform ermöglicht es Kunden,ihre gesamte globale Lieferkette zu optimieren und selbst zu steuern.

Natalia Jakubowska,Trans.INFO: Womit genau beschäftigt sich Ihr Startup und was ist Ihr Hauptprodukt?

Michael Wax, Co-Founder & CEO von Forto: Mit Forto verfolgt unser heute mehr als 500-köpfiges Team die Mission, das Versenden von Waren so einfach zu machen, wie das Versenden einer E-Mail. Mit unserer webbasierten LogTech-Plattform Ship können unsere Kunden übersichtlich Frachtraten vergleichen, das bestmögliche Angebot ganz einfach online buchen und ihre Transporte jederzeit in Echtzeit und von überall aus verfolgen. Den reibungslosen Ablauf garantiert dabei ein Team aus exzellenten Logistikexperten, die durch eine innovative Technologie mit intelligenten Algorithmen unterstützt werden.

Beschreiben Sie mit einfachen Worten, was Sie tun.

Vor vier Jahren, noch unter dem Namen FreightHub, agierten wir als digitaler Spediteur und boten Transporte auf der Route Asien-Deutschland per Seefracht an. Im Laufe der Zeit hat sich unser Produktportfolio im großen Stile weiterentwickelt: Neben der Erweiterung der Transportmodi, kamen auf der operativen Seite viele zusätzliche Dienstleistungen, wie Versicherungspakete, Verzollung, Warenfinanzierung und -lagerung hinzu. Aber auch unser Software-Angebot haben wir erweitert, z.B. mit FortoX, unserer Order-Management-Lösung, mit der unsere Kunden in der Lage sind, all ihre Bestellungen auf Produktebene online zu verwalten und dabei mit allen anderen Akteuren Ihrer Supply Chain, wie Produzenten, Spediteuren und Warenlageristen in einem System zu arbeiten.

Warum haben Sie Ihren Unternehmensnamen geändert?

Mit einem Blick auf die Weltkarte und unsere mittlerweile neun Niederlassungen weltweit, sowie den massiven Ausbau unseres Produktportfolios, haben wir entschieden, dass diese Evolution nun auch einen Namen bekommen soll – und das haben wir im Jahr 2020 mit der Umbenennung in Forto umgesetzt. Forto steht heute also für ein vollumfängliches Ökosystem, dass unsere heute mehr als 2.500 Kunden mit innovativer LogTech-Technologie befähigt, ihre Ware zuverlässig, pünktlich und kosteneffizient von A nach B zu transportieren und die volle Kontrolle über die gesamte Lieferketten ermöglicht.

Wie verändert Ihre Lösung den Status quo des Marktes?

Wenn man durch die Regale eines Geschäftes schlendert und auf die Herkunftsländer der Artikel in den Regalen schaut, glaubt man kaum, dass die hochkomplexe Logistikbranche eine der Branchen ist, die noch sehr analog mit vielen manuellen Prozessen aufgestellt ist. Viele unserer Kunden berichteten von zeitverzögerten Quotierungen via E-Mail und manueller Übertragung der Daten in zahlreiche Listen. Es ist kaum verwunderlich, dass so der Überblick verloren geht, wann sich welche Ware wo befindet. Auch ist der Aufwand für die Logistikabteilungen enorm hoch und dies kostet ein Unternehmen bares Geld. Mit unseren digitalen Ansätzen schaffen wir es, globale Lieferketten transparent zu machen, den administrativen Aufwand um 30 Prozent zu reduzieren und die Gesamttransportkosten um 15 Prozent zu reduzieren.

Was waren die größten Hindernisse bei der Gründung Ihres Startups?

Anfänglich stand der Markt unseren digitalen Lösungen ehrlich gesagt eher skeptisch gegenüber. Als wir einem guten Bekannten aus einer traditionellen Spedition unsere Idee vorstellten, sagte er “Das braucht niemand. Und wenn ich in zwei Jahren bei meinen Kunden anrufe und nach einer digitalen Buchungsplattform wie bei Forto gefragt werde, werde ich auf der Stelle kündigen und mein Weltbild überdenken.”. Zwar kam es nicht zur Kündigung, aber doch zu Anfragen nach einer digitalen Lösung. Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie schwer es ist, eine gesamte Branche zu revolutionieren und an bestehenden Denkweisen zu arbeiten. Und den Rest der Geschichte kennen Sie vermutlich bereits: Der Bedarf an Digitalisierung und neuen Lösungen wuchs in den letzten Jahren mehr denn je. Heute ist die Offenheit des Marktes groß und eine digitale Supply Chain ist eine der Säulen, die ein erfolgreiches Handelsunternehmen ausmachen.

Was ist einzigartig an Ihrem Produkt/Ihrer Idee?

Mit der Erweiterung unseres Angebots ist Forto ein Anbieter für Lösungen für die gesamte Lieferkette geworden, was es so bisher kein zweites Mal auf dem Markt gibt. Unser Geheimrezept ist dabei, innovative Technologie mit umfassender Logistikexpertise zu vereinen. Einfach, zuverlässig und effizient sind die Faktoren, an denen wir uns orientieren, um das Beste für unsere Kunden zu erzielen. Dabei verfolgen wir die höhere Vision, in allem, was wir tun, nachhaltig zu agieren und dem globalen Handel zu mehr Nachhaltigkeit zu verhelfen. Dies gelingt uns durch die klimafreundliche Gestaltung unserer eigenen papierlosen Büros, unsere umweltfreundlichen Reiserichtlinien und dem Angebot für unsere Kunden, Ihre gesamte Lieferkette durch CO2-Kompensation Ihrer Transporte klimaneutral aufzustellen. Und diese Bemühungen werden geschätzt: Seit Gründung schaffen wir es, unsere Transportvolumina pro Jahr nahezu zu verdreifachen und das dankbare Feedback unserer Kunden zeigt uns, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden.

Wann und wie sind Sie auf Ihre Gründungsidee gekommen?

Ohne Digitalisierung sind Unternehmen – egal, welcher Branche – in der heutigen Zeit nicht mehr wettbewerbsfähig. An einer der ältestens Branchen, der globalen Logistik schien diese Entwicklung jedoch gänzlich vorbeigegangen zu sein. So entstand die Idee, dieser Problematik Abhilfe zu verschaffen. Und zwar mit einer digitalen Plattform, die sämtliche Schritte der Lieferkette abbildet und unseren Kunden einen echten Mehrwert bietet. Für uns war dabei von Anfang an klar: Das beste Produkt gelingt nur, wenn wir ganz nah an den Bedürfnissen und den Prozessen unserer Kunden orientieren. Zudem wollten wir flexibel bleiben, unser Produkt durch iterative Prozesse schnell den Marktbedingungen und -veränderungen anpassen zu können. Zwar gehört eine große Portion Bauchgefühl dazu, aber essentiell sind ebenso datenbasierte Messungen, die belegen, ob man sich auf dem richtigen Weg befindet.

Woher kam das Kapital für Ihr Unternehmen? Nutzen Sie insbesondere externe Mittel, Investoren, Accelerator?

Wie die meisten Startups ist auch Forto Venture Capital finanziert. Zu unseren Investoren gehören neben Maersk Growth, Global Founders Capital, Northzone, und Rider Global weitere namhafte Investoren wie Cherry Ventures, Schwenker, La Famiglia, Iris Capital, Inven Capital und H14 . Seit dem Jahr 2020 befinden wir uns im Programm der Europäischen Investitionsbank (EIB), die uns zuletzt 20 Millionen Euro für die Weiterentwicklung unserer Supply Chain Management Plattform und Marktexpansion zur Verfügung stellte. Seit unserer Gründung in 2016, haben wir insgesamt über 120 Millionen Investorengelder eingesammelt. In Asien arbeiten wir mit einem Accelerator zusammen, der uns dabei unterstützt, unsere Lösungen auf dem globalen Markt zu etablieren.

 

Foto: Michael Wax, Co-Founder & CEO von Forto

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