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Jesper Bille Bennike, Geschäftsführer von Sixfold

Kurzinterview: Im Jahr 2022 wird die Nutzung von KI-basierten Plattformen weiterhin zunehmen

Für Jesper Bennike von Sixfold wird das Jahr 2022 im Zeichen einer zunehmenden Digitalisierung in der Branche stehen. Aber auch solche Themen wie Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein werden stärker in den Focus rücken.

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Das Natalia Jakubowska, Trans.INFO: Was hat sich im vergangenen Jahr in der Transport-und Logistikbranche geändert?

Jesper Bille Bennike, Geschäftsführer von Sixfold: Auch im vergangenen Jahr war die Logistikbranche von den anhaltenden Komplikationen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie, wie Reisebeschränkungen und Transportverzögerungen betroffen. Doch dazu kam eine weitere Herausforderung: Der weltweit stetig wachsende Mangel an Arbeitskräften und Materialien. Schätzungen zufolge ist die Zahl der Lkw-Fahrer allein im Vereinigten Königreich im zweiten Quartal letzten Jahres um fast 70.000 gesunken. Der Logistikbranche standen damit rund 90.000 Fahrer weniger zur Verfügung, als für einen reibungslosen Ablauf der Geschäfte optimal wäre. In Polen zeichnet sich derzeit eine noch drastischere Lage ab: Dort rechnet man damit, dass der polnischen Wirtschaft im Jahr 2022 bis zu 200.000 Lkw-Fahrer fehlen werden. Um mit dieser Problematik umzugehen, gewinnt die Umgestaltung globaler Lieferketten zunehmend an Bedeutung.

Ohne was geht es gar nicht mehr?

Um die Branche widerstandsfähiger, flexibler und effizienter zu machen, ist die Nutzung digitaler Tools und Plattformen, wie Real-Time-Visibility-Tools, unerlässlich. Denn diese Tools generieren Daten, die etwa für Predictive Analytics und Transportation genutzt werden kann. Bereits jetzt hat Predictive Transportation große positive Auswirkungen auf die Arbeitsweise und den Erfolg der Unternehmen, die mutig genug waren, sich der digitalen Transformation zu stellen. Im Jahr 2022 wird die Nutzung von KI-basierten Plattformen weiterhin zunehmen und in den Fokus der gesamten Branche rücken.

Welche Trends und Entwicklungen werden das Jahr 2022 prägen ?

Unternehmen in der Logistikbranche hatten in den vergangenen zwei Jahren nur wenig Kontrolle über die Abläufe innerhalb ihrer Supply Chains. Jetzt, da langsam wieder Normalität einkehrt oder wir uns zumindest an die Situation gewöhnt und angepasst haben, bietet das Jahr 2022 für Unternehmen die Chance, Kontrolle zurückzugewinnen und wieder vorne mit dabei zu sein – und das, obwohl die aktuellen Beeinträchtigungen voraussichtlich auch in diesem Jahr weiter bestehen werden. In unserem diesjährigen Real-Time-Visibility-Trend-Report gaben 70 Prozent der von uns befragten Unternehmen an, dass die Verbesserung und Effizienzsteigerung von Prozessen zu ihren wichtigsten Prioritäten im Supply-Chain-Management für das Jahr 2022 zählt. Unternehmen werden sich darauf konzentrieren, ihr Wachstum voranzutreiben, und insbesondere die Themen Nachhaltigkeit, Mitarbeiter-Empowerment und die Nutzung von Technologien wie KI und Machine Learning werden dieses Jahr prägen.

Welcher Trend ist für Sie am wichtigsten und warum?

Das Thema Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein ist für Verbraucher so wichtig wie nie zuvor. Logistikunternehmen können es sich nicht länger leisten, das Thema Nachhaltigkeit hinten anzustellen. In diesem Jahr werden nachhaltige Initiativen in den Kern der Lieferketten integriert werden, um weltweit sichtbare Fortschritte auf dem Weg hin zu einem klimaneutralen Transportwesen zu erzielen. Die RTV-Technologie bietet Unternehmen wertvolle Insights, um sie bei diesem Bestreben zu unterstützen. Denn mithilfe von RTV-Daten können zum einen Leerkilometer verringert und zum anderen Kapazität und Nachfrage besser aufeinander abgestimmt werden. Die Integration von Instrumenten zur präzisen Messung von Emissionen über die gesamte Lieferkette und alle Transportmodalitäten hinweg kann darüber hinaus künftige Emissionen steuern und verringern.

Welche Herausforderungen stellen diese Trends und Entwicklungen für Unternehmen dar? Wie können Unternehmen diese gut meistern?

Die größte Herausforderung für Unternehmen in der Logistikbranche wird der Mangel an Arbeitskräften sein, mit dem die Branche bereits im Jahr 2021 kämpfen musste. Wie bereits angesprochen werden Schlüssel-Technologien eine große Rolle dabei spielen, dieses Problem zu bekämpfen oder zumindest die Auswirkungen abzuschwächen. Angesichts des anhaltenden Mangels werden Unternehmen in der Logistikbranche keine andere Wahl haben, als ihre Mitarbeiter mithilfe von Technologie zu entlasten. Technische Lösungen können Mitarbeiter dabei unterstützen, ihre Arbeit produktiver und effizienter zu erledigen und repetitive Arbeitsschritte zu verringern. Dies wird entscheidend dazu beitragen, die Kundenwünsche zu erfüllen und die vorhandenen Mitarbeiter zu halten.

Im Mittelpunkt dieser Bemühungen steht die Prozessautomatisierung. Richtig umgesetzt kann sie zu erheblichen Effizienzsteigerungen führen. So kann eine optimierte Transportüberwachung unter Einbezug von RTV-Daten zum Beispiel die Anzahl der erforderlichen Kontrollanrufe um bis zu 80 Prozent reduzieren. Denn dadurch, dass Status und Standort einer Sendung in Echtzeit abgerufen werden können, muss keine weitere Nachfrage beim Fahrer erfolgen. Es lohnt sich also, traditionell arbeitsintensive, repetitive Tätigkeiten wie diese zu automatisieren. Auf diese Weise können Unternehmen ihre Ressourcen effektiver verwalten und ihren Mitarbeitern ermöglichen, sich auf strategische Aufgaben zu konzentrieren.

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