Der am 9. April 2025 vorgestellte Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD enthält eine Reihe von Maßnahmen, die für die Transport- und Logistikbranche von zentraler Bedeutung sind. Die neue Bundesregierung setzt dabei auf den Ausbau klimafreundlicher Mobilität, Investitionen in Infrastruktur, die Digitalisierung von Prozessen und die Fachkräftesicherung. Vieles klingt ambitioniert, bleibt aber oft vage oder steht unter Finanzierungsvorbehalt.
Zentrale Vorhaben für die Transport- und Logistikbranche
LKW-Maut und Infrastruktur: Nutzerfinanzierung als Grundprinzip
Die LKW-Maut soll im Rahmen eines verkehrsträgerbezogenen Finanzierungskreislaufs direkt wieder in die jeweilige Infrastruktur investiert werden.
Neu ist: Die Autobahn GmbH erhält erstmals Kreditfähigkeit, und Investitionen sollen künftig auf einem Drei-Säulen-Modell aus Haushaltsmitteln, Nutzerfinanzierung und privatem Kapital basieren. Die Koalition verspricht außerdem überjährige, verlässliche Finanzierungsspielräume.
Fachkräftemangel und Fahrermangel: Maßnahmenpaket geplant
Um dem anhaltenden Fahrermangel entgegenzuwirken, soll die Berufskraftfahrerqualifikation gestärkt, Genehmigungsverfahren für Großraum- und Schwertransporte beschleunigt und die Anzahl an LKW-Stellplätzen deutlich erhöht werden.
Dekarbonisierung & E-Mobilität: Mautbefreiung bleibt
Die Koalition will die Mautbefreiung für emissionsfreie LKW über 2026 hinaus verlängern. Zusätzlich wird das gewerbliche Depotladen an Betriebshöfen gefördert. Ein angekündigtes Strompreispaket soll stromintensiven Branchen – auch der Logistik – spürbare Entlastungen bringen.
Wir gehen mit dem Strompreispaket einen großen Schritt, um wettbewerbsfähige Energiepreise für die Industrie zu gewährleisten“, heißt es dazu im Vertrag.
Digitalisierung & Autonomes Fahren: Deutschland soll Leitmarkt werden
Ziel der Koalition ist es, Deutschland zum Leitmarkt für autonomes Fahren zu entwickeln. Der Zugang zu Mobilitäts- und Fahrzeugdaten soll vereinfacht und die Nutzung von Mautdaten ausgeweitet werden.
Schienengüterverkehr: Strukturreform und Investitionen
Die Bundesregierung kündigt eine tiefgreifende Reform der DB-Infrastrukturgesellschaft InfraGO an. Innerhalb des Konzerns soll sie weiter organisatorisch entflechtet werden. Der BEAV zwischen DB-Konzern und InfraGO wird geprüft, die Finanzierung erfolgt weiterhin über Bundesmittel, Sondervermögen und reformierte Trassenpreise.
Auch die Güterverkehrstochter DB Cargo steht im Fokus: Ihre kurzfristige Marktfähigkeit soll geprüft, der Einzelwagenverkehr mit Hub-Systemen strategisch weiterentwickelt werden – auch mit Partnern aus der Wirtschaft.
DSLV-Kommentar: Fortschritte, aber viele Baustellen
Der DSLV Bundesverband Spedition und Logistik bewertet den Koalitionsvertrag grundsätzlich positiv: Entlastungen für Unternehmen, Bürokratieabbau, Investitionsanreize und Planungssicherheit bei Infrastrukturmaßnahmen seien richtige Signale. Besonders begrüßt werden:
- Die verlängerte Mautbefreiung für E-LKW
- Das geplante Strompreispaket
- Der angekündigte Abbau bürokratischer Hürden, etwa durch die Abschaffung des Lieferkettengesetzes
- Der Fokus auf Fachkräftesicherung und Arbeitszeitflexibilisierung
Allerdings mahnt der Verband auch Nachbesserungen an: So fehle eine konsequente steuerliche Förderung erneuerbarer Kraftstoffe, die geplante Mindestlohnerhöhung auf 15 Euro erhöhe den Druck auf das Lohngefüge, und bei den Lohnzusatzkosten bleibe der Vertrag zu vage.
Viele der zentralen Forderungen des DSLV – insbesondere in den Bereichen Infrastruktur, Dekarbonisierung, Bürokratieabbau, Digitalisierung und Fachkräftesicherung – werden aufgegriffen. Alle Maßnahmen stehen aber unter Finanzierungsvorbehalt.“
Jetzt komme es darauf an, dass die Koalition den Reformwillen in konkrete Gesetzesvorhaben mit klaren Zeitplänen überführt. Nur so könne die Logistikbranche verlässlich zur wirtschaftlichen Stabilität und zum Klimaschutz beitragen.