Die Deutsche Bahn steckt weiterhin tief in der Krise, doch die Finanzlage hat sich gegenüber dem Vorjahr leicht verbessert. Der bundeseigene Konzern meldete für 2024 einen Verlust von 1,77 Milliarden Euro – eine Verbesserung von 34,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das operative Ergebnis (EBIT) lag bei minus 333 Millionen Euro, während es 2023 noch bei minus 2,18 Milliarden Euro lag.
“Diese Steigerung gegenüber dem Vorjahr ist vor allem auf Rückzahlungen des Bundes für bereits geleistete Instandhaltungsarbeiten an der Infrastruktur aus den Jahren 2023 und 2024 zurückzuführen”, begründete DB-Finanzvorstand Levin Holle die positive Entwicklung. Dennoch bleibt der Konzern weit von der Profitabilität entfernt.
Alle genannten Zahlen beziehen sich auf die DB ohne die Logistik-Tochter DB Schenker. Auch die ehemalige europäische Nahverkehrstochter DB Arriva, deren Verkauf 2024 abgeschlossen wurde, ist in den Zahlen nicht mehr enthalten”, erklärt Holle.
Neben der finanziellen Schieflage steht die Bahn vor weiteren Herausforderungen: Die Logistiktochter DB Schenker wird 2025 an den dänischen Speditionskonzern DSV verkauft. Die dadurch erzielten 14,3 Milliarden Euro sollen zur Reduzierung des hohen Schuldenbergs der Deutschen Bahn genutzt werden. Besonders kritisch bleibt jedoch die Lage der Gütersparte DB Cargo, die weiterhin tiefrote Zahlen schreibt.
DB Cargo: Hohe Verluste trotz staatlicher Förderung
Die DB Cargo befindet sich in einer grundlegenden Transformation und ist wirtschaftlich weiterhin unter sehr starkem Druck” – so Holle über die Lage bei der Schienengüterverkehrstochter.
2024 betrug der operative Verlust (EBIT) 357 Millionen Euro, was zwar eine Verbesserung von 140 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr darstellt (2023: 497 Mio. Euro), aber weiterhin ein großes Defizit bedeutet.
Bei DB Cargo kamen erschwerend auch konjunkturell-bedingt Nachfrage Rückgänge hinzu. Der Umsatz verringerte sich 2024 gegenüber dem Vorjahr um 3,2 Prozent”, erklärt der DB-Finanzvorstand weiter.
Die Verkehrsleistung von DB Cargo sank 2024 deutlich um 7,9 Prozent auf 68,5 Milliarden Tonnenkilometer (2023: 74,4 Milliarden Tonnenkilometer). Sollte DB Cargo bis Ende 2026 nicht in die Gewinnzone kommen, drohen der Schienengüterverkehrstochter hohe Rückzahlungen von Beihilfen an die EU.
DB Schenker: Verkauf soll Schuldenabbau ermöglichen
Während DB Cargo weiterhin ein Sorgenkind bleibt, hat sich die Deutsche Bahn von ihrer profitabelsten Sparte getrennt. Der Verkauf von DB Schenker an den dänischen Logistikkonzern DSV bringt der Bahn rund 14,3 Milliarden Euro ein. Diese Mittel sollen in den Abbau der hohen Schulden des Konzerns fließen. Die Verbindlichkeiten wurden 2024 bereits um 1,4 Milliarden auf 32,6 Milliarden Euro reduziert. Bis 2027 sollen sie weiter auf 26 bis 28 Milliarden Euro sinken.
DB Schenker hatte 2024 erneut hohe Gewinne erwirtschaftet und ein operatives Plus von rund einer Milliarde Euro erzielt. Dennoch ist der Verkauf für die Bahn unausweichlich, um finanzielle Stabilität zu erreichen.
Mit unserem Sanierungsprogramm unterstreichen wir unseren klaren Fokus auf unser Kerngeschäft: die Eisenbahn in Deutschland. Die Entscheidung, sich von DB Schenker zu trennen, war deshalb ebenso richtig wie notwendig”, sagte Vorstandsvorsitzender Richard Lutz.
Der Finanzschef Holle betonte zudem, dass mit dem Verkauf von DB Arriva und DB Schenker die Anzahl der Beteiligungen des DB-Konzerns drastisch um über 60 Prozent im Vergleich zum Jahr 2023 reduziert werde. 2024 seien bereits mehr als 120 Gesellschaften im Zusammenhang mit DB Arriva abgegeben worden, mit dem Schenker-Verkauf würden rund 200 weitere Beteiligungen folgen.
Der DB-Konzern wird damit erheblich fokussierter, weniger komplex und nicht mehr weltweit in mehr als 130 Ländern aktiv sein”, so Holle.
Sanierungsplan: Stellenabbau und Modernisierung
Die Deutsche Bahn setzt auf ein umfassendes Sanierungsprogramm, das neben der finanziellen Konsolidierung auch eine Modernisierung der Infrastruktur umfasst. Ein zentraler Bestandteil ist der Abbau von 10.000 Stellen bis 2027 im Vergleich zu 2024, insbesondere in der Verwaltung.
Für die Bereiche Verwaltung und Vertrieb heißt das: Es ist fest eingeplant, bis 2027 rund 20 Prozent der Mitarbeitenden und Führungskräfte abzubauen. Denn nur ein wirtschaftlich gesundes Unternehmen kann auf Dauer zukunftsfeste Arbeitsplätze bieten”, bekräftigt Holle.
Trotz der geplanten Maßnahmen bleibt die Situation angespannt und ob die Maßnahmen ausreichen, um DB Cargo bis 2026 in die Gewinnzone zu bringen und die Bahn insgesamt wieder auf Kurs zu bringen, bleibt abzuwarten.