Thomas Eschey, Chief Technical Officer bei Kögel Trailer GmbH

Kurzinterview: “Es gilt das Image der Branche aufzupolieren und die Branche ihrer Bedeutung entsprechend in der breiten Öffentlichkeit sichtbar zu machen”

Heute gibt Thomas Eschey von der Kögel Trailer GmbH seine Einschätzung für die Branchen-Trends 2022 und spricht über Themen, die die Branche gerade am meisten beschäftigen.

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Natalia Jakubowska, Trans.INFO: Was hat sich im vergangenen Jahr in der Transport- und Logistikbranche geändert?

Thomas Eschey, Chief Technical Officer bei Kögel Trailer GmbH: Bereits seit Beginn der Corona-Pandemie hat sich die Transport- und Logistikbranche im Hinblick auf die Verfügbarkeit von Transportlösungen disruptiv verändert. Bis dato in diesem Ausmaß unbekannte Einflussfaktoren bestimmen seither wesentlich die Geschäftsprozesse. Hierzu zählen: Material- und Seecontainer-Engpässe, hohe Einkaufspreise und fehlende Fachkräfte. Das in Summe führt wiederum zu Engpässen in der Produktion. Demgegenüber stand zunächst eine erhöhte Nachfrage in einzelnen Transportsegmenten. Ein Beispiel hierfür ist das steigende Aufkommen der Paketsendungen durch den Online-Handel. Im vergangenen Jahr erlebten wir dann eine deutlich erhöhte Nachfrage nach Trailern nahezu aller Gattungen. In Verbindung mit den Materialengpässen und hohen Preisen an den Beschaffungsmärkten ergaben sich daraus unvorhersehbar hohe Produktionskosten und damit steigende Fahrzeugpreise sowie längere Lieferzeiten. Das gilt im Übrigen für alle namhaften Trailerhersteller.

Ohne welchen Trend funktioniert die Transportbranche gar nicht mehr?

Die Digitalisierung der Logistik schreitet unaufhörlich und mit hohem Tempo voran. Dabei langt es nicht, dass unter Digitalisierung lediglich ein profaner Update-Prozess der aktuellen Firmen-Software verstanden wird. Natürlich ist die Modernisierung der technischen Mittel ein erster Schritt in die richtige Richtung, aber es geht auch um Ideen für digitale Geschäftsmodelle und Dienstleistungen und besonders um das Personal, das diese Ideen und Modernisierungsmaßnahmen effizient umsetzen kann.
Unternehmen werden heutzutage durch Datenanalysen gelenkt. Um diese Daten korrekt interpretieren zu können, müssen sowohl entsprechende Tools als auch die Fachkräfte, die sie verstehen und auswerten können, vorhanden sein. Nur so werden Daten anschaulicher – auch Trailer-Daten: Trailer-Standort, Reifendruck, Temperatur bei Kühlern u.v.m. lassen sich in Echtzeit ermitteln. Das ermöglicht bspw. eine wesentlich effizientere Fahrzeugdisposition, die wiederum zur Optimierung der Fahrzeug- und Kapazitätsauslastung und damit zu niedrigeren CO2-Emissionen führt. Digitalisierung ist folglich essenziell für viele weitere Trends.

Welche Trends und Entwicklungen werden das Jahr 2022 prägen?

Die Transport- und Logistikbranche beschäftigt im Grunde vier große Themen: Digitalisierung, Fachkräftemangel, Nachhaltigkeit und Flexibilität.
Die Digitalisierung bleibt dennoch die treibende Kraft.

Welcher Trend ist für Sie am wichtigsten und warum?

Wie bereits erwähnt sind viele Trends eng miteinander verknüpft. Die Digitalisierung nimmt dabei eine exponierte Rolle ein, aber auch die Vereinbarkeit von Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit steht im Fokus. Bei Kögel spiegelt sich dieses Bestreben sogar in unserem Unternehmensleitsatzes wider. Kurz gesagt – für Kögel ist der Trailer längst ein Faktor, um den CO2-Fußabdruck zu senken. Das Zusammenspiel von Trailer und Zugmaschine ist entscheidend, um eine größtmögliche Reduzierung des CO2-Fußabdrucks zu erreichen.
Kögel gilt seit vielen Jahren als Pionier des Leichtbaus und treibt die Entwicklung der Trailer mit immer neuen Innovationen voran. Aktuell haben wir in Kooperation mit SAF-Holland einen Tiefkühlauflieger der Baureihe Kögel Cool – PurFerro quality entwickelt, der über eine Rekuperationsachse verfügt. Diese gewinnt Bewegungsenergie als elektrischen Strom zurück und stellt sie dem Antrieb der Kühlmaschine zur Verfügung. Das reduziert den CO2-Ausstoß deutlich.

Welche Herausforderungen stellen diese Trends und Entwicklungen für Unternehmen dar? Wie können Unternehmen diese gut meistern?

Die Transport- und Logistikbranche hat viele neue Ströme und Bewegungen bislang sehr stiefmütterlich behandelt. Fachkräfte mit kostenlosem Obst, Kaffee und Wasser anzulocken, funktioniert heutzutage genauso wenig, wie das bereits angesprochene Software-Update für die eigene Firma. Die Logistik ist der drittgrößte Wirtschaftsbereich in Deutschland und dennoch ist ihre öffentliche Wahrnehmung und besonders Wertschätzung kaum vorhanden. Es gilt das Image der Branche aufzupolieren und die Branche ihrer Bedeutung entsprechend in der breiten Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Dabei geht dieser Appell an jedes einzelne Unternehmen der Branche. Hier muss man an einem Strang ziehen, denn im Wettstreit um die begehrten Fachkräfte ist das Image der Branche das Fundament für alle weiteren Bestrebungen.

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